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       # taz.de -- Angriffe gegen Journalist:innen: Gegen die neue Normalität
       
       > Angriffe auf Jornalist:innen haben zugenommen. Um sie besser zu
       > schützen, hat eine Initiative einen Schutzkodex für Medienhäuser
       > erarbeitet.
       
   IMG Bild: Szene nach einem Angriff auf Journaist:innen im Mai 2020 in Berlin
       
       Die Bedrohungslage für Journalist:innen in Deutschland hat sich im
       vergangenen Jahr besonders verschlechtert. 252 Angriffe auf
       Journalist:innen habe es im Jahr 2020 gegeben. Das geht aus der Antwort
       auf eine Kleine Anfrage der Grünen hervor. Die Dunkelziffer, so schätzen es
       Journalist:innenverbände, dürfte höher liegen. Das [1][Europäische Zentrum
       für Presse- und Medienfreiheit (ECPMF)] hielt außerdem bereits im März 2020
       fest, dass Drohungen gegen Journalist:innen „in Deutschland das neue
       Normal“ seien.
       
       Um darauf zu reagieren, hat ein Bündnis von
       Journalist:innenorganisationen, Gewerkschaften und
       Beratungseinrichtungen Standards entwickelt und diese in einem
       [2][Schutzkodex für Medienhäuser] formuliert, der am Dienstag vorgestellt
       wurde. Medien wie Zeit, Zeit Online, Spiegel, Frankfurter Rundschau, dpa
       und auch die taz haben sich dieser Initiative bereits angeschlossen.
       Weitere Medien, so heißt es, sollen folgen.
       
       Die im Kodex festgehaltenen Maßnahmen umfassen juristische, psychologische
       und finanzielle Unterstützung von Journalist:innen. Gelten sollen diese
       für feste Mitarbeiter:innen ebenso wie für freie Journalist:innen.
       Letztere sind bislang besonders gefährdet, wenn sie von Demonstrationen
       berichten.
       
       Der Maßnahmenkatalog umfasst Leistungen wie die Kostenübernahme von
       Personenschutz und Sicherheitspersonal bei Dreharbeiten sowie Unterstützung
       bei der Auskunftssperre im Melderegister. Zentral soll aber nicht nur der
       Schutz auf der Straße sein, sondern auch im Netz. Die Initiative schlägt
       aus diesem Grund vor, zentrale Ansprechpersonen in Redaktionen zu
       installieren, an die sich Freie und Festangestellte wenden können, sollten
       sie Hassmails und/oder Drohungen erhalten. Dies soll verhindern, dass
       Betroffene Hassnachrichten selbst lesen müssen. Hausinterne Justiziare
       sollen diese stattdessen regelmäßig auf ihre strafrechtliche Relevanz
       überprüfen, heißt es in dem Kodex.
       
       ## 65 körperliche Übergriffe in 2020
       
       „Der Kodex ist auch deshalb so wichtig, weil Strafverfolgungsbehörden die
       angegriffenen Journalist*innen allzu oft im Stich lassen“, sagt Franz
       Zobel vom VBRG e. V. und Projektkoordinator der Thüringer Opferberatung
       ezra. Insbesondere für Frauen und Journalist:innen of Color sei in den
       vergangenen Jahren der Druck durch Hass und Angriffe gestiegen, sagt Thembi
       Wolf, Vorsitzende der Neuen deutschen Medienmacher*innen. Immer öfter kommt
       es zu Vorfällen, in denen die Polizei versagt, Journalist:innen bei
       Demonstrationen zu schützen, und sie stattdessen sogar behindert.
       
       Deshalb liege die Verantwortung [3][auch bei den Behörden], allen voran den
       Innenministerien, Schutzkonzepte zu erarbeiten, heißt es bei der
       Vorstellung des Schutzkodex. Erst in dieser Woche hatte Reporter ohne
       Grenzen (ROG) Deutschland in seiner [4][diesjährigen „Rangliste der
       Pressefreiheit“] von Platz 11 auf 13 herabgestuft. Die Organisation stufte
       außerdem die Lage der Pressefreiheit in Deutschland nun von „gut“ auf nur
       noch „zufriedenstellend“ herab.
       
       Grund dafür sind allen voran die gestiegenen Übergriffe auf
       Journalist:innen im Umfeld der sogenannten Querdenker-Demonstrationen.
       Dort kam es in der Vergangenheit zu massiven pressefeindlichen Stimmungen.
       Die Vorfälle reichen von Drohungen, verbalen Angriffen, Buhrufen bis hin zu
       körperlicher Gewalt.
       
       Reporter ohne Grenzen hat die Zahl der körperlichen Übergriffe 2020 mit 65
       verifizierten Fällen so hoch wie nie zuvor seit Beginn der Erfassung
       geschätzt. 2019 zählte ROG noch 13 bestätigte tätliche Angriffe auf
       Medienschaffende, 2018 waren es 22.
       
       22 Apr 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Studie-zu-Uebergriffen-in-Deutschland/!5537253
   DIR [2] https://www.reporter-ohne-grenzen.de/fileadmin/Redaktion/meldung/2021/210422_Schutzkodex_Massnahmenkatalog.pdf
   DIR [3] /Pressefreiheit-in-Deutschland/!5762239
   DIR [4] /Pressefreiheit-in-Deutschland/!5768012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Erica Zingher
       
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