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       # taz.de -- Aktuelle Nachrichten in der Coronakrise: „Die Lage spitzt sich zu“
       
       > Innenminister Horst Seehofer ist gegen Corona geimpft. Kanzlerin Merkel
       > ist am Freitag dran. RKI-Chef Wieler drängt auf weitere Einschränkungen.
       
   IMG Bild: Maske aufsetzen will gelernt sein, eine Impfung gibt es gratis: Innenminister Seehofer
       
       Seehofer ist geimpft 
       
       Bundesinnenminister Horst Seehofer ist nach eigenen Angaben inzwischen
       gegen das Coronavirus geimpft. Er sei seit Mittwoch geimpft, sagte der
       CSU-Politiker. Er sei aufgrund seines Alters und seiner Vorerkrankungen
       berechtigt gewesen. Seehofer ist 71 Jahre alt.
       
       Seehofer betonte, er habe die Impfung nicht öffentlich zelebrieren wollen.
       „Sondern das macht man zum Schutz von sich und der Bürgerschaft oder seinen
       Personen, mit denen man zu tun hat.“ Anfang April hatte die Bild-Zeitung
       berichtet, Seehofer habe einen Appell von Gesundheitsminister Jens Spahn
       (CDU) an die älteren Kabinettskollegen, sich mit Vakzin impfen zu lassen,
       zurückgewiesen. „Ich lasse mich nicht bevormunden“, sagte er damals.
       
       Am Donnerstag indes sagte Seehofer: „Es kann jeder zu jedem Impfstoff seine
       persönliche Ansicht haben. Ich habe seit meiner Zeit als
       Gesundheitsminister zu Sicherheit bei Arzneimitteln eine bestimmte
       Einstellung, und die habe ich bis zum heutigen Tage.“
       
       Auf die Frage, ob er eine Wahl verschiedener Substanzen gehabt habe, sagte
       Seehofer, dort, wo er sich habe impfen lassen, habe der Impfstoff von
       Biontech zur Verfügung gestanden. Eine Auswahl habe er nicht vorgefunden.
       AstraZeneca wird in Deutschland nur noch für die über 60-Jährigen
       empfohlen. Der Einsatz für Jüngere bleibt nach ärztlichem Ermessen bei
       Menschen ohne höheres Blutgerinnsel-Risiko freiwillig möglich. (dpa)
       
       ## Merkel hat Impftermin
       
       Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will sich einem Bericht zufolge am
       Freitag mit dem Impfstoff von AstraZeneca gegen Corona impfen lassen. Dies
       berichtete die „Welt“ am Donnerstag ohne Angaben von Quellen. Die Kanzlerin
       ist über 60 Jahre alt und fällt damit in die Gruppe derjenigen, die in
       Deutschland für AstraZeneca-Impfungen infrage kommen.
       
       Am Montag hatte Merkels Sprecher Steffen Seibert angekündigt, dass die
       Kanzlerin in Kürze die Impfung vornehmen lassen wolle. Auf diese Äußerung
       verwies am Donnerstag ein Regierungssprecher. Den Impftermin am Freitag
       wollte er nicht bestätigen. Die Öffentlichkeit werde erst nach der
       erfolgten Impfung informiert, sagte er. (afp)
       
       ## Sachsen-Anhalt impft Wahlhelfer:innen gegen Corona
       
       Ehrenamtliche Wahlhelfer:innen bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt
       können vorrangig gegen Corona geimpft werden. Darauf haben sich
       Landeswahlleiterin Christa Dieckmann und das zuständige Sozialministerium
       verständigt. „Der Schutz der Personen, die als Wahlhelfer dieses wichtige
       Ehrenamt für unsere Demokratie ausüben, hat Priorität“, erklärte Dieckmann
       am Donnerstag. Insgesamt würden in Sachsen-Anhalt zur Landtagswahl am 6.
       Juni mehr als 20.000 Wahlhelferinnen und Wahlhelfer benötigt.
       
       „Das Engagement der Wahlhelferinnen und Wahlhelfer ist unentbehrlich“,
       ergänzte Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD). „Wir werden rechtzeitig
       vor der Landtagswahl mit den Impfungen beginnen können und damit einen
       Beitrag zum Infektionsschutz in den Wahllokalen leisten.“ (dpa)
       
       ## Wieler und Spahn dringen auf Einschränkungen
       
       Angesichts deutlich steigender Infektionszahlen dringen
       Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und RKI-Präsident Lothar Wieler auf
       sofortige weitergehende Einschränkungen des öffentlichen Lebens. „Jeder Tag
       zählt gerade in dieser schwierigen Lage“, sagte Spahn am Donnerstag in
       Berlin. Daher müssten die Kontakte umgehend weiter eingeschränkt werden.
       Der Präsident des Robert-Koch-Instituts Wieler warnte: „Die Lage in den
       Krankenhäusern spitzt sich teilweise dramatisch zu.“ Es sei jetzt zwingend
       notwendig, die Kontakte weiter zu reduzieren.
       
