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       # taz.de -- Israel-Palästina-Konflikt: Lage in Nahost spitzt sich zu
       
       > In Jerusalem ist es Montag erneut zu heftigen Unruhen gekommen. Am
       > Nachmittag feuerte die Hamas zudem mehrere Raketen nach Israel.
       
   IMG Bild: Ein verletzter Mann wird auf dem Tempelberg von palästinensischen Helfern weggebracht
       
       Berlin taz | Die Lage in Nahost hat sich am Montag weiter zugespitzt.
       Nachdem es am Morgen erneut zu heftigen Zusammenstößen auf dem Tempelberg
       in Jerusalem gekommen war, stellte die Hamas Israel am Nachmittag ein
       Ultimatum, alle Sicherheitskräfte von dem Hügel abzuziehen. Als dieses um
       18 Uhr Ortszeit auslief, feuerte die Islamistenorganisation, die im
       Gazastreifen herrscht, sieben Raketen über die Grenze.
       
       In Jerusalem waren mehrere Explosion zu hören. Unmittelbar zuvor waren
       Luftschutzsirenen ertönt. Die Hamas bekannte sich wenig später zu einem
       Raketenangriff auf Jerusalem. Er sei die Reaktion auf israelische
       „Verbrechen und Aggression“, hieß es. Israel griff wenig später als
       Vergeltung Ziele im Gazastreifen an. Nach Angaben des
       Gesundheitsministeriums in Gaza wurden dabei neun Palästinenser*innen
       getötet worden, darunter drei Kinder.
       
       Seit Tagen kommt Jerusalem nicht zur Ruhe. Bei den jüngsten Zusammenstößen
       zwischen Palästinenser*innen und israelischen Sicherheitskräften am
       Montagmorgen wurden mehr als 300 Menschen verletzt, sieben davon schwer,
       wie die Hilfsorganisation Palästinensischer Roter Halbmond berichtete. Mehr
       als 200 Menschen seien ins Krankenhaus gebracht worden. Der israelischen
       Polizei zufolge wurden 21 Beamte verletzt.
       
       Die Gewalt hat sich seit Wochen hochgeschaukelt. Bei Anschlägen waren
       mehrere Menschen getötet worden. Im Fokus des Konflikts aber steht ein
       [1][Streit um Grundstücke im Ostjerusalemer Stadtteil Sheikh Jarrah]. Für
       viele symbolisiert er eine voranschreitende Vertreibung von Araber*innen
       aus der Stadt.
       
       Die Palästinenser*innen beanspruchen den Ostteil Jerusalems als
       Hauptstadt eines eigenes Staats, Israel die gesamte Stadt. Der Tempelberg,
       der den Felsendom, die Al-Aksa-Moschee und die Klagemauer beherbergt, ist
       von zentraler Bedeutung im Islam wie auch im Judentum.
       
       ## Polizei stürmte den Tempelberg
       
       In den vergangenen Tagen haben sich täglich Zehntausende Muslim*innen
       zum Gebet im Fastenmonat Ramadan auf dem Tempelberg versammelt. Am
       Montagmorgen warfen einige Aktivisten laut israelischer Polizei Steine vom
       Tempelberg auf eine Straße; auch sei eine Polizeistellung angegriffen
       worden. Daraufhin stürmten Polizist*innen das Areal.
       
       Viele Muslim*innen weltweit solidarisieren sich indes mit der
       palästinensischen Seite. In sozialen Medien werden massenhaft Bilder und
       Videos verbreitet unter dem [2][Hashtag al-Quds tantafid], sinngemäß
       „Jerusalem-Intifada“. Mehrere Regierungen heizen den Konflikt zudem aktiv
       weiter an, allen voran die Türkei: „Israel muss aufhören, Palästinenser in
       Jerusalem anzugreifen“, erklärte ein Regierungssprecher am Montag.
       
       Aber auch auf israelischer Seite wird provoziert: Montagnachmittag begann
       ein Flaggenmarsch Tausender rechter Israelis, der dann allerdings in
       letzter Minute wieder abgesagt wurde. Anlass war der israelische
       Jerusalem-Tag, an dem die Einnahme Ostjerusalems 1967 gefeiert wird.
       
       Die Unruhen kommen zu einer Zeit, in der die [3][israelische Opposition
       versucht, eine neue Regierung zu bilden]. Sollte dies erfolgreich sein,
       könnte die Likud-Partei von Premier Benjamin Netanjahu in die Opposition
       geschickt werden. [4][Gemeinsam mit dem ehemaligen US-Präsidenten Donald
       Trump hatte Netanjahu seine Machtposition gegenüber den
       Palästinenser*innen jahrelang hemmungslos ausgenutzt], was die Wut
       auf palästinensischer Seite geschürt hat.
       
       Der neue Präsident Joe Biden steht der [5][israelischen Rechten mit ihren
       engen Verbindungen zur Siedlerbewegung] kritischer gegenüber. Aus
       Washington hieß es am Sonntag, man habe „ernsthafte Bedenken zu den
       möglichen Vertreibungen palästinensischer Familien aus ihren Häusern im
       Ortsteil Sheikh Jarrah“. (mit Agenturen)
       
       10 May 2021
       
       ## LINKS
       
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   DIR [3] /Regierungsbildung-in-Israel/!5770259
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       ## AUTOREN
       
   DIR Jannis Hagmann
       
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