# taz.de -- Impftermine von der Kita: Kluge Aktion mit Risiko
> In Bremen verteilen Kindertagesstätten in ärmeren Stadtteilen Termine für
> Impfungen. So sollen dort Menschen erreicht werden, die skeptisch sind.
IMG Bild: Bremens Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard bei einer Bürgerschaftssitzung im November 2020
Mobile Impfzentren rücken aus, [1][um die Seuchengefahr in den
Armenvierteln zu bannen.] Diesen Eindruck vermitteln viele Medienberichte
im Nachklang der Aufregung um die hohen Infektionsraten im Kölner Stadtteil
Chorweiler. Das hat einen üblen ordnungspolitischen Beigeschmack. Als ginge
es weniger um Hilfe für diejenigen, die aufgrund von Armut mit einem hohen
Infektionsrisiko leben müssen, sondern darum, diejenigen, die in den
„besseren“ Gegenden leben, vor dem infektiösen Pöbel zu schützen.
Es zahlt sich jetzt aus, dass Bremen eine linke Gesundheitssenatorin hat.
Denn die betrachtet das Thema tatsächlich aus Sicht der Betroffenen.
Anstatt nur die Leute in den weißen oder roten Anzügen loszuschicken,
entwickelt sie Strategien, wie die Hemmschwelle, an einer Impfung
teilzunehmen, so gesenkt werden kann, [2][dass auch diejenigen erreicht
werden], die sich nicht von selbst in die Schlange vor den Impfbus stellen.
Dabei die Kitas anzusprechen, ist eine kluge Idee, weil Erzieher*innen
nicht als verlängerter Arm des Staates wahrgenommen werden, sondern häufig
als Vertrauenspersonen, die das für viele Menschen Wertvollste hüten, was
sie haben: die eigenen Kinder. Dass die Kita-Leiter*innen sofort zugesagt
haben – noch vor ihren Vorgesetzten – verdient Hochachtung. Sie sind
bereits jetzt mehr als ausgelastet [3][mit der Umsetzung immer neuer
Regeln] und seit Kurzem der Ausgabe von Schnelltests.
Allerdings birgt die Aktion das Risiko, dass der Unterschied zwischen
Kindertagesbetreuung und Staatsmacht verwischt wird. Sie sollte daher eine
Ausnahme bleiben.
7 May 2021
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## AUTOREN
DIR Eiken Bruhn
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