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       # taz.de -- Streit um Hamburger Lohmühlenpark: Zwei Meter grüne Lunge zu verkaufen
       
       > Der Lohmühlenpark in St. Georg soll an seiner schmalsten Stelle teilweise
       > an einen Investor verkauft werden. Die Anwohner*innen wehren sich.
       
   IMG Bild: Da wären noch Einwände möglich gewesen: Der Hamburger Steindamm, hier im Jahr 2002
       
       Hamburg taz | „Hände weg vom Park“: Unter diesem Motto werden an diesem
       Freitag Bürger*innen im Lohmühlenpark zwischen der Brennerstraße und dem
       Steindamm eine Kundgebung abhalten. Auf den ersten Blick geht es um einen
       gerade mal zwei Meter breiten Grünstreifen des Parks, der privatisiert
       werden soll – doch Anwohner*innen fürchten um die „Grüne Lunge St.
       Georgs“.
       
       Der Stadtteil St. Georg ist stark bebaut: Straßen, Häuser, Schulen,
       Bürobauten, Bahnschienen. Doch ein schmaler grüner Streifen durchzieht das
       Viertel. Das ist der Lohmühlenpark, der von der Haltestelle Berliner Tor
       nördlich in Richtung Alster führt. Für Einwohner*innen ist er ein Ort
       der Ruhe und des Ausspannens mit Spiel- und Sportmöglichkeiten.
       
       Eine Fläche an der schmalsten Stelle dieser grünen Lunge auf der Höhe der
       Brennerstraße 90 soll in Privatgelände umgewandelt werden, als Vorgarten
       für einen geplanten Neubau. Der Einwohnerverein St. Georg wehrt sich:
       „Nicht nur, dass ein Teil des öffentlichen Geländes ohne jegliche Not
       privatisiert werden soll und damit dem Investor eine Verzigfachung seiner
       Rendite garantiert wird“, infolge würden die höheren Bauten einen Teil des
       Parks überschatten. „Das nehmen wir nicht hin“, so der Verein.
       
       Insgesamt erstreckt sich das Bauverfahren „St. Georg 43 – Nördlich
       Steindamm“ auf 3,07 Hektar. Es ist eingerahmt von Lohmühlenstraße,
       Steindamm und Brennerstraße und ragt südwestlich über die Danziger Straße
       hinaus. Auf dem Steindamm sollen weitere Einkaufsmöglichkeiten entstehen.
       An der Danziger Straße ist ein Hotel geplant. „Geplant sind aber auch 50
       Wohneinheiten für Studierende sowie eine Alten-WG“, sagt Michael Mathe vom
       Fachamt Stadt- und Landschaftsplanung.
       
       Michael Joho vom Einwohnerverein St. Georg kritisiert diesen Schwerpunkt:
       „Dringender bräuchten wir Sozialwohnungen, die für alle mit niedrigem
       Gehalt zugänglich sind“, sagt er. Das Bauprojekt bietet Potenzial für 200
       Wohnungen. Ob diese aber auch gebaut werden, liegt allerdings in der Hand
       der Eigentümer*innen.
       
       Der Lohmühlenpark wird bisher durch die Brennerstraße durchkreuzt. Diese
       soll künftig in einer Sackgasse enden und im Park begrünt werden. Die
       gewonnene Fläche wird größer sein als der privatisierte Grünstreifen. „Es
       ist wirklich nicht in unserem Sinne, den Lohmühlenpark zu zerstören“, so
       Mathe. Im Gegenteil: „Es sollen Baufehler der letzten Jahrzehnte wieder
       gutgemacht werden. Im Ergebnis wird es später besser aussehen.“
       
       Joho wendet ein, dass die Begrünung der Brennerstraße ohnehin im Gespräch
       gewesen sei im Zuge des von der Hamburger Umweltbehörde in Auftrag
       gegebenen Alster-Bille-Elbe Grünzugs. „Das hat mit dem Investor gar nichts
       zu tun. Was gibt er dafür, dass er mitten in der Innenstadt öffentliche
       Flächen privat nutzen darf?“
       
       110 Quadratmeter verkauft die Stadt insgesamt, um das Bauprojekt St. Georg
       43 umzusetzen. Das sei nötig, um die Baulücke in der Brennerstraße 90
       schließen zu können, führt Michael Mathe aus. Für den Eingang des Hauses
       werde der Grünstreifen benötigt. „Der Streifen ist zwei Meter breit“,
       betont Mathe, „und soll bepflanzt werden. Optisch wird man das als zum Park
       zugehörig wahrnehmen.“ Die Idee, das Gebäude entsprechend zurückzusetzen,
       lehnt er ab, weil es sich optisch nicht in die Gebäude daneben einfügen und
       den Innenhof beengen würde.
       
       Der Bebauungsplan St. Georg 43 ist bereits 15 Jahre alt. Ein
       Aufstellungsbeschluss sowie die öffentliche Plandiskussion, bei der
       Betroffene Einwände äußern können, fanden 2006 statt. Die Umsetzung
       verzögerte sich aufgrund schwieriger Verhandlungen mit den
       Privateigentümer*innen, so Michael Mathe. Seit 2006 hat sich das Projekt
       vergrößert und enthält neben der geplanten Grünfläche auch noch eine
       Ausweitung über die Danziger Straße hinaus. Eine erneute öffentliche
       Planungsdiskussion finde aber nicht statt, so entschied das Bezirksamt mit
       Stimmen von SPD, CDU und FDP, gegen die Grünen und der Linken.
       
       „Es wird plötzlich alles übers Knie gebrochen“, so Michael Joho vom
       Einwohnerverein St. Georg, „der Bauplan ist für Nichtexperten auch kaum
       verständlich. Dass da Grünfläche genutzt wird, erkennt man erst auf den
       zweiten oder dritten Blick. Transparenz sieht anders aus.“ Vier Wochen
       haben er und seine Mitstreiter*innen jetzt Zeit, gegen das Vorhaben
       Widerspruch einzulegen. Die erste Woche ist fast um.
       
       30 Apr 2021
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sarah Mahlberg
       
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