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       # taz.de -- Pandemiepolitik und K-Frage: Laschet unter Dauerfeuer
       
       > Mit seiner Idee eines „Brücken-Lockdowns“ stößt der CDU-Chef auf breite
       > Skepsis. Auch in der K-Frage steigt der Druck auf ihn.
       
   IMG Bild: Habemus Lockdown: NRW-Ministerpräsident Armin Laschet im Impfzentrum Aachen am Montag
       
       Berlin taz | Als Armin Laschet im Januar zum CDU-Chef gewählt wurde, sagte
       er in seiner Bewerbungsrede einen Satz, der heute, keine drei Monate
       später, die Lage des Mannes aus Aachen ziemlich treffend auf den Punkt
       bringt: „Ich bin vielleicht nicht der Mann der perfekten Inszenierung. Aber
       ich bin Armin Laschet.“
       
       Als „typischen Laschet“ kann man auch dessen ungelenken Auftritt jüngst
       bezeichnen. Hatte der NRW-Ministerpräsident vor dem Osterwochenende
       verkündet, erst einmal nachdenken zu wollen, wie die sich auftürmende
       dritte Pandemiewelle zu brechen sei, sendete Laschet am Montag weißen
       Rauch: [1][Er stellte sich vor die Kameras und erklärte, dass nun ein
       „Brücken-Lockdown“ nötig sei] – bis genug Menschen geimpft sind. Habemus
       Lockdown.
       
       Am Dienstag legte er im ZDF nach: Dieser harte, kurze Lockdown solle „zwei
       bis drei Wochen“ dauern. Jetzt sei absehbar, „dass schon in ganz kurzer
       Zeit 20 Prozent, danach 30, 40 Prozent der deutschen Bevölkerung geimpft
       ist“, sagte er. Das Ziel sei eine Inzidenz von unter 100.
       
       Die Reaktionen folgten prompt: Ist das sein Ernst? Ist es nicht exakt das,
       was Wissenschaftler seit Monaten vehement fordern? Hat Laschet so lange
       gebraucht, um zu erkennen, dass die britische und gefährlichere
       Virusvariante weitere Schritte nötig macht? Bei Twitter bekam der CDU-Chef
       jedenfalls viel Häme ab. [2][Unter dem Hashtag #laschethatnachgedacht]
       zeigten Tweets einstürzende Brücken oder Brücken, die ins Nichts führen.
       
       ## Handlungsdruck ist da
       
       Dabei ist Spott eigentlich fehl am Platz: Die Pandemielage ist weiterhin
       ernst. Auch wenn wegen der geringeren Tests an den Feiertagen weniger
       Neuinfektionen erfasst wurden – am Dienstag meldete das
       Robert-Koch-Institut (RKI) knapp 6.900 neue Infektionen und eine leicht
       sinkende 7-Tage-Inzidenz von 123 –, füllen sich die Intensivstationen
       wieder. Der Trend zeigt exponentiell steigende Fallzahlen. Handlungsdruck
       ist also da.
       
       Die Ministerpräsidenten von Bayern und Baden-Württemberg, Markus Söder
       (CSU) und Winfried Kretschmann (Grüne), hatten schon kürzlich in einem
       gemeinsamen Brief an ihre Kollegen eine striktere Anti-Corona-Politik
       gefordert, auch mit nächtlichen Ausgangsbeschränkungen. Härtere Maßnahmen
       fordert auch Kanzlerin Merkel. Bisher war der Ruf jedoch vielerorts
       ungehört verhallt – auch in CDU-geführten Bundesländern.
       
       Doch selbst in der Sache erntete Laschet Skepsis. Vor allem weil er
       bemerkenswert unkonkret blieb. „Ein Brücken-Lockdown für eine
       Übergangszeit, und dann mit welchen Maßnahmen? Was heißt das alles?“,
       fragte etwa Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD). Laschet
       hatte zudem gefordert, die für kommenden Montag geplante Bund-Länder-Runde
       vorzuziehen. Müller, der auch Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz
       ist, sagte nun, da Laschet viele Überlegungen noch nicht abgeschlossen
       habe, habe eine vorzeitige Konferenz keinen Sinn.
       
       ## Abgeordnete wollen bei K-Frage mitreden
       
       Andere Länderchefs, selbst aus der eigenen Partei, äußerten sich ähnlich.
       So wie Tobias Hans aus dem Saarland, der gegenüber der Welt sagte, er sehe
       „keine Notwendigkeit für ein vorgezogenes Treffen“. Auch die
       Bundesregierung erklärte über eine Sprecherin: „Der Bund steht immer bereit
       für gemeinsame Beratungen. Voraussetzung ist, dass diese gut vorbereitet
       sind.“
       
       „Wenn sie eine Brücke bauen, müssen sie wissen, sehe ich das andere Ufer
       und wie weit ist es weg“, kritisierte auch Gerd Landsberg vom Städte- und
       Gemeindebund. Niemand wisse, wann der Impferfolg erreicht sei. Laut RKI
       hatten bis Dienstag rund 12 Prozent der Deutschen mindestens eine Impfung
       erhalten.
       
       Auch in der Frage der Kanzlerkandidatur steigt der Druck auf Laschet. Da
       ist [3][CSU-Chef Markus Söder], der immer wieder stichelt. Und da sind
       mehrere Mitglieder der Unionsfraktion, die am Dienstag Mitsprache
       verlangten – anstelle von „Auskungeln im Hinterzimmer“. Da Laschet als
       CDU-Chef traditionell erstes Zugriffsrecht hat, kann man dies auch als
       Stichelei deuten.
       
       6 Apr 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Laschet-und-der-Brueckenlockdown/!5764190
   DIR [2] https://twitter.com/search?q=%23Laschethatnachgedacht&src=trend_click&vertical=trends
   DIR [3] /K-Frage-in-der-Union/!5758682
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Daniel Godeck
       
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