       Spahn sagte, die Zahl der Neuinfektionen sei nach wie vor zu hoch. „Die
       Lage auf den Intensivstationen wird täglich kritischer.“ Er appelliere an
       die Bundesländer, umgehend weitere Einschränkungen zu verfügen und nicht
       bis Mitte nächster Woche zu warten, bis der Bundestag das neue
       Infektionsschutzgesetz mit der bundesweiten „Notbremse“ samt
       Ausgangssperren beschlossen habe. „Impfen und Testen allein reichen nicht,
       um die dritte Welle zu brechen.“ Spahn äußerte sich auch zuversichtlich,
       dass die geplante Ausgangssperre vor dem Bundesverfassungsgericht „in der
       aktuellen Lage als vorübergehende Maßnahme trägt“.
       
       Wieler wies darauf hin, dass die meisten Neuerkrankungen mittlerweile bei
       den 15- bis 49-Jährigen zu verzeichnen sei. Die besonders ansteckende
       Mutante B.1.1.7 habe einen Anteil von 90 Prozent erreicht. Es sei zwar
       positiv, dass mittlerweile 17 Prozent der Bundesbürger mindestens einmal
       geimpft seien, aber „der Großteil der Bevölkerung ist eben nicht geimpft“.
       Und sehr viele Menschen müssten noch monatelang auf ihre Impfung warten.
       (rtr)
       
       ## Fast 30.000 Neuinfektionen
       
       Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert Koch-Institut (RKI)
       binnen eines Tages 29.426 Neuinfektionen mit dem [1][Coronavirus] gemeldet.
       Zudem wurden innerhalb von 24 Stunden 294 neue Todesfälle verzeichnet. Das
       geht aus Zahlen von Donnerstagmorgen hervor, die den Stand des
       RKI-Dashboards von 05.03 Uhr wiedergeben, nachträgliche Änderungen oder
       Ergänzungen des RKI sind möglich.
       
       In seinem aktuellen Lagebericht von Mittwochabend schreibt das RKI: „Nach
       einem vorübergehenden Rückgang der Fallzahlen über die Osterfeiertage setzt
       sich der starke Anstieg der Fallzahlen fort.“ Rund um die Osterfeiertage
       war laut RKI weniger getestet und gemeldet worden. Vor genau einer Woche
       hatte das RKI binnen eines Tages 20.407 Neuinfektionen und 306 neue
       Todesfälle verzeichnet.
       
       Die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000
       Einwohner lag laut RKI am Donnerstagmorgen bundesweit bei 160,1. Am Vortag
       gab das RKI diese Sieben-Tage-Inzidenz mit 153,2 an, vor vier Wochen lag
       sie bei 90,4.
       
       Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 3.073.442 nachgewiesene Infektionen
       mit Sars-CoV-2 in Deutschland. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich
       höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. Die Zahl der
       Genesenen gab das RKI mit etwa 2 736.100 an. Die Gesamtzahl der Menschen,
       die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2
       gestorben sind, stieg auf 79.381.
       
       Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag nach dem RKI-Lagebericht von
       Mittwochabend bei 1,11 (Vortag: 1,08). Das bedeutet, dass 100 Infizierte
       rechnerisch 111 weitere Menschen anstecken. Der R-Wert bildet jeweils das
       Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter
       1, flaut das Infektionsgeschehen ab; liegt er anhaltend darüber, steigen
       die Fallzahlen. (dpa)
       
       ## Appell von Intensivmediziner:innen
       
       Deutschlands Intensivmediziner:innen haben angesichts steigender
       Corona-Infektionszahlen mit dramatischen Appellen eine schnelle
       Verabschiedung des verschärften Infektionsschutzgesetzes gefordert. Die
       Lage in den Kliniken sei dramatisch, sagte der Präsident der Vereinigung
       für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Gernot Marx, am Donnerstag auf NDR
       Info. Er sei seit mehr als 20 Jahren in der Intensivmedizin tätig – „so
       eine Situation habe ich aber noch nicht erlebt“, sagte Marx.
       
       Er rief die Abgeordneten des Bundestages auf, der geplanten Verschärfung
       des Infektionsschutzgesetzes zuzustimmen. Jeder Tag zähle. Die
       Parlamentarier müssten auf gewohnte Beratungsabläufe verzichten und dem
       Vorhaben der Regierung so schnell wie möglich grünes Licht geben. Am
       Freitag will der Bundestag erstmals über die Gesetzesverschärfung beraten.
       
