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       # taz.de -- Abgeordnetenhaus will Input von Bürgern: Parlament ordert Klima-Nachhilfe
       
       > Ein „Klima-Bürger*innenrat“ soll Vorschläge für mehr Klimaschutz machen –
       > und für mehr Akzeptanz von Änderungen sorgen. Die Opposition lehnt das
       > ab.
       
   IMG Bild: Mit einer Flammenaktion warben Greenpeace-Aktivisten am Brandenburger Tor für mehr Klimaschutz
       
       Berlin taz | Er ist beschlossen: Der Senat soll einen
       „Klima-Bürger*innenrat“ einsetzen. Er soll konkrete Vorschläge machen, wie
       das Land Berlin die Ziele des Klimaschutzabkommens von Paris einhalten
       kann, nämlich den weltweiten Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen.
       SPD, Linkspartei und Grüne stimmten am Donnerstag im Abgeordnetenhaus
       dafür, CDU, FDP und AfD dagegen.
       
       „Klimaschutz kann nicht einfach von oben verordnet werden, er braucht eine
       breite gesellschaftliche Verankerung“, hieß es von der rot-rot-grünen
       Koalition zur Begründung. Der Anstoß dazu war 2020 über eine
       Volksinitiative von der Initiative Klimaneustart Berlin gekommen, die
       jüngst auch ein [1][Volksbegehren zu Klima-Neutralität] schon bis 2030
       gestartet hat.
       
       Berlin wäre nach Koalitionsangaben das erste Bundesland mit einem solchen
       landesweiten Gremium. Auf kommunaler und auf Bundesebene gibt es bereits
       Bürgerräte, 17 davon listet [2][eine entsprechende Internetseite] auf. Ende
       April startete ein [3][bundesweiter Klima-Rat] unter Schirmherrschaft von
       Exbundespräsident Horst Köhler. Bei diesem Bürgerrat sind bis Ende Juni
       zwölf Sitzungen vorgesehen, die über einen Livestream öffentlich sind.
       Teilnehmer sind 160 ausgeloste Bürger, denen Experten zur Seite stehen.
       
       ## Gewünscht: Repräsentative Besetzung
       
       Wie die Berliner Variante aussehen wird, ist im [4][Beschlusstext des
       Abgeordnetenhauses] nicht festgeschrieben – Vorstellungen davon gibt es
       jedoch genug: Daniel Buchholz (SPD) ging in der Rederunde am Donnerstag von
       100 Mitwirkenden aus; Georg Kössler von den Grünen wollte sichergestellt
       haben, dass „bitte auch Menschen unter 18 und ohne deutsche
       Staatsangehörigkeit“ dabei sind. [5][Im Text der zugrunde liegenden
       Volksinitiative] steht: „Wir fordern, dass die Teilnehmer per Los
       ausgewählt werden und einen repräsentativen Querschnitt der Berliner
       Bevölkerung sowie aller zwölf Bezirke darstellen.“
       
       Wie sich bei der von Buchholz genannten Gremiumsgröße breite
       Repräsentativität – etwa in puncto Wohnort, Alter, Geschlecht,
       Bildungsstand, Beruf, Herkunft, Pass – garantieren lässt, blieb am
       Donnerstag offen. Um so mehr, weil – woran Michael Efler (Linkspartei)
       erinnerte – ja gelost werden soll. Start der Beratungen ist voraussichtlich
       erst nach der Abgeordnetenhauswahl am 26. September.
       
       Die Vorschläge des Gremiums sind nicht bindend. 1:1 werde sich nicht alles
       umsetzen lassen, sagte Kössler. „Das müssen wir von Anfang an ehrlich
       kommunizieren.“ Aus Sicht von SPD-Mann Buchholz braucht es gerade nach dem
       Urteil des Verfassungsgerichts, das Nachbesserungen beim Klimaschutz
       forderte, „einen verbindlichen Fahrplan bis zur Klimaneutralität 2050“ –
       statt bloß abstrakter Festlegungen.
       
       Für die Opposition ist das neue Gremium der falsche Weg: Die CDU würde
       vorrangig auf eine konzentriert arbeitende Enquetekommission setzen; die
       FDP auf eine Auslagerung von Verantwortung in einen Arbeitskreis – und die
       AfD befürchtete ein „räterepublikanisches Gegenparlament“.
       
       6 May 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://klimaneustart.berlin/berlin-soll-bereits-2030-klimaneutral-werden-buendnis-leitet-volksbegehren-ein/
   DIR [2] https://www.buergerrat.de/aktuelles/buergerraete-in-deutschland/
   DIR [3] https://buergerrat-klima.de/
   DIR [4] https://www.parlament-berlin.de/ados/18/IIIPlen/vorgang/d18-3304-1.pdf
   DIR [5] https://www.parlament-berlin.de/ados/18/IIIPlen/vorgang/d18-3304.pdf
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Stefan Alberti
       
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