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       # taz.de -- Konflikt zwischen Taiwan und China: „Bis zum letzten Tag verteidigen“
       
       > China und die USA lancieren immer weitere Provokationen im
       > südchinesischen Meer und in der Straße von Taiwan. Der Konflikt könnte
       > zum Krieg eskalieren.
       
   IMG Bild: Auch der chinesische Flugzeugträger „Liaoning“ ist derzeit nahe Taiwan unterwegs
       
       Peking taz | Für den kleinen Inselstaat Taiwan gehört das [1][militärische
       Säbelrasseln] der chinesischen Staatsführung längst zum Alltag; eine
       Bedrohung, die ein Großteil der Bevölkerung im Alltag lediglich als
       Hintergrundrauschen wahrnimmt. Dementsprechend gewichtig fällt die
       drastische Retourkutsche von Taiwans Außenminister Joseph Wu vom Mittwoch
       aus: Man werde sich „bis zum letzten Tag“ verteidigen, sollte Peking
       angreifen. Und notfalls, so fügte Wu an, werde man auch einen Krieg führen.
       
       Seit Montag herrscht im Südchinesischen Meer wieder einmal [2][„reger
       Verkehr“]. Pekings Militärführung hat zehn Kampfjets in die
       Luftüberwachungszone Taiwans fliegen lassen. Auch Chinas Flugzeugträger
       „Liaoning“ ist derzeit nahe der Insel unterwegs, begleitet von mehreren
       Kriegsschiffen. Die Volksrepublik spricht von Routine-Übungen zur
       „Gewährleistung der nationalen Souveränität, Sicherheit und
       Entwicklungsinteressen“.
       
       Gleichzeitig stößt sich die chinesische Staatsführung jedoch daran, dass
       rund 2.500 Kilometer südwestlich auch der US-Flugzeugträger „Theodore
       Roosevelt“, ebenfalls von Kriegsschiffen begleitet, durch die Gewässer
       schifft. Dies sei ebenfalls reine Routine, verlautbarte Washingtons
       Militärführung.
       
       Auch die Durchfahrt des US-Kriegsschiffs „USS John S. McCain“ durch die
       Meerenge von Taiwan sende das „falsche Signal“ an die taiwanische
       Regierung, sagte Zhang Chunhui, ein Sprecher des chinesischen Militärs, am
       Donnerstag. Sie habe „die regionale Situation absichtlich durch Gefährdung
       von Frieden und Stabilität in der Meerenge von Taiwan gestört.“
       
       ## China rüstet auf, um mit den USA gleichzuziehen
       
       Hinter den Kulissen spitzt sich der Konflikt um Taiwan zunehmend zu: Peking
       betrachtet den Inselstaat als abtrünnige Provinz, die notfalls auch mit
       militärischem Zwang eingegliedert gehört. In Taiwan hingegen hat es
       hingegen längst auch die Peking-freundliche Kuomintang-Partei aufgegeben,
       mit Festlandchina einen harmonischen Ausgleich anzustreben. Und die Jugend
       des demokratischen Inselstaats fühlt sich vom autoritären China regelrecht
       abgestoßen.
       
       Führende Generäle in den USA beobachten jedoch, dass Xi Jinpings
       Volksbefreiungsarmee möglicherweise in mittelfristiger Zukunft seinen
       Drohungen gegen Taiwan auch Taten folgen lässt: Ein Angriffskrieg werde
       immer wahrscheinlicher, heißt es, manche rechnen damit möglicherweise noch
       in diesem Jahrzehnt. Ob dabei vielmehr aus geopolitischem Kalkül eine
       übertriebene Drohkulisse aufgebaut wird, lässt sich schwer sagen.
       
       Fakt ist: Peking rüstet sein Militär seit Jahren hoch, 2021 beträgt die
       Steigerung des Verteidigungsbudgets 6,8 Prozent. Ziel ist es, mit den
       Streitkräften der Vereinigten Staaten gleichzuziehen.
       
       Besonders drastisch zeigt sich die Machtverschiebung bei der Marine der
       Volksrepublik: In weniger als zwei Dekaden hat sich deren Streitkraft mehr
       als verdreifacht – und ist zahlenmäßig mittlerweile zur weltweit größten
       aufgestiegen. In den Werften des tropischen Inselparadieses Hainan malochen
       die Arbeiter im Dreischichtbetrieb, sieben Tage die Woche. Ein solches
       Tempo kennt die Weltgemeinschaft höchstens aus Kriegszeiten.
       
       Bislang sind sowohl Taiwan als auch China am besten damit gefahren, trotz
       anderslautender Rhetorik nach außen den derzeitigen Status Quo
       stillschweigend zu akzeptieren. Wenn dieses fragile Gleichgewicht nun
       auseinanderzubrechen droht, könnte tatsächlich ein militärischer Konflikt
       die Folge sein. Bei den regelmäßigen Militärmanövern reicht bereits eine
       falsch kalkulierte Gegenreaktion, um die Lage eskalieren zu lassen.
       
       8 Apr 2021
       
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