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       # taz.de -- Schulöffnungen nach Ostern: Testpflicht an Schulen kommt
       
       > Immer mehr Bundesländer setzen auf eine Testpflicht für Schüler:innen.
       > Für jene, die sich auf die Prüfungen vorbereiten, kommt das ungelegen.
       
   IMG Bild: Ein Abiturient der Fichtenberg-Oberschule in Berlin-Steglitz vor der Prüfung
       
       Berlin taz | Erst stand Sachsen mit der Testpflicht an Schulen allein, dann
       zog Bayern nach. Mittlerweile haben sechs weitere Bundesländer beschlossen,
       den Präsenzunterricht an ein negatives Testergebnis vor Unterrichtsbeginn
       zu knüpfen: Hamburg, Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt,
       Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und das Saarland.
       
       Damit fahren die Bildungsminister:innen ihren bisherigen Kurs fort,
       Schulschließungen [1][mit möglichst umfassenden Tests zu vermeiden.] So
       kündigte beispielsweise der Hamburger Senat gleichzeitig zur Testpflicht an
       Schulen an, diese künftig nur mehr bei einer 7-Tage-Inzidenz über 200 zu
       schließen.
       
       In Sachsen-Anhalt, wo die Osterferien bereits am morgigen Dienstag enden,
       dürfen sogar Schulen in Kreisen jenseits der 200er-Marke öffnen. So rief
       das CDU-geführte Bildungsministerium den Kreis mit der höchsten Inzidenz –
       Burgenlandkreis: Inzidenzwert von 311 Infizierten pro 100.000
       Einwohner:innen – in einem [2][Brief an die Schulleiter:innen]
       kurzerhand zur „Modellregion für die Einführung der Schnelltests für
       Schülerinnen und Schüler an den Schulen“ aus.
       
       Die Folge: Bis zum 16. April dürfen die Schulen im Burgenlandkreis in jedem
       Fall geöffnet bleiben. Die Testpflicht gilt in Sachsen-Anhalt aber erst ab
       dem 12.April. Die GEW-Landeschefin Eva Gerth kritisierte die Öffnungen ohne
       verpflichtende Tests als „fahrlässig“. An den Osterfeiertagen hätten
       Schüler:innen viel Kontakt zu anderen Menschen gehabt.
       
       ## Saarland erst gegen Pflicht, jetzt dafür
       
       Im Saarland wiederum rechtfertigt die Testpflicht ab der fünften Klasse,
       die ab dem 19. April gelten wird, die Rückkehr zum Normalbetrieb in voller
       Klassenstärke. „Verpflichtende Tests bedeuten für mich … insbesondere auch
       die zeitnahe Rückkehr zum vollständigen Präsenzunterricht für alle
       Schüler:innen“, sagte Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD)
       am Freitag. Die Testpflicht könne für ein „noch höheres Maß an Sicherheit“
       sorgen.
       
       Interessant dabei ist, dass Streichert-Clivot die Woche zuvor eine
       Testpflicht gegenüber der taz [3][noch explizit ausgeschlossen] hatte.
       Begründet hatte sie ihre Ablehnung unter anderem mit dem Recht auf Bildung.
       Nun betonte die saarländische Bildungsministerin, dass es für die
       Verweigerer ein alternatives „Lernangebot für zu Hause“ geben werde und
       dass niemand zu einem Test gezwungen werde.
       
       Ähnlich äußerte sich auch Nordrhein-Westfalens Gesundsminister Karl-Josef
       Laumann (CDU): Verweigerer könnten wegen der Schulpflicht nicht vom
       Unterricht ausgeschlossen werden, zitiert ihn der WDR. Derzeit prüft die
       schwarz-gelbe Landesregierung die rechtlichen Grundlagen für eine
       Testpflicht. In Niedersachsen heißt es dazu aus dem Bildungsministerium,
       die Testpflicht führe zur Aufhebung der Präsenzpflicht in allen
       Schuljahrgängen. Wer sich nicht testen lassen will, geht in den
       Distanzunterricht und bekommt „geeignetes Arbeitsmaterial zur Verfügung
       gestellt“.
       
