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       # taz.de -- Eishockeyspielerin über abgesagte WM: „Das entwertet das Turnier“
       
       > Julia Zorn, die Kapitänin des deutschen Nationalteams, wundert sich,
       > weshalb Männerturniere stattfinden und die Frauen-WM abgesagt wird.
       
   IMG Bild: Zwangspause: Julia Zorn hier noch beim WM-Vorbereitungsspiel gegen Österreich Anfang April
       
       taz: Frau Zorn, gut 12 Stunden vor Ihrem Abflug zur WM nach Kanada wurde
       das Turnier wegen steigender Coronazahlen in der gastgebenden kanadischen
       Provinz Nova Scotia abgesagt. Wäre ein solches Szenario für die Männer-WM
       im Mai in Lettland auch denkbar? 
       
       Julia Zorn: Auf jeden Fall. Es war ja keine Entscheidung des
       Internationalen Eishockeyverbands, sondern von der Gesundheitsbehörde und
       der politischen Verantwortungsträger vor Ort in Kanada.
       
       [1][Aber Sie haben via Twitter] darauf aufmerksam gemacht, dass etwa die
       U20-WM der Junioren in Kanada im Dezember noch stattgefunden hat. Das sei
       unfair, haben Sie geschrieben. Ihr Ärger richtet sich doch offenbar nicht
       gegen die kanadischen Entscheider. 
       
       Wir bewegen uns momentan generell auf einem schmalen Grat. Wir wollen nicht
       auf Biegen und Brechen unbedingt die WM spielen und die Gesundheit von
       irgendjemand gefährden. Dass die WM letztes Jahr zu Beginn der Pandemie
       verschoben wurde, war alternativlos. Aber wofür hat man jetzt ein
       Bubble-Konzept entworfen, wenn es nun nichts wert ist?
       
       Gegen wen richtet sich Ihr Ärger nun hauptsächlich? 
       
       Ich möchte niemanden namentlich direkt angreifen. Irgendjemand in der
       Entscheidungskette hat meiner Meinung nach nicht professionell gehandelt.
       
       Man hätte etwa einen Plan B in der Schublade haben können. 
       
       Auf jeden Fall. Es war über ein Jahr Zeit, sich auf unterschiedliche
       Szenarien vorzubereiten. Es ist schwierig zu vergleichen, ob es bei den
       Männern in derselben Situation auch so passiert wäre. Das hat jetzt eine
       große Gender-Debatte losgetreten, meine Absicht war das nicht. Es wirft
       eben nur ein komisches Licht auf die ganze Sache, dass bei den Männern zwei
       Turniere stattgefunden haben und bei den Frauen keines.
       
       Was bedeutet so ein WM-Ausfall für das Fraueneishockey? 
       
       Die WM ist die einzige Möglichkeit, uns international zu zeigen. Es gibt
       bei uns keine Liga wie die NHL, die weltweit ausgestrahlt wird. Es wurde
       von dem Verband, den Betreuern und den Spielerinnen so viel Arbeit und so
       viel Verzicht in diese WM hineingesteckt. Manche arbeiten nebenher und
       haben ihren ganzen Jahresurlaub dafür geopfert, andere eine Ausbildung
       verschoben, und dann wird die WM auch noch so kurzfristig abgesagt.
       
       Die WM soll im Sommer nachgeholt werden. 
       
       Da stehen wir in der Saisonvorbereitung. Wir wollen uns zeigen, wenn wir in
       Topform sind und nicht in einer Aufbauphase. Das entwertet das Turnier.
       
       Sie haben einmal vor zwei Jahren gesagt, die Frauen im Eishockey seien zu
       brav, würden zu wenig einfordern. Was müsste geschehen? 
       
       Man hat in den letzten Jahren gesehen, welche Kraft und Reichweite Social
       Media hat. Da haben wir auch andere Möglichkeiten. Zuerst einmal musst du
       aber sportlich überzeugen, um Ansprüche stellen zu können. [2][Im deutschen
       Verband hat sich in den letzten Jahren vieles positiv verändert.] Das
       Budget für uns ist zum Beispiel größer geworden. Es gibt mehr Trainerinnen.
       
       Wie ist der Zusammenhalt unter den Spielerinnen? 
       
       Groß. Gestern gab es wegen der abgesagten WM ein Meeting der Spielerinnen
       der qualifizierten Nationen.
       
       Wurde die Absage auf der Ebene auch als Genderproblem diskutiert? 
       
       Die US-Frauen haben schon 2017 wegen Benachteiligungen gegen ihren eigenen
       Verband gestreikt und jetzt zusammen mit den Kanadierinnen auch die
       Profiligen. Man merkt schon, dass sie sich nicht zum ersten Mal wehren. Die
       Sichtweisen sind aber unterschiedlich, es waren zehn Nationen dabei. Das
       Bestreben ist, eine kurzfristige Lösung zu finden. Aber das ist logistisch
       inmitten einer Pandemie eine schwierige Angelegenheit.
       
       26 Apr 2021
       
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