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       # taz.de -- Coronapandemie in Argentinien: Buenos Aires macht wieder zu
       
       > Wegen steigender Infektionszahlen geht Argentiniens Hauptstadt Buenos
       > Aires in einen weiteren Lockdown. Auch das Impfen kommt nur langsam
       > voran.
       
   IMG Bild: Ausgangssperre in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires
       
       Buenos Aires taz | Argentiniens Präsident Alberto Fernández hat die
       Notbremse gezogen. In einer Fernsehansprache gab der Präsident am
       Mittwochabend die Verhängung einer nächtlichen Ausgangssperre über die
       Hauptstadt und den Großraum von Buenos Aires bekannt.
       
       Ab Freitag null Uhr darf in der Zeit von 20.00 bis 6.00 Uhr niemand mehr in
       den Straßen der Área Metropolitana unterwegs sein. Ausgenommen sind
       lediglich die Beschäftigten in den sogenannten essentiellen
       Arbeitsbereichen. „Wir werden die Einhaltung mit allen staatlichen
       Sicherheitskräften überwachen“, kündigte Fernández ein konsequentes
       Vorgehen gegen Verstöße an.
       
       Ab Freitag müssen Restaurants und Ladengeschäfte bereits um 19 Uhr
       schließen. Alle religiösen und kulturellen Veranstaltungen in geschlossenen
       Räumen sind verboten, die Fitness- und Sportstätten bleiben geschlossen. Ab
       Montag findet dann auch kein Präsenzunterricht an der Schulen mehr statt.
       
       Der Präsident reagierte damit auf den rasanten Anstieg der Zahl der mit dem
       Coronavirus infizierten Personen. „Ich habe die Maßnahmen beschlossen, um
       die Aufrechterhaltung der Impfkampagne zu garantieren und um eine
       Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern“, begründete Fernández die
       bis zum 30. April geltenden Restriktionen.
       
       ## Impfkampagne kommt nur schleppend voran
       
       Noch im März war die Zahl der täglich registrierten Neuinfizierten um die
       8.000er-Marke gependelt. Seit Anfang April weist die Kurve jedoch immer
       steiler nach oben. Mit 27.000 positiv getesteten Personen innerhalb von 24
       Stunden wurde letzten Dienstag eine neue Rekordmarke aufgestellt. Am
       Mittwoch wurden dann 25.157 Neuinfizierte gemeldet, aber mit 368
       Todesfällen die zweithöchste Zahl in diesem Jahr.
       
       Als Ursachen für den rasanten Anstieg gelten der uneingeschränkte
       Reiseverkehr über die Ostertage sowie die Ausbereitung der ansteckenderen
       brasilianischen und britischen Varianten des Virus. Vor allem der Großraum
       von Buenos Aires ist davon betroffen, aber auch die Hauptstadt selbst wegen
       der zahlreichen Pendler*innen.
       
       Dagegen kommt die [1][Impfkampagne] nur schleppend voran. Von den 56
       Millionen Dosen, die Argentinien gekauft hat, sind bisher nur rund 7,2
       Millionen eingetroffen. Im Fall des russischen Vakzins [2][Sputnik V] sind
       von den zugesagten 20 Millionen Dosen gerade mal 4,5 Millionen angekommen,
       von den angekündigten 4 Millionen Dosen des chinesischen Sinopharm bisher
       die Hälfte.
       
       Erst 5,1 der insgesamt 45 Millionen Argentinier*innen sind bislang mit
       mit einer ersten Dosis geimpft. Davon haben erst knapp 770.000 auch die
       zweite Dosis erhalten.
       
       ## Streitthema Präsenzunterricht
       
       Nach der Fernsehansprache des Präsidenten kam es in mehreren Stadtvierteln
       von Buenos Aires zu spontanen Protesten. Auf Kochtöpfe schlagend lärmten
       die Anwohner*innen aus Fenstern und auf Balkonen. Auf den Straßen
       veranstalteten Autofahrer*innen Hupkonzerte.
       
       Der Protest richtete sich vor allem gegen die völlig überraschende
       Schließung der Schulen. Zwar war bereits seit Tagen öffentlich über neue
       Einschränkungen diskutiert worden, die Aussetzung des Präsenzunterrichts
       wurde aber stets als letzte Konsequenz gehandelt.
       
       Davon überrascht wurde offensichtlich auch das Bildungsministerium der
       Hauptstadt. „Wir wurden weder gefragt noch vorab informiert“, lautete dort
       der Tenor. Bereits im vergangenen Jahr hatte der Präsenzunterricht an den
       Schulen wegen der über sieben Monate verhängten Quarantäne nur einige
       wenige Wochen stattgefunden. Dagegen hatte sich Hauptstadtbürgermeister
       Horacio Rodríguez Larreta vehement für die Wiederöffnung eingesetzt. Offen
       ist denn auch, ob er die Schließungsanordnung des Präsidenten umsetzt.
       
       15 Apr 2021
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Jürgen Vogt
       
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