       Auch der medizinisch-wissenschaftliche Leiter des Divi-Intensivregisters,
       Christian Karagiannidis, mahnte eindringlich schnelle politische Beschlüsse
       an. „Wir können es uns nicht leisten, noch wochenlang zu diskutieren“,
       sagte er dem „Tagesspiegel“ vom Donnerstag. Auch Karagiannidis sagte, er
       habe eine Situation wie derzeit in den Krankenhäusern noch nie erlebt: „Wir
       sind den Tod gewohnt, aber so etwas hat es noch nicht gegeben.“
       
       Karagiannidis zufolge treffen derzeit täglich 50 bis 100 Patient:innen
       zusätzlich auf Deutschlands Intensivstationen ein. Jede:r zweite beatmete
       Patient:in versterbe. Angesichts dessen forderte er die Politik zum
       Handeln auf: „Denn auch nach einer Verschärfung der Maßnahmen werden wir
       noch mindestens zwei Wochen einen Anstieg von Covid-Patienten auf unseren
       Stationen verzeichnen.“
       
       Auch der frühere Divi-Präsident Uwe Janssens richtete einen eindringlichen
       Appell an die Politik: „Wir haben fünf nach zwölf, ihr müsst jetzt handeln,
       es muss jetzt eine Strategie verfolgt werden, die bundesweit einheitlich
       gilt“, sagte er am Mittwochabend im Sender Phönix. „Bislang laufen wir den
       Dingen hinterher.“
       
       Wären die bereits vor Wochen von der Politik beschlossenen Maßnahmen
       flächendeckend umgesetzt worden, hätte die Pandemie-Entwicklung
       abgeschwächt werden können. „Die aktuellen Diskussionen zeigen, dass die
       deutschen Politiker noch nicht verstanden haben, was ihre Aufgabe ist,
       nämlich die Bürger zu schützen“, sagte Janssens. (afp)
       
       ## Scholz verteidigt Bundesnotbremse
       
       Vize-Kanzler Olaf Scholz (SPD) hat in der ARD die geplanten
       Ausgangsbeschränkungen gegen [2][Kritik der Opposition] verteidigt. Sie
       seien lebensnah, es gebe Ausnahmen. „Das hat überall geholfen, in vielen
       Staaten der Welt ist das gemacht worden – und es hat die Inzidenzwerte nach
       unten gebracht.“ Oberhalb von 100 Infektionsfällen je 100.000 Einwohnern
       binnen einer Woche müsse etwas geschehen, um die Ausbreitung des Virus
       einzugrenzen. „Wir wollen strenge Regeln haben.“ Und sie sollten
       einheitlich im ganzen Land sein, das werde nächste Woche beschlossen. (rtr)
       
       ## Indien meldet mehr als 200.000 Neuinfektionen
       
       Indien ist mit mehr als 200.000 Coronavirus-Fällen an einem Tag über die
       Schwelle von 14 Millionen Infektionen seit Beginn der Pandemie
       hinausgeschossen. „Die Welle ist alarmierend“, sagte der Regierungsexperte
       S.K. Sarin zu den am Donnerstag bekanntgegebenen Zahlen.
       
       Zusätzlich zu den 200.739 Neuinfektionen wurden in 24 Stunden nach Angaben
       des Gesundheitsministeriums 1.038 Todesfälle mit dem Virus registriert. Mit
       mehr als 173.000 Toten insgesamt liegt Indien an vierter Stelle hinter den
       USA, Brasilien und Mexiko. Bei der Zahl der Infektionen ist es auf dem
       zweiten Platz hinter den USA.
       
       In der Finanzmetropole Mumbai, einem Hotspot des Anstiegs, und dem
       Unionsland Maharashtra insgesamt sind mehrere Lockdown-Maßnahmen in Kraft:
       Am Mittwochabend mussten die meisten Industriebetriebe, Geschäfte und
       öffentlichen Plätze schließen, die Bewegungsfreiheit wurde für 15 Tage
       eingeschränkt. Bahn- und Flugverkehr wurden aber nicht gestoppt.
       
       In den vergangenen Tagen hatten sich viele Arbeitsmigranten an Bahnhöfen
       versammelt, um in überfüllten Zügen Mumbai in Richtung ihrer Heimat zu
       verlassen. Der Virologe Shahid Jamil erklärte, die Kommunal- und
       Landeswahlen mit großen Wahlkampfkundgebungen sowie ein großes Hindu-Fest
       mit Hunderttausenden im Ganges badenden Pilgern in der nordindischen Stadt
       Haridwar seien sogenannte Superspreader-Events gewesen.
       
       Krankenhäuser sind überfüllt. In Neu Delhi wurden Hotels und Festsäle
       angewiesen, sich als Covid-19-Zentren Krankenhäusern anzugliedern. In den
       Unionsländern Maharashtra, Madhya Pradesh und Gujarat meldeten einige
       Krankenhäuser einen Mangel an Sauerstoffflaschen.
       
       Die Bundesregierung forcierte die Impfkampagne. Nach Angaben des
       Gesundheitsministeriums in Neu Delhi wurden am Mittwoch mehr als drei
       Millionen Menschen geimpft, insgesamt sind es nun mehr als 114 Millionen.
       Indien hat 1,4 Milliarden Einwohner. (ap)
       
       15 Apr 2021
       
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