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       # taz.de -- Handelsabkommen mit Indien: EU will Freihandelszone
       
       > Ein zuvor geplatzter Vertrag mit China vergrößert die Erwartungen an den
       > indischen Subkontinent. Es gibt aber noch einige Herausforderungen.
       
   IMG Bild: Autobahn bei Neu-Delhi: Die EU will weniger Zölle und mehr europäische Autos auf indischen Straßen
       
       Brüssel taz | Vor dem Hintergrund wachsender Spannungen mit China plant die
       EU ein neues Freihandelsabkommen mit Indien. Man wolle eine der größten
       Freihandelszonen der Welt schaffen, hieß es nach einer Videokonferenz der
       27 Staats- und Regierungschefs der EU mit Indiens Premierminister Narendra
       Modi. Außerdem sind Verhandlungen über ein Investitionsschutzabkommen und
       den Schutz von Herkunftsbezeichungen für Lebensmittel geplant.
       
       Vergangene Woche war [1][ein Investitionsabkommen mit China geplatzt]. Die
       EU legte den von Kanzlerin Angela Merkel vermittelten Deal auf Eis, nachdem
       sich Brüssel und Peking wechselseitig mit Sanktionen belegten. Umso größer
       sind nun die Erwartungen an Indien. Der Subkontinent wird als Gegengewicht
       gegen ein zunehmend selbstbewusstes China betrachtet.
       
       Allerdings ist die Ausgangslage düster. [2][Indien leidet mehr als jedes
       andere Land unter der Coronapandemie]; viele Inder geben Modi die Schuld an
       der humanitären Katastrophe mit täglich Tausenden Toten. Die „Apotheke der
       Welt“ ist dringend auf Hilfe von außen angewiesen; selbst bei der
       Impfstoffproduktion gibt es Probleme. Indien fordert daher die Aufhebung
       der Impfstoffpatente.
       
       Doch die EU stellte sich auf ihrem zweitägigen Gipfeltreffen in Porto
       (Portugal) gegen entsprechende Forderungen, die auch von den USA
       unterstützt werden. Sie setzt auf Export ihrer Vakzine – die Inder hingegen
       auf Eigenproduktion sogenannter Generika, also Nachahmermedikamente, die
       nach Ablauf des Patentschutzes günstiger auf den Markt kommen.
       
       ## EU will hohe Zölle auf Autos loswerden
       
       Probleme gibt es auch im Automobilsektor. Wer fertig montierte Pkw nach
       Indien einführt, zahlt Zölle von 60 bis 100 Prozent des Neupreises. Die EU
       würde diese Hürden gern abschaffen. Indien sieht darin jedoch eine Gefahr
       für die heimische Produktion. Deswegen waren die letzten Gespräche über ein
       Freihandelsabkommen 2013 ergebnislos abgebrochen worden.
       
       Auch jetzt überwiegt in Brüssel die Skepsis. Bis kurz vorm Gipfel hatte man
       erwogen, Indien kein Abkommen anzubieten, es eine Nummer kleiner zu
       versuchen. Am Ende gaben geopolitische Erwägungen den Ausschlag: Man möchte
       China etwas entgegensetzen, das Ende 2020 mit 14 Asien-Pazifik-Staaten die
       größte Freihandelszone der Welt geschaffen hatte.
       
       Mehr Ehrgeiz versprach die EU auch bei ihrem Sozialgipfel kurz vor dem
       Treffen mit Indien. Sie verständigten sich auf konkrete Ziele bis 2030 wie
       beispielsweise Armutsbekämpfung – allerdings nicht rechtlich bindend.
       Merkel hatte an dem Sozialgipfel nicht teilgenommen hinterher aber erklärt,
       die [3][soziale Säule der EU] sei „von ganz besonderer Wichtigkeit.“
       
       9 May 2021
       
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