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       # taz.de -- FC Bayern-Frauen in der Champions League: Pressing mit positivem Denken
       
       > Der FC Bayern wähnt sich im Champions-League-Halbfinale mit dem FC
       > Chelsea auf Augenhöhe. Trotz nationaler Hemmnisse strebt der Klub nach
       > ganz oben.
       
   IMG Bild: Mit Tempo: Lina Magull, hier am Ball gegen Hoffenheim, muss auch gegen den FC Chelsea schnell sein
       
       Es gibt eine Super League, die bereits vor zehn Jahren den Spielbetrieb
       aufgenommen hat und in Europa große Wertschätzung als wegweisendes
       Zukunftsmodell des Fußballs genießt. [1][In der FA Women’s Super League
       professionalisierte sich der Frauenfußball] zuletzt durch die nachhaltige
       Unterstützung des Verbands und etlicher traditioneller Männerfußballklubs
       rasend schnell. Klubs wie Manchester City oder der FC Chelsea sind dabei,
       die europäische Rangordnung, die von deutschen und französischen Vereinen
       dominiert wurde, durcheinander zu wirbeln.
       
       Deutschlands bisheriger Dauermeister VfL Wolfsburg schied im März im
       Viertelfinale der Champions League durch zwei Niederlagen gegen Chelsea
       erstmals gegen ein englisches Team aus. Und nun kommt es am Sonntag im
       Halbfinale beim FC Bayern München (17 Uhr, Sport 1) zu einem erneuten
       deutsch-englischen Vergleich.
       
       Die Münchner Kapitänin Lina Magull bekennt sich im Vorfeld der Partie als
       große Anhängerin des englischen Modells. „Es ist positiv zu bewerten, dass
       große Vereine merken, wir müssen auf Frauenfußball setzen, weil es ein
       unheimlicher Mehrwert für die Gesellschaft ist und für fußballbegeisterte
       Menschen, die Bock haben, guten Fußball zu sehen, und den findet man eben
       auch im Frauenfußball.“
       
       Über den FC Chelsea kann sie ebenfalls nur Gutes berichten. Magull hebt vor
       allem die Spielerinnen im Offensivbereich hervor, die sehr schnell seien
       und über eine gute Technik verfügten. Das dänische-australische-englische
       Trio Pernille Harder, Samantha Kerr und Francesca Kirby verdient durchaus
       das Prädikat Weltklasse und im Frauenfußball sicherlich Spitzengehälter.
       Vor wenigen Wochen hat die Women’s Super League für drei Jahre TV-Pakete
       für 18 Millionen Euro verkauft. Die Bundesligavereine erhalten [2][nach
       Angaben von zdf.de jährlich jeweils knapp 90.000 Euro] vom DFB aus der
       medialen Verwertung.
       
       ## Streben nach Balance
       
       Die Kluft zwischen den Ligen könnte eklatante Ausmaße annehmen. Der FC
       Bayern wiederum ist jedoch innerhalb des erstarrten deutschen Systems eine
       aufstrebende Kraft. Der derzeitige Tabellenführer hat den Anspruch
       formuliert, auf Dauer die nationale Nummer eins zu sein. Zur Konkurrenz in
       der Champions League sagt Trainer Sven Scheuer vor dem Halbfinale: „Unsere
       Entwicklung geht in die richtige Richtung. Ich glaube aber schon noch, dass
       die eine oder andere Mannschaft noch einen kleinen Vorsprung hat.“ Dieses
       zweifache „noch“ verbalisiert den drängenden Ehrgeiz mit dem der FC Bayern
       versucht, den Anschluss an die internationale Spitze herzustellen.
       
       Wie nah man sich bereits am Gipfel wähnt, unterstreicht Lina Magull nach
       ihrer Lobrede auf den FC Chelsea: „Ich denke, dass sie ähnlich von uns
       denken. Wir sind auch sehr gut aufgestellt.“ Sie gehe von zwei engen
       Partien aus, die auch wegen der unterschiedlichen Spielstile interessant
       wären. In der Women’s Super League sei die Intensität, die Unruhe, das Hin
       und Her größer, in der Bundesliga werde mehr Wert auf Taktik und größere
       Balance gelegt.
       
       Mit der Betonung dieser Stärken will Trainer Scheuer ins Finale einziehen.
       Es brauche angesichts der schnellen gegnerischen Offensive in seinem Team
       eine gute Balance aus aktivem Pressen und einer guten Restsicherung. Er
       freue sich als Trainer darauf, zu sehen, wie das taktische Verhalten der
       Mannschaft auf diesem höchsten Level funktioniere. Dass es zuletzt für den
       FC Bayern gegen den VfL Wolfsburg im Pokal und gegen die TSG Hoffenheim in
       der Liga die ersten beiden Niederlagen in der Saison gab, bringt Scheuer
       nicht aus der Ruhe. Er hebt den Lernerfolg nach dem Rückschlag gegen
       Hoffenheim hervor. Im Spiel am Mittwoch bei Turbine Potsdam (3:2) habe das
       Team auf den Rückstand viel besser reagiert und das Spiel noch gedreht.
       
       Wie der FC Bayern langfristig mit dem FC Chelsea mithalten soll, ist
       wiederum eine ganz andere Frage. Zuletzt schaltete sich gar FC-Bayern-Boss
       Karl-Heinz Rummenigge, von dem nur wenige Einlassungen zum Frauenfußball
       bekannt sind, ein. Der Frauenfußball müsse hierzulande „schleunigst
       höherschalten“.
       
       Lina Magull fordert das schon länger. Sie versteht es, mit positivem Denken
       Druck auf jene auszuüben, die sich mit Veränderungen schwertun. Auf die
       Frage – die eigentlich Rummenigge gestellt werden müsste –, ob die große
       Arena der Männerfußballer nicht das angemessenere Stadion für das
       anstehende Halbfinale wäre, entgegnet Magull: „Natürlich, wenn man von der
       Champions League spricht, könnte man mal davon ausgehen, in einem großen
       Stadion zu spielen. Aber ich bin mir sicher, dass das in naher Zukunft dann
       auch noch kommen wird.“
       
       [3][Und zum Erstarrungszustand der Liga], den sie vor knapp einem Jahr
       ebenfalls öffentlichkeitswirksam kritisiert hat, bemerkt sie, das
       Bewusstsein für notwendige Veränderungen sei gewiss geweckt worden, die
       Lage durch die Pandemie aber schwieriger. „Ich bin mir sicher, dass im
       Hintergrund daran gearbeitet wird. Ich hoffe, dass bald Veränderungen zu
       spüren sind, hoffentlich schon ab nächster Saison.“
       
       25 Apr 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Womens-Super-League-in-England/!5657922
   DIR [2] https://www.zdf.de/nachrichten/sport/frauenfussball-bundesliga-dfb-100.html
   DIR [3] /Frauenfussballfoerderung-beim-DFB/!5706945
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Johannes Kopp
       
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