       Die Entscheidung der Länder für eine Testpflicht dürfte neben den
       gestiegenen Infektionszahlen wohl auch an der geringen Akzeptanz der
       freiwilligen Tests gelegen haben. Im Saarland beispielsweise hat sich
       bisher nur rund die Hälfte der Schüler:innen testen lassen. Sachsen und
       Bayern haben bei ihrer Testpflicht explizit auf die geringe
       Testbereitschaft verwiesen. Und auch in Schleswig-Holstein sagte ein
       Ministeriumssprecher zu den Schnelltests an Schulen: „Wir brauchen einen
       größeren Grad an Verbindlichkeit“.
       
       ## In der Schule oder zu Hause?
       
       Wie die Tests genau durchgeführt werden, ist von Land zu Land jedoch
       unterschiedlich. Während die meisten Länder die [4][Schnelltests an der
       Schule durchführen], hat sich Niedersachsen für Tests zuhause entschieden:
       „Regelmäßige Testungen in der Schule bieten zwar bessere
       Kontrollmöglichkeiten, haben aber auch Nachteile“, heißt es aus dem
       Bildungsministerium unter Grant Hendrik Tonne (SPD).
       
       Erstens fühlen sich Schüler:innen sich „sehr unwohl bei Tests vor und in
       der Klasse“. Und zweitens seien Tests in der Schule und ein gegebenenfalls
       „erforderliches Abholenlassen bei einem Positivtest“ sehr aufwendig. Für
       die Entscheidung, wo getestet werden soll, hat das Bildungsministerium das
       Feedback von Lehrkräften, Eltern und Schüler:innen eingeholt.
       
       In Nordrhein-Westfalen, wo Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) noch keine
       Details zur angekündigten Testpflicht vorgestellt hat, fordert die
       Lehrergewerkschaft GEW, es Niedersachsen nachzumachen und die Durchführung
       der Tests den Eltern zu überlassen. Damit, glaubt Landesvorsitzende Maike
       Finnern, könne auch eine höhere Akzeptanz der Testpflicht erreicht werden.
       
       Diese Hoffnung ist fragwürdig. Dass gegen eine Testpflicht Vorbehalte bei
       Eltern bestehen, zeigt Vorreiter Sachsen, wo mehrere (erfolglose)
       Eilanträge gegen die Testpflicht eingereicht wurden. Auch bei einem Teil
       der Schüler:innen kommt die Pflicht nicht gut an. Vor allem bei
       Abiturient:innen und anderen, die sich gerade auf Abschlussprüfungen
       vorbereiten.
       
       ## Abitur ausfallen lassen?
       
       So schreibt der Nutzer „David“ auf dem Portal news4teachers, dass seine
       Freundin, die dieses Jahr in NRW Abitur macht, die Tests verweigern wird.
       „Wie soll sie die Abiturprüfungen schreiben wenn sie das Gebäude ohne Test
       nicht betreten darf?“, fragt er.
       
       Für „David“ und seine Freundin dürfte die Forderung der GEW interessant
       sein, Abiprüfungen dieses Jahr ganz ausfallen zu lassen. „Sollte das
       Infektionsgeschehen so dramatisch ansteigen, wie die dritte Welle in
       anderen europäischen Nachbarstaaten befürchten lässt, müssen die Länder
       flexibel reagieren und von Prüfungen absehen“, forderte GEW-Chefin Marlis
       Tepe am Ostermontag.
       
       Viel Aussicht auf Erfolg hat die Forderung jedoch nicht. Mit ihrem
       Anliegen, [5][Abschlussnoten nach den bisherigen Schulleistungen] zu
       verteilen, sind die Abiturient:innen bereits vergangenes Jahr
       gescheitert. Und da gab es noch keine Testpflicht an Schulen.
       
       5 Apr 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Schule-in-der-Coronapandemie/!5757283
   DIR [2] https://mb.sachsen-anhalt.de/fileadmin/Bibliothek/Landesjournal/Bildung_und_Wissenschaft/MBLSAURL-Dokumente/210401-RdErl-Schulbetrieb-ab-060421.pdf
   DIR [3] /Schnelltests-an-Schulen/!5758318
   DIR [4] /Coronaschnelltests-an-Schulen/!5751199
   DIR [5] /Diskussion-um-Schuloeffnungen-und-Abitur/!5745373
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ralf Pauli
       
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