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       # taz.de -- Atomreaktor in Tschechien: Russischer Konzern ausgeschlossen
       
       > Prag hat den russischen Staatskonzern Rosatom von der Ausschreibung für
       > einen Reaktorbau ausgeschlossen. Die diplomatische Krise verschärft sich.
       
   IMG Bild: Hier soll ein zusätzlicher Reaktorblock entstehen: Das Atomkraftwerk Dukovany
       
       Prag afp | Tschechien hat [1][inmitten einer diplomatischen Krise] den
       russischen Staatskonzern Rosatom von einer Ausschreibung für den Bau eines
       neuen Atomreaktors ausgeschlossen. Wie der tschechische Industrie- und
       Handelsminister Karel Havlicek am Montag bekanntgab, darf Rosatom nicht an
       einer Sicherheitsüberprüfung für die milliardenschwere Ausschreibung
       teilnehmen. Nach Angaben von Außenminister Jan Hamacek will Tschechien auch
       den russischen Corona-Impfstoff Sputnik V nicht mehr kaufen.
       
       Bei der Ausschreibung geht es um den Ausbau des Atomkraftwerks Dukovany im
       Süden Tschechiens. Bis 2036 soll ein neuer Rektorblock gebaut werden. Nach
       dem Ausschluss von Rosatom sind nun noch EdF aus Frankreich, KHNP aus
       Südkorea und Westinghouse aus den USA im Rennen. Rosatom sprach von einer
       „politischen Entscheidung“, die nicht gut für die tschechisch-russischen
       Beziehungen sei.
       
       Die Beziehungen zwischen Russland und Tschechien werden gerade durch eine
       Geheimdienstaffäre belastet: Die tschechische Regierung hatte am Samstag
       angekündigt, [2][18 russische Diplomaten wegen Spionageverdachts
       auszuweisen]. Hintergrund sind Explosionen in einem tschechischen
       Munitionslager mit zwei Todesopfern im Jahr 2014. Nach Einschätzung der
       tschechischen Regierung waren russische Geheimagenten in die Explosionen
       verwickelt.
       
       Tschechiens Ministerpräsident Andrej Babis sagte, es gebe „klare Beweise“
       dafür, dass Angehörige des russischen Militärgeheimdienstes GRU in die
       Explosionen in dem Munitionslager nahe dem Dorf Vrbetice verwickelt gewesen
       sein. Die 18 Mitarbeiter der russischen Botschaft in Prag, die am Samstag
       aus Tschechien ausgewiesen wurden, wurden demnach als russische
       Geheimdienstagenten enttarnt.
       
       Moskau reagierte am Sonntag mit der Ausweisung von 20 tschechischen
       Diplomaten. Der Kreml wies die Vorwürfe der tschechischen Regierung zurück
       und bezeichnete die Ausweisung der russischen Diplomaten als „Provokation
       und unfreundlichen Akt“.
       
       20 Apr 2021
       
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