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       # taz.de -- Pandemie eskaliert in Indien: Zu wenig, zu spät
       
       > Die Regierung in Indien hat zu spät gegen das Coronavirus gehandelt. Nun
       > sind die Warnungen wahr geworden: Die Pandemie ist außer Kontrolle.
       
   IMG Bild: Hunderttausende neue Coronainfizierte jeden Tag: Schnelltest in Kaschmir am 21. April
       
       Seit Wochen sind die Intensivstationen der indischen Metropolen wieder
       chronisch überlastet. Dennoch dauerte es, bis der indische Premierminister
       Narendra Modi vom Wahlkampfmodus in den Krisenmodus umgeschaltet hat – viel
       zu spät. Als Modi warnte, dass das Wiederaufflammen des Coronavirus Indien
       wie ein Sturm treffe, hatten die Neuinfektionen bereit 250.000 Menschen am
       Tag überschritten, nun haben sie die Marke von 315.000 erreicht.
       
       In Metropolen wie Mumbai wurden Anfang des Jahres
       Corona-[1][Feldkrankenhäuser] wieder abgebaut. Kaum jemand rechnete damit,
       dass sie drei Monate später wieder gebraucht würden. Ähnlich sieht es bei
       der Produktion des wichtigen Medikaments Remdesivir für die Behandlung aus.
       Der Staat legte keinen großen Vorrat an. Die [2][Impfstoffproduktion in
       Indien] lief an, wurde aber erst jüngst intensiviert. Auch die religiöse
       Massenversammlung Kumbh Mela wurde zwei Wochen lang nicht gestoppt.
       
       Erst in dieser Woche wurde der Ernst der Lage von der Zentralregierung
       erkannt, die unter anderem ankündigte, die Altersbeschränkung für das
       Impfen aufzuheben und den Impfstoffmarkt für weitere Vakzine zu öffnen.
       Wegen der vertanen Zeit traf die neue Coronawelle Indien mit einer noch nie
       da gewesenen Wucht. Heute sind die Horrorwarnungen von [3][vor einem Jahr]
       bedauerlicherweise wahr geworden: Menschen sterben auf den Straßen, weil
       sie nicht mehr ins Krankenhaus eingeliefert werden können. Die in Indien
       gefundene Doppelmutante B.1.617 – sehr viel ansteckender – verbreitet sich
       rasant.
       
       Selbst der Sauerstoff ist knapp geworden, obwohl Indien zu den größten
       Herstellern weltweit zählt. Das Gesundheitssystem steht vor dem
       Zusammenbruch. Dabei kann diese Welle niemanden überrascht haben. Sie traf
       Indien, genau wie beim ersten Mal, mit einer zeitlichen Verzögerung.
       
       Die Bürger:innen verlieren den Glauben an das System. Mütter, Väter,
       Töchter und Söhne sterben weiter. Indien zahlt einen hohen Preis für seine
       Versäumnisse, die kaum wiedergutzumachen sind.
       
       22 Apr 2021
       
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