# taz.de -- Abfallreform der Umweltministerin: Ein Plan für die Tonne
> Weniger Mikroplastik in der Natur will Umweltministerin Schulze. Und
> setzt bei der Entsorgung an. Nur: Besser wäre es, von vornherein fein zu
> trennen.
IMG Bild: Eigentliche Wurzel des Problems: Bürger*innen, die auch Plastikpackungen in die Biotonne werfen
Die Idee von Umweltministerin Svenja Schulze (SPD), [1][die Verbreitung von
Mikroplastik in der Natur einzudämmen], ist zwar löblich: Sie will die
Qualität von Biomüll verbessern, der letztlich als Dünger oder Kompost in
Böden und Gewässer gelangt. Doch an der Umsetzung hapert es gewaltig, denn
Schulze setzt an der falschen Stelle der Entsorgungskette an – bei den
Kompostier- und Vergärungsanlagen.
Sofern der Bioabfall mehr als 0,5 Prozent Fremdstoffe wie Plastik enthält,
müssen sie ihn künftig erst bereinigen, bevor sie ihn verarbeiten. Statt an
der Ursache anzusetzen – nämlich bei den Bürger*innen, die neben
Kartoffelschalen und hartem Brot auch wahllos Plastikpackungen in die
Biotonne werfen –, will die Regierung nur die Symptome lindern. Das ist
ungefähr genauso sinnlos, wie einen Schimmelfleck im Badezimmer einfach nur
zu überpinseln.
Viel effektiver wäre es, zu verhindern, dass überhaupt erst Plastik in den
Biomüll gelangt. Umweltverbände rufen zu Recht nach schärferen Kontrollen
der Tonnen und Konsequenzen bei Fehlwürfen. Gleichzeitig muss die Regierung
dafür sorgen, dass alle Haushalte eine [2][Biotonne] haben, damit es die
Küchen- und Gartenabfälle auch in die Kompostieranlagen schaffen.
Obwohl die Kommunen seit sechs Jahren dazu verpflichtet sind, das Trennen
von Biomüll anzubieten, besitzt laut Naturschutzbund nur jeder zweite
Haushalt eine solche Tonne. Das ist fatal, denn viele Konsument*innen
ohne Biotonne und ohne Komposthaufen schmeißen die Abfälle in den
[3][Restmüll] – und der wird verbrannt. Nach Schätzungen des
Umweltbundesamts besteht der deutsche Restmüll zu fast 40 Prozent aus
Biomüll.
Dabei ist Biomüll das Mittel gegen Naturzerstörung schlechthin. Aus den
Abfällen kann sowohl klimafreundliches Biogas entstehen als auch
umweltfreundlicher Kompost und Dünger, der Torfe und [4][chemische
Stickstoffdünger] ersetzt. Um das Potenzial von Biomüll voll auszuschöpfen,
muss nicht nur der Anteil an Plastik und anderen Fremdstoffen radikal
minimiert, sondern auch die Biotonne zur Pflicht gemacht werden.
8 Apr 2021
## LINKS
DIR [1] /Reform-der-Bioabfallverordnung/!5764372
DIR [2] https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/abfall-und-recycling/bioabfall/23033.html
DIR [3] /Studie-zu-Restmuell/!5699352
DIR [4] /Belastung-der-Umwelt/!5644468
## AUTOREN
DIR Rieke Wiemann
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