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       # taz.de -- Kritik an Flächenverbrauch in Hamburg: BUND will Wohnungsbau bremsen
       
       > Der Umweltverband fordert ein Abrücken von den ehrgeizigen Neubauzielen
       > des Senats. Stattdessen will er eine intelligentere
       > Stadtentwicklungspolitik.
       
   IMG Bild: Wenn's nach dem BUND geht, gibt's für ihn bald weniger zu tun: Mann am Bau
       
       Hamburg taz | Den [1][Wohnungsbau] auf Freiflächen bremsen will der Bund
       für Umwelt und Naturschutz (BUND). Darum hat er den Senat aufgefordert, das
       starre Ziel von 10.000 neuen Wohnungen pro Jahr aufzugeben. Natur- und
       Artenschutz dürften nicht länger der Bauwut untergeordnet werden. „10.000
       Wohnungen im Jahr sind in einem [2][Stadtstaat mit begrenzter Fläche]
       verantwortungslos“, sagte die BUND-Landesvorsitzende Christiane Blömeke.
       
       Der Umweltverband äußerte sich mit Blick auf die Verhandlungen zwischen
       Senat und Wohnungswirtschaft über eine Fortschreibung des Bündnisses für
       das Wohnen. Dort war bisher die Zielmarke 10.000 Neubauten pro Jahr
       festgeschrieben. Im sogenannten „Vertrag für Hamburg“ wurden die Bezirke
       verpflichtet, entsprechendes Baurecht zu schaffen. Würde diese Politik
       fortgesetzt, hätte das aus Sicht des [3][BUND] fatale Folgen. Die
       Stadtentwicklung müsse deshalb neu gedacht werden.
       
       Sorgen macht dem Umweltverband der enorme Flächenverbrauch. Nach dem
       Bedarf, den das Bündnis für das Wohnen ansetzt, sind es knapp 70 Hektar für
       10.000 Wohnungen. „Das heißt, alle zwei bis drei Jahre würde eine Fläche so
       groß wie die Außenalster bebaut“, sagt BUND-Landesgeschäftsführer Manfred
       Braasch. Das Problem verschärft sich, weil inzwischen schon sehr viele
       Baulücken geschlossen und Flachbauten ersetzt worden sind.
       
       Der BUND schlägt vor, keine neuen Wohnungen im frei finanzierten
       Wohnungsbau mehr zu genehmigen, sondern zunächst die fast 40.000 noch nicht
       in Anspruch genommenen Genehmigungen abzuarbeiten. Was darüber hinaus
       errichtet werde, müsse dem „Netto-Null-Konzept“ genügen: Wird für ein
       Gebäude Boden versiegelt, muss anderswo im gleichen Umfang Boden entsiegelt
       werden. Spielraum böten zudem Aufstockungen und Wohnungsbau an den
       Magistralen.
       
       Um den Bedarf an Wohnraum zu verringern, schlägt der BUND Wohnformen vor,
       bei denen verschiedene Parteien Räume gemeinsam nutzen. Das Wohnumfeld
       solle aufgewertet werden, so dass Erholung in nächster Nähe möglich würde.
       Eine Stadt der kurzen Wege würde das eigene Auto überflüssig machen.
       Dadurch könnten der Straßenraum kleiner und Baufläche gewonnen werden.
       
       Der Mieterverein zu Hamburg warnte davor, von ehrgeizigen Neubauzielen
       abzurücken. „Das wird dazu führen, dass der existierende Wohnraum eine
       Preisexplosion erfährt“, sagt Geschäftsführer Siegmund Chychla. Angesichts
       des zu erwartenden Zuzugs könne es sich der Senat nicht leisten, die
       Genehmigung von Neubauten einfach auszusetzen.
       
       Chychla kann sich eine intensivere Nutzung der Grundstücke vorstellen, etwa
       dort, wo heute nur ein- oder zweigeschossige Häuser stehen. „Wenn man
       zumindest bauplanungsrechtlich zulassen würde, dass man da
       Geschosswohnungsbau macht, wäre ein großer Teil des Problems gelöst“, sagt
       der Vorstandsvorsitzende des Mietervereins.
       
       Sylvia Sonnenman vom Verein „Mieter helfen Mietern“ sprach sich für eine
       Planung mit Augenmaß aus, die den Klimaschutz nicht vernachlässige. „Zur
       Not muss es halt etwas langsamer gehen“, sagt sie.
       
       Der Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), in dem die
       gemeinwohlorientierten Vermieter organisiert sind, verwies darauf, dass die
       bisherige Wohnungspolitik zuletzt den Mietenanstieg gebremst habe.
       
       Heike Sudmann von der Linken kommentierte, der BUND treffe die wunden
       Punkte. Sie regte an, das Gelände der Messe oder der Führungsakademie der
       Bundeswehr zu bebauen, statt Kleingärten oder freies Land wie in
       Oberbillwerder.
       
       7 May 2021
       
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