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       # taz.de -- Co-Vorsitzende der Linkspartei: Janine Wissler will in Bundestag
       
       > Die Linken-Co-Vorsitzende wird bei der Bundestagswahl kandidieren. Sie
       > fordert Grüne und SPD auf, ernsthaft über eine Koalition nachzudenken.
       
   IMG Bild: Janine Wissler hält eine Rede, bevor sie zur neuen Co-Vorsitzenden gewählt wird, Februar 2021
       
       Frankfurt a. M. taz | Die Fraktionsvorsitzende der Linken im hessischen
       Landtag, Janine Wissler, will ihre Wiesbadener Ämter aufgeben und im
       September in den Deutschen Bundestag einziehen. Vier Wochen nach ihrer Wahl
       zur Co-Bundesvorsitzenden der Linken meldete die 39-Jährige ihre Bewerbung
       für Platz eins der hessischen Landesliste und für die Direktkandidatur im
       Bundestagswahlkreis 182 in Frankfurt am Main an.
       
       Der Wechsel falle ihr schwer, bekannte Wissler bei einer Pressekonferenz am
       Mittwoch; in den 13 Jahren im Landesparlament, 12 davon als Vorsitzende
       ihrer Fraktion, habe sie habe „unglaublich viel erlebt und gelernt“, sagte
       sie. Besonders wichtig sei die Erfahrung, dass man auch aus der Opposition
       heraus viel erreichen könne.
       
       Als „tolles Beispiel“ dafür nannte sie die Abschaffung der Studiengebühren,
       für die sie als Studentin außerparlamentarisch und nach ihrer Wahl zur
       jüngsten Abgeordneten des hessischen Landtags 2008 erfolgreich im Parlament
       gestritten hatte.
       
       Mit Blick auf mögliche Regierungskoalitionen im Bund erinnerte Wissler an
       ihre durchwachsenen Erfahrungen nach den Landtagswahlen 2008 und 2013, als
       in Wiesbaden rechnerisch rot-rot-grüne Bündnisse möglich gewesen gewesen
       wären. Die Linken hätten beide Male bewiesen, „dass wir damit
       verantwortungsvoll umgehen“, sagte Wissler.
       
       ## Lob sogar von einem CDU-Politiker
       
       Im Jahr 2008, nachdem CDU und FDP ihre Mehrheit verloren hatten, war die
       bereits ausgehandelte rot-grüne Regierungskoalition unter Duldung der
       Linken nur an vier Abweichlern aus der SPD-Fraktion gescheitert. 2013
       entschieden sich nach ersten Sondierungen SPD und Grüne für
       Koalitionsverhandlungen mit der CDU. Ergebnis war damals das erste
       schwarz-grüne Regierungsbündnis in einem Flächenland.
       
       Sollte in Berlin nach der Bundestagswahl ein rot-rot-grünes oder
       grün-rot-rotes Bündnis rechnerisch möglich sein, „sind alle Parteien in der
       Verantwortung, darüber ernsthaft zu reden“, betonte Wissler gegenüber der
       taz.
       
       Wissler hatte zuvor bei ihrer PK offengelassen, wer die Partei als
       SpitzenkandidatInnen in den Bundestagswahl führen werde. Zusammen mit ihrer
       [1][Co-Vorsitzenden Susanne Henning-Welsow], die ebenfalls für den
       Bundestag kandidiert, werde sie Anfang Mai einen Vorschlag vorlegen, sagte
       Wissler. Anders als die Union werde ihre Partei geschlossen auftreten. Das
       „unwürdige Schauspiel“, das [2][Markus Söder und Armin Laschet mitten in
       der Pandemie gegeben hätten], bereite ihr Sorgen, so Wissler.
       
       Für die hessische Landespolitik ist Wisslers Abschied aus dem Landtag eine
       Zäsur. Nach ihrem Einzug 2008 hatte sich die damals 26-jährige Abgeodnete
       noch mit einem Protestbrief an den Landtagspräsidenten den Respekt der
       Kollegen im Wirtschaftsausschuss erstreiten müssen. Inzwischen [3][genießt
       sei allgemeine Wertschätzung] und ist sogar die Vorsitzende dieses
       Gremiums.
       
       Ihr Stellvertreter im Ausschuss, der CDU-Landtagsabgeordnete und
       Generalsekretär Manfred Pentz, hatte nach ihrer Wahl an die Parteispitze
       der Linken formuliert: „Mit ihr hat die Partei eine geschliffene Rednerin
       und charismatische Persönlichkeit in die Doppelspitze gewählt; sie hat sich
       als engagierte Oppositionspolitikerin im Hessischen Landtag einen
       beachtlichen Ruf erarbeitet“.
       
       Obwohl Pentz zugleich ideologische und programmatische Differenzen zwischen
       Wissler und der CDU hervorgehoben hatte, forderten Werteunion und CSU Pentz
       postwendend zum Rücktritt auf. Das Wissler-Lob verschwand zwar von der
       Homepage der CDU, die Formulierungen wurden indes nicht zurückgenommen. Die
       KollegInnen im Wiesbadener Landtag würden ihr künftig fehlen, sagte Wissler
       am Mittwoch.
       
       21 Apr 2021
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Christoph Schmidt-Lunau
       
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