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       # taz.de -- Die Wahrheit: Abschließend zu Schauspielidioten
       
       > Die Aktion „#allesdichtmachen“ muss noch ein allerletztes Mal mit ein
       > paar ausgewogenen und versöhnlichen Anmerkungen gewürdigt werden.
       
   IMG Bild: Christen im Widerstand: Kruzifix auf Coronademo in Berlin im November 2020
       
       Noch ein paar ausgewogene und versöhnliche Anmerkungen meinerseits zu der
       idiotischen Debatte über die Idiotenvideos dieser Idiotenschauspieler.
       
       Erstens: Das Gejammer über Cancel Culture und Mundtotmachen ist so absurd,
       dass man fast gehofft hätte, die Schauspieler und ihre Verteidiger wären
       doch gar keine Idioten, sondern einfach nur von Samuel Beckett besessen.
       Aber so ist es natürlich nicht, die meinen das ernst. Sie glauben
       tatsächlich, ihre Meinung würde unterdrückt, obwohl sie sie auf allen
       Kanälen in Endlosschleife wiederholen können, bis sich auch der
       unbeteiligtste Statist wie eine Leiche auf Professor Boernes Seziertisch
       fühlt.
       
       Dass ein einsamer, verwirrter Rundfunkaufsichtsrat wegen dieser zwar
       idiotischen, aber ganz selbstverständlich legitimen Satireaktion in einem
       schnell zurückgezogenen Tweet forderte, die Schauspieler nicht mehr zu
       beschäftigen, soll nun also der ultimative Beweis für eine Cancel Culture
       sein? Dagegen wäre ja selbst die Krabbelgruppe der Kita „Kleine Spatzen
       Prenzlauer Berg“ ein wahrhaftiger Gulag.
       
       Zweitens: Satire ist ein scharfes Schwert in der öffentlichen Debatte, und
       wer dazu greift, will andere Reaktionen provozieren als durch eine
       nüchterne Darlegung der eigenen Anliegen. Deswegen machen wir den ganzen
       Scheiß doch. Wer satirisch arbeitet, soll sich also nicht beschweren, wenn
       es Gegenwind gibt. Das ist der Sinn der Sache. Ein Feuer zu entfachen, um
       sich zu beklagen, es werde zu heiß, ist schlicht albern.
       
       Drittens: Ganz gemein sei es, klagen irgendwelche Trottel nun, den armen
       Schauspielern vorzuwerfen, ihre Aktion finde den Beifall von AfD oder
       Querdenkern. Das sei ja wie in der DDR, wo man auch nichts hätte sagen
       dürfen, was dem imaginierten Klassenfeind nutze. Dabei lautet der Vorwurf
       an die Schauspieler ja gar nicht, dass auch Herr Maaßen ihre Aussagen gut
       findet. Sondern der Vorwurf sowohl an die Schauspieler als auch an Herrn
       Maaßen lautet, dass ihre Aussagen falsch sind.
       
       Ganz abgesehen davon ist es eine künstlerische Frage, ob man eine
       satirische Aktion so gestaltet, dass sie vollständig anschluss- und
       vereinnahmungsfähig ist für Leute, mit denen man angeblich nichts zu tun
       haben will. Dann hat man nämlich schlicht künstlerisch versagt, weil man
       keine besseren Mittel gefunden hat. Oder ist Kunstkritik jetzt auch schon
       Cancel Culture?
       
       Doch viertens und letztens: Es gibt so viel, was man den Schauspielern
       vorwerfen kann – aber ganz gewiss nicht, dass sie sich überhaupt geäußert
       haben. „Was haben Schauspieler denn zum Gang der Welt groß zu sagen, warum
       sollte man sie überhaupt anhören?“, klagen nun Kritiker, die selbst
       Ägyptologen, Elektriker oder gar Journalisten sind. Aber sogar die hört man
       ja an. Man nennt es Demokratie und Meinungsfreiheit. Eine feine Sache,
       selbst wenn das gelegentlich dazu führt, dass Idiotenvideos von
       Idiotenschauspielern idiotische Debatten auslösen.
       
       14 May 2021
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Heiko Werning
       
       ## TAGS
       
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