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       # taz.de -- Neue Bremer Bildungssenatorin: Lieber leise als laut
       
       > Parteichefin Sascha Karolin Aulepp wird am Freitag wohl vom Bremer
       > SPD-Vorstand als Claudia Bogedans Nachfolgerin nominiert. Das überrascht
       > niemand.
       
   IMG Bild: Bald öfter im Vordergrund: Sascha Aulepp (l.) beim Selfie mit Parteichefin Saskia Esken
       
       Bremen taz | Eines der letzten Themen, die Sascha Aulepp als Antrag in die
       Bürgerschaft eingebracht hat, ist das Verbot von Einweggrills in Parks. „Es
       war noch übrig aus dem Petitionsausschuss von letzter Legislaturperiode“,
       so die Abgeordnete der SPD-Fraktion. „Und sonst hat sich niemand zuständig
       gefühlt.“
       
       Den Schuh hat sich Aulepp also angezogen, hat das piefige Lokalthema, mit
       dem man nicht glänzen kann, auf die Tagesordnung gesetzt, und jetzt, jetzt
       sind sie verboten, die Einweggrills – und das ist gut so, findet sie. Zu
       einem viel größeren Thema will sie sich lieber nicht äußern: Dass sie
       Bremens nächste Bildungssenatorin werden dürfte, das will sie nicht
       kommentieren.
       
       Vorgeschlagen hat Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) sie für das Amt,
       aber nein, natürlich: Noch ist es nicht so weit. Erst am Freitag wird der
       Landesvorstand der SPD über die Nominierung entscheiden – und Aulepp ist zu
       lange dessen Vorsitzende, um nicht zu wissen, dass man der Partei in
       solchen Entscheidungen nicht vorgreifen sollte.
       
       Seit [1][2016 ist sie Bremens SPD-Chefin]. Gewählt wurde sie damals mit
       breiter Unterstützung, 194 von 222 Stimmen bekam sie. Nach Bremen gekommen
       ist die 50-Jährige aus Hanau schon mit Anfang 20, um hier Jura zu
       studieren. Seitdem wechselt sie zwischen der Juristerei und der Politik.
       Noch vor dem Partei-Eintritt 2003 wird die selbstständige Rechtsanwältin
       Referentin im Finanzressort und in der Senatskanzlei unter Bürgermeister
       Jens Böhrnsen. Später dann ist sie Jugendrichterin – ein Amt, das sie 2015
       aufgibt, als sie in die Bürgerschaft gewählt wird.
       
       ## Der große Auftritt ist nicht ihr's
       
       Aulepp ist keine Frau des großen Auftritts; pathetische Gesten liegen ihr
       nicht. Eher schon runzelt sie bei Reden und Interviews die Stirn, verzieht
       den Mund, diverse „Ähs“ schummeln sich in ihre Statements. Wenn man sie
       außerhalb der Bürgerschaft erkannte, schien ihr das lange fast unangenehm
       zu sein.
       
       Sie ist wohl eher eine Politikerin der leisen Töne“, meint Jörg Hendrichs
       aus ihrem angestammten Ortsverein Bremen Mitte-Altstadt. „Sie ist keine
       Lautsprecherin“, urteilt auch Cornelia Barth, die für die Linke in den
       Koaltionsverhandlungen mit Aulepp saß. Fleißig, kompetent, gut vorbereitet,
       das sind Beschreibungen, die von mehreren Seiten fallen.
       
       Für einen Nachteil im Senatorinnenamt hält das keiner von ihnen: „Als
       Lautsprecherin trampelt man eher in Fettnäpfchen“, sagt Barth. Und
       Parteifreund Arno Gottschalk gibt zu bedenken, dass auch Claudia Bogedan
       keine Rampensau gewesen sei.
       
       Gerade in der Bildungspolitik, wo Eltern, Schüler*innen, Lehrer*innen
       und Medien um Positionen streiten, sei Zurückhaltung im Auftreten
       vermutlich von Vorteil: „In so einer emotionalisierten Arena selbst eine
       emotionalisierende Person zu sein, bringt die Dinge nicht voran“, glaubt
       Gottschalk. „Ihr Talent, wirklich zuzuhören, ist da viel hilfreicher.“ „Sie
       ist empathisch“, lobt die bildungspolitische Sprecherin der SPD, Gönül
       Bredehorst, „das ist überall eine gute Eigenschaft, aber gerade auch in
       einem sensiblen Bereich wie Bildung.“
       
       ## Die SPD-Linke kann sich durchsetzen
       
       Dass sie sich unterbuttern lassen könnte, halten diejenigen, die über sie
       sprechen wollen, nicht für wahrscheinlich: „Haltung“ ist ein Wort, das
       gleich mehrere Bremer Politiker*innen nutzen, um sie zu beschreiben.
       Klar könne sie sich von Argumenten überzeugen lassen. Aber sich eben auch
       robust durchsetzen – in den Verhandlungen mit anderen Parteien, aber auch
       SPD-intern.
       
       Im Zweifel ist diese Haltung eher SPD-links. Sozialisiert wurde Aulepp bei
       den Falken, mit 12 Jahren trat sie dort ein. Sie [2][schimpft über Vonovia]
       und fordert bei Parteitagen Geld vor allem für die Schulen in sozial
       benachteiligten Stadtteilen. Der CDU ist sie damit tendenziell zu links.
       „Es spricht ja nichts dagegen, als Parteivorsitzende ein klares Standing zu
       haben“, so Jens Eckhoff, haushaltspolitischer Sprecher der Unions-Fraktion.
       „Aber als Senatorin ist man nicht mehr nur für sein Klientel da, sondern
       für alle Bremer. Da bin ich sehr gespannt.“
       
       ## Viel Erfahrung im politischen Spiel
       
       Für viele war die Empfehlung Aulepps als Nachfolgerin von Bogedan keine
       Überraschung. „Sie könnten Sie mich eine Woche einsperren und nachdenken
       lassen, jemand besseres würde mir nicht einfallen“, sagt Gottschalk. Aulepp
       bringt mehr Erfahrung im politischen Spiel mit als Gönül Bredehorst, die
       seit einem halben Jahr bildungspolitische Sprecherin der Fraktion ist.
       
       Auch deren Vorgänger Mustafa Güngör, parteiinterner [3][Experte für
       Bildungspolitik und mittlerweile Fraktionschef], wäre nicht infrage
       gekommen – Senator*innenposten sollen auch in der SPD paritätisch
       besetzt werden, auf Claudia Bogedan muss also eine Frau folgen.
       
       Trotzdem bleibt ein Makel: Bildungspolitik hat Aulepp bisher nicht gemacht.
       In ihrer Fraktion ist sie Sprecherin für Justiz – und auch für
       Haushaltsfragen zuständig. 30 Anfragen und Anträge hat sie in den letzten
       drei Jahren mit unterzeichnet, zur Bildung war nichts dabei. „Ihr
       Hauptthema ist Bildung“, sagt Gottschalk trotzdem. Bei der Aushandlung des
       Koalitionsvertrags habe sie das bewiesen. Und dass die Bildungspolitik im
       Doppelhaushalt zum größten Etat befördert wurde, sei ihr Verdienst.
       
       22 Apr 2021
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Lotta Drügemöller
       
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