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       # taz.de -- Ramadan in Berlin: Den Blick verändern
       
       > Wie lässt sich die Brücke schlagen vom wenig nachhaltigen und sozialen
       > Jetzt zu einer menschenfreundlicheren Zukunft? Einige Anlässe.
       
   IMG Bild: Es gilt, neue Perspektiven zu entwickeln
       
       Fasten, so sagte die Berliner Theologin Mira Sievers Anfang der Woche in
       einem [1][taz-Interview zum Beginn des Ramadan], berge die Chance für einen
       Bewusstseinswandel. Die freiwillige, drastische Veränderung des Alltags im
       Fastenmonat habe widerständiges Potential.
       
       Wer schon einmal von Karl Marx gehört hat, wird sich über solche Sätze
       wundern. Hatte Marx nicht treffend Religion als Opium des Volkes
       beschrieben, als bewusstseinsbetäubende Illusion, die mit der wirklichen
       Veränderung der herrschenden Verhältnisse überwunden würde?
       
       Doch Marx – wie auf andere Art auch die Kapitalist*innen und später
       die Neoliberalen – konnten noch an eine lineare Entwicklung glauben. Dem
       Wachstum und Wohlstand wären keine Grenzen gesetzt, so die Idee, die
       fortschreitende Modernisierung der Gesellschaften würde die Religionen (und
       „Nebenwidersprüche“ wie Rassimus und Sexismus) verschwinden lassen.
       
       Wer diesem Glauben weiterhin anhängt, versperrt sich der Wirklichkeit.
       Religiosität nimmt keineswegs ab und die planetarischen Grenzen des
       Wachstums werden selbst hierzulande mehr und mehr erfahrbar.
       
       ## Imagination und Umsetzung
       
       Wie lässt sich nun wachen Auges die Brücke schlagen von dieser wenig
       nachhaltigen und sozialen Gegenwart zu einer menschenfreundlicheren
       Zukunft? Die Verbindung von bewusstseinsverändernder Imagination und
       instrumenteller Umsetzung, für die aktuell der Begriff Imagineering erprobt
       wird, lässt sich schon vielerorts beobachten.
       
       Auch das Ramadan-Fasten kann als ein solches Imagineering verstanden
       werden, etwa dort, wo es als Plastikfasten das alltägliche Bewusstsein
       verändert. Ein entsprechender Onlinetalk mit Esra Doğanay von der Kampagne
       #GreenIftar ist [2][hier] zu finden.
       
       Wo die Digitalisierung nicht naiv als lineare Entwicklung verstanden wird,
       sondern kritisch auf ihre emanzipatorischen und solidarischen Gehalte
       befragt wird, ist ebenfalls Imagineering am Werk. So etwa in einem
       Onlineworkshop der Naturfreundejugend Berlin, der das Bewusstsein im
       alltäglichen Umgang mit Apps, Tools und Algorithmen verändern will,
       insbesondere im Hinblick auf Rassismus.
       
       „Der Online-Workshop kostet 5€. Wer den Beitrag nicht zahlen kann, ist
       trotzdem herzlich eingeladen, sich anzumelden“, heißt es in der
       Einladung(Samstag, 17. April, 11 Uhr, Anmeldung via
       [3][seminare@naturfreundejugend-berlin.de])
       
       ## Wie Hartz IV überwinden?
       
       „Hartz IV ist nicht nur für viele von Armut Betroffene zur bitteren
       Normalität geworden, es prägt auch das Leben aller anderen. Denn Hartz IV
       drückt die Löhne und sorgt für die Bereitschaft schlechte
       Arbeitsbedingungen hinzunehmen.
       
       Es verstärkt Ungleichheit beim Zugang zu Bildung und mindert die Chancen
       auf ein gutes Leben“, heißt es in der Ankündigung zu einer
       Onlinediskussion, die ebenfalls von der Naturfreundejugend Berlin
       organisiert wird. Die Frage ist hier: Mit welchen imaginativen und
       praktischen Mitteln kann Hartz IV endgültig überwunden werden? (Diskussion
       Dienstag, 20. April, 19 Uhr, Anmeldung via
       [4][rosa@naturfreundejugend-berlin.de]).
       
       Die Betäubungsmittel sind so vielfältig wie die Orte und Weisen der
       widerständigen Bewusstseinbildung – und die passiert jenseits der
       überkommenen Unterscheidung von Gläubigen und Nicht-Gläubigen.
       
       14 Apr 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Theologin-ueber-den-Monat-Ramadan/!5760731
   DIR [2] https://iztv.de/2021/04/12/umweltschutz-ist-gottesdienst/
   DIR [3] /seminare@naturfreundejugend-berlin.de
   DIR [4] /rosa@naturfreundejugend-berlin.de
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Stefan Hunglinger
       
       ## TAGS
       
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