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       # taz.de -- Protest gegen Homophobie in Italien: Rapper Fedez disst die Lega
       
       > Bei einem Auftritt hat der einflussreiche Rapper Fedez mit der rechten
       > Lega-Partei abgerechnet. Dem Staatssender RAI wirft er Zensur vor.
       
   IMG Bild: Sagt, er stehe „weder rechts noch links“: Rapper Fedez
       
       Rom taz | Am Sonntagabend war der Rapper Fedez das Aufmacherthema des
       italienischen Staatssenders RAI 3. Am Montag dann reservierten die drei
       wichtigsten Tageszeitungen des Landes – La Repubblica, Corriere della Sera,
       La Stampa – die Seite 1 für ihn, den „Wirbelsturm“, den „Fall Fedez“.
       
       Dabei war der 31-Jährige bloß beim traditionellen 1.-Mai-Konzert der
       italienischen Gewerkschaften aufgetreten – hatte das allerdings zu einer
       Abrechnung mit Matteo Salvinis rechtspopulistischer Lega genutzt, die seit
       Monaten im Senat [1][ein Gesetz gegen Homo-/Transphobie blockiert].
       
       Mit kurzen Worten zitierte Fedez da einige Lega-Politiker aus der zweiten
       Reihe, die anders als ihr Chef Salvini nicht groß mit der Nummer „ich habe
       nichts gegen Schwule“ rumheucheln. Da ist zum Beispiel der Regionalrat, der
       verkündet, „wenn mein Sohn schwul wäre, würde ich ihn im Ofen verbrennen“,
       der Lokalpolitiker, der Homosexuellen empfiehlt, „sie sollten anfangen,
       sich wie normale Menschen zu verhalten“, ohne dass Salvini ihnen je Einhalt
       geboten hätte.
       
       Und als wäre das noch nicht genug, schoss der Rapper dann noch eine
       Breitseite gegen die RAI – die das Konzert übertrug – ab. Der Sender habe
       versucht, seine Rede zu zensieren, habe ihm die schwulenfeindlichen Zitate
       der Lega-Politiker herausstreichen wollen, so Fedez.
       
       ## „Kommunisten mit Rolex“
       
       Es war ein Volltreffer. Sowohl die gemäßigt linke Partito Democratico (PD)
       als auch die Fünf Sterne reklamieren jetzt sowohl die schnelle
       Verabschiedung des Gesetzes gegen Homo-/Transphobie als auch den noch
       schnelleren Rücktritt der RAI-Spitze.
       
       Dabei ist Federico Leonardo Lucia – so sein bürgerlicher Name – nicht
       wirklich ein politischer Künstler. Zu seicht, zu harmlos: Diese Vorwürfe
       musste er sich oft genug anhören. Und Italiens Medien redeten bisher
       vorneweg am meisten über seine Auftritte als Juror bei X Factor Italia,
       über seine Ehe mit Italiens erfolgreichster Influencerin [2][Chiara
       Ferragni]. Das Glamourpaar bringt es offiziell zusammen auf 36 Millionen
       Follower in den Social Media.
       
       Vorneweg am eignen unternehmerischen Erfolg strickend, engagieren sich
       beide dann aber doch immer wieder, vor allem wenn es um Bürgerrechte, um
       Frauen, um Minderheiten geht. Und letztes Jahr, [3][am Anfang der
       Covidpandemie], sammelten sie im wohl erfolgreichsten Crowdfunding in
       Italiens Geschichte 17 Millionen Euro für die Schaffung eines Feldhospitals
       und andere Notstandsinterventionen.
       
       Diese Mischung – Geld wie Heu, dazu ein bisschen Engagement – ironisierte
       Fedez selbst in dem Song [4][„Comunisti con la Rolex“] („Kommunisten mit
       Rolex“), behauptet ansonsten aber, er stehe „weder rechts noch links“.
       
       Nicht er ist es nämlich, der mit Politiker*innen oder Parteien
       sympathisiert, sondern eher schon sie mit ihm. „Ich stehe an Fedez’ Seite“,
       [5][twitterte Ex-Ministerpräsident Giuseppe Conte], und der PD-Vorsitzende
       Enrico Letta ließ wissen, er teile Fedez’ Worte „vollständig“. Selbst
       Salvini bot untertänig an, mit dem Rapper „einen Kaffee zu trinken“. Dieses
       Angebot allerdings dürfte ins Leere laufen.
       
       3 May 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.queer.de/detail.php?article_id=38521
   DIR [2] https://www.instagram.com/chiaraferragni/?hl=de
   DIR [3] /Coronavirus-in-Italien/!5665565
   DIR [4] https://youtu.be/fi_vezNfEvY
   DIR [5] https://twitter.com/GiuseppeConteIT/status/1388787982946164736?s=20
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Michael Braun
       
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