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       # taz.de -- Klima-Aktivist*innen attackiert: Autobahn spaltet Altmark
       
       > Gegner*innen der A 14 im Norden Sachsen-Anhalts sind angegriffen
       > worden. Auch ein Anschlag auf ihr Basislager in einem alten Bahnhof wurde
       > verübt.
       
   IMG Bild: Bislang Wunschdenken: Am 24. April 2021 wollen Aktivist*innen den Weiterbau der A14 stoppen
       
       Seehausen taz | Mitten im Wahlkampf von Sachsen-Anhalt eskalieren im
       nördlichen Landesteil Altmark [1][Auseinandersetzungen um den Weiterbau der
       Autobahn A 14]. Junge Klimaschützer haben seit Ende April in einem Wald bei
       Losse Bäume besetzt und Baumhäuser errichtet. Auf den leer stehenden
       Bahnhof im nahen Seehausen, der ihnen als Basislager dient, wurde am
       Wochenende ein Brandanschlag verübt. Die Feuerwehr konnte in letzter Minute
       ein Übergreifen der Flammen auf das gesamte Gebäude verhindern.
       
       Nach Angaben der Umweltschützer*innen hetzen CDU, AfD und Freie Wähler
       gegen den Widerstand zur Rettung des Waldes. Es sei bereits zu
       Tätlichkeiten gekommen.
       
       Die Nordverlängerung der A14 von Magdeburg nach Schwerin war lange
       umstritten, weil sie durch dünn besiedelte, aber wald- und biotopreiche
       Gegenden führt. Nur einzelne Bauabschnitte sind bereits fertiggestellt.
       Erst 2019 ermöglichte ein Kompromiss zwischen Naturschützer*innen wie
       dem BUND und dem Land Sachsen-Anhalt einen Weiterbau. Das Land wollte
       zusätzliches Geld für den Natur- und Lärmschutz bereitstellen, während der
       BUND im Gegenzug auf weitere Klagen verzichtete.
       
       [2][Auf Anfrage stellt das Landesverkehrsministerium nochmals klar, dass
       die A14 gesetzlich im Bundesverkehrswegeplan verankert ist.] Nach Abschluss
       des Planfeststellungsverfahrens besteht auf dem gesamten knapp 100
       Kilometer langen Abschnitt in Sachsen-Anhalt unanfechtbares Baurecht.
       
       Dennoch klagte im März der Verein der Naturfreunde Sachsen-Anhalt. Die seit
       der letzten Aprilwoche an der geplanten Trasse aufgetauchten
       Klimaschützer*innen sehen durch den Autobahnbau die Verkehrswende und
       die Klimaziele bedroht. Regelmäßig halten sie am Bahnhof Seehausen
       Mahnwachen ab und haben inzwischen Plattformen zwischen Bäumen errichtet.
       Die wechselnden Besetzungen von etwa 20 Personen kommen teils aus der
       Region, teils aus dem benachbarten Wendland und teils aus anderen Teilen
       der Bundesrepublik.
       
       Der Seehausener Bürgermeister Rüdiger Kloth von den Freien Wählern hält sie
       laut einem MDR-Bericht für angereiste „Profis“ und „linke Ideologen“. Ihnen
       schlägt Hass entgegen, der sich auch in Tätlichkeiten äußert. Mit einem
       herablassenden Video von einem Besuch bei der „Minderheit“ im Wald löste
       der CDU-Landtagsabgeordnete Chris Schulenburg einen Shitstorm aus. „Jetzt
       haben sich sogar ein paar dieser seltenen Exemplare hier in den Bäumen
       festgesetzt“, spottete er. „Schrotflinte und runter damit“, „Motorsäge
       unten ansetzen und gut“ oder „Vielleicht treten die ja noch auf russische
       Minen, die man vergessen hat“, lauteten daraufhin Kommentare, die
       Schulenburg inzwischen gelöscht hat.
       
       ## Hetzjagden und Brandstiftung
       
       Klimaschützer*innen berichten von Pöbeleien, Bedrohungen mit einer Axt
       und Hetzjagden mit Baseballschlägern im Wald. Man habe sich mit
       Pfefferspray zur Wehr setzen müssen. Vor dem Bahnhof Seehausen, den der
       Eigentümer den Aktivist*innen zur Verfügung gestellt haben soll, wurde
       ein Auto beschädigt, der Infostand und die provisorische Einrichtung
       zerschlagen. Bisheriger Höhepunkt war eine Brandstiftung am Wochenende, bei
       der die Flammen von einem Sofa vor dem Gebäude auf dieses übergriffen.
       
       Die Umweltschützer*innen sehen sich einer heterogenen Mischung von
       Autobahnanhänger*innen gegenüber, die sich Investitionen in die
       strukturschwache Region erhoffen. Einfache Bürger*innen stehen neben
       Unternehmer*innen und militanten rechten Kreisen. Erst am 23. April
       stießen bei einem Autokorso in Osterburg südlich von Seehausen
       Befürworter*innen und Kritiker*innen der A 14 aufeinander,
       darunter auch betroffene Anwohnende. Politisches Kapital versucht die AfD
       Altmark West aus dem Interessengegensatz zu schlagen. An diesem Freitag
       will sie am Bahnhof Seehausen demonstrieren. Auch für Pfingsten werden
       Auseinandersetzungen befürchtet.
       
       20 May 2021
       
       ## LINKS
       
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