URI: 
       # taz.de -- Russlands Aggression gegen die Ukraine: Ganz nach Putins Plan
       
       > Militärisch dürfte Russland einen Krieg mit der Ukraine gewinnen. Doch
       > Putin beschränkt sich aufs Drohen: Der Blutzoll wäre wohl selbst ihm zu
       > hoch.
       
   IMG Bild: Ukrainischer Soldat an der Linie zum pro-russischen Separatistengebiet
       
       Seit Wochen fährt der Kreml Kriegsgerät und Soldaten an der Grenze zur
       [1][Ukraine] auf. Mehr als 80.000 Mann sollen sich auf russischer Seite in
       Stellung gebracht haben. Es sind bedrohliche Truppenverlegungen, die
       allerdings nicht auf unbegrenzte Zeit vorgenommen werden können. Irgendwann
       muss das Provisorium einer anderen Lösung weichen.
       
       Die Bedrohung der Ukraine ist real, seit der Annexion der Krim, der
       Besetzung des Donbass und der Ausgabe russischer Pässe an die Bewohner der
       besetzten Gebiete. Auch der Lärm in Russland beunruhigt, wo der Chef des
       ukrainischen Konsulats in Sankt Petersburg am Freitag wegen angeblicher
       Spionage festgenommen wurde. Inzwischen ist er wieder auf freiem Fuß.
       Russlands Militaristen halten es für besonders propagandawirksam, einen
       Gegner der Spionage zu verdächtigen.
       
       Die Logik kann nur die eines Geheimdienstes sein, der die Staatsgeschäfte
       führt. Moskau setzt auf Drohgebärden. Auch wenn sie zunächst nur der
       Abschreckung dienen, so könnte jeder unkontrollierte Funke doch einen
       Großbrand auslösen. Zweifellos: Moskau dürfte als Sieger aus einem
       kriegerischen Konflikt hervorgehen. Doch zu welchem Preis? Schon nach der
       [2][Krimbesetzung] hatte der Kreml die Ukraine verloren. [3][Putin] wird
       sie zu Lebzeiten nicht mehr „heimholen“ können, welche Manöver er auch
       unternimmt. Der Blutzoll wäre selbst ihm zu hoch.
       
       Putins Trumpf ist die Unentschlossenheit des Westens. Der ist ukrainemüde.
       Moskaus Autoritarismus ist da schon geordneter. Nach wie vor beherrscht
       auch die Erinnerung an den 2. Weltkrieg die russische Opferdominanz. Der
       Blutzoll der „bloodlands“, der Ukraine und Belarus, hat es auch in der
       Historie neben Russland schwer, anerkannt zu werden.
       
       Zunächst wird Putin den Druck nicht verringern. Der Kreml kann nicht
       verkraften, dass Kiew sich nicht an die Minsker Vereinbarungen halten und
       erneut zum Satellitenstaat werden möchte. Russlands politische Elite hält
       die Ukrainer für „Kleinrussen“, die zu den Großrussen einfach dazu gehören.
       
       Wie wenig die Ukraine bislang im Umfeld der EU angekommen ist, belegt der
       Umgang der deutschen Kommissionspräsidentin mit Kiew. Ursula von der Leyen
       lehnte die Einladung zum ukrainischen Unabhängigkeitstag von der
       Sowjetunion im August ab: Terminprobleme – selbst im Urlaubsmonat?
       
       Der Kremlchef dürfte sich auf die Schenkel klopfen. Alles läuft wie
       geplant, selbst Nord Stream 2 bauen die Berliner weiter. Noch gibt es für
       Putin keinen Grund, moderater aufzutreten.
       
       18 Apr 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Konflikt-zwischen-Ukraine-und-Russland/!5762014
   DIR [2] /Politologin-ueber-Putins-Ukrainepolitik/!5763177
   DIR [3] /Konflikt-in-der-Ostukraine/!5760656
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Klaus-Helge Donath
       
       ## TAGS
       
   DIR Ukraine
   DIR Russland
   DIR Wladimir Putin
   DIR Krim-Annexion
   DIR Donbass
   DIR Robert Habeck
   DIR Russland
   DIR Wladimir Putin
   DIR Russland
   DIR Wolodymyr Selenskij
   DIR Ukraine
   DIR EU-Politik
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Konflikt mit Russland: Habeck für Waffenverkauf an Ukraine
       
       Der Lieferung von Defensivwaffen stehe er offen gegenüber, sagte Robert
       Habeck in Kiew. Traditionell lehnen die Grünen Rüstungsexporte eher ab.
       
   DIR Konflikt in der Ostukraine: Moskau pfeift seine Truppen zurück
       
       Die Führung in Kiew reagiert verhalten optimistisch auf Ankündigung.
       Prorussische Kämpfer in der Ostukraine fordern militärische Lösung.
       
   DIR Proteste in Moskau: Putins bizarre Parallelwelt
       
       Mit keinem Wort erwähnt der Chef im Kreml Nawalny oder die Ukraine. Dabei
       zeichnet sich Putins nächster Akt schon ab. Und Europa schaut zu.
       
   DIR Beziehungen zwischen EU und Russland: Keine neuen Sanktionen
       
       Die EU-Außenminister haben über Moskaus Aufmarsch an der Grenze zur Ukraine
       beraten. Sie warnen vor einer weiteren Eskalation.​
       
   DIR Konflikt zwischen Ukraine und Russland: Auge um Auge, Diplomat um Diplomat
       
       Russische Kriegsschiffe blockieren die ukrainische Hafenstadt Mariupol. Die
       Folge: eine Rochade von Diplomaten. Und Gesprächsversuche.
       
   DIR Politologin über Putins Ukrainepolitik: „Putins Politik? Nötigung!“
       
       Da die Ukraine vom Westen übersehen wird, hat der russische Präsident mehr
       Platz für Manöver, sagt die Politologin Lilija Schewzowa.
       
   DIR Sanktionen gegen Moskau: Zuckerbrot statt Peitsche
       
       Eine weitere Eskalation der Ukraine-Krise könnte schwere Folgen auch für
       EU-Staaten haben. Merkel und Macron müssen jetzt beschwichtigen.