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       # taz.de -- Aktuelle Nachrichten in der Coronakrise: Bundesnotbremse auf dem Weg
       
       > Der Bundestag hat dem neuen Gesetz zugestimmt, das Votum des Bundesrats
       > steht noch aus. Damit gelten wohl bald vielerorts nächtliche
       > Ausgangssperren.
       
   IMG Bild: Angela Merkel bei der Stimmabgabe zur „Bundesnotbremse“
       
       ## Corona-Notbremse verabschiedet
       
       Der Bundestag hat am Mittwoch in Berlin mit den Stimmen der Koalition eine
       bundesweit einheitliche „Corona-Notbremse“ beschlossen, die auch nächtliche
       Ausgangssperren einschließt. 342 Abgeordnete stimmten in einer namentlichen
       Abstimmung für die Notbremse, 250 dagegen und 64 enthielten sich der
       Stimme. Der Bund erhält durch die Gesetzesänderungen die Befugnis,
       Kontaktbeschränkungen und Schließungen anzuordnen. Bislang sind die
       Bundesländer dafür zuständig.
       
       In Städten und Landkreisen, in denen binnen einer Woche 100 Ansteckungen
       oder mehr auf 100.000 Einwohner:innen registriert werden, gilt eine
       nächtliche Ausgangssperre zwischen 22 Uhr und 5 Uhr. Eine Ausnahme gibt es
       für Einzelpersonen, die zum Joggen oder Spazieren ins Freie gehen. Damit
       orientiert sich die bundesweite Regelung an den Vorschriften in Hamburg,
       die vor Gericht Bestand hatten.
       
       In den parlamentarischen Beratungen war die zunächst ab 21 Uhr vorgesehene
       Ausgangssperre um eine Stunde verkürzt worden. Schulen müssen ab einer
       Inzidenz von 165 – also 165 Ansteckungen auf 100.000 Einwohner:innen
       binnen einer Woche – den Präsenzbetrieb komplett einstellen. Die
       „Corona-Notbremse“ ist bis Ende Juni befristet. Für private Treffen gilt
       die bereits bekannte Beschränkung auf einen Haushalt und eine zusätzliche
       Person, wenn die Inzidenz an drei Tagen hintereinander über 100 liegt.
       Kinder bis 14 Jahre sind ausgenommen.
       
       Am Donnerstag muss das Gesetz noch den Bundesrat passieren. Das
       Bundeskabinett hatte den Entwurf vor einer Woche beschlossen als Reaktion
       darauf, dass die schon Anfang März von der Ministerpräsidentenkonferenz
       beschlossene „Notbremse“ bislang nicht konsequent umgesetzt wird. Im
       Bundestag stimmten Linke, FDP und die AfD aus unterschiedlichen Gründen
       gegen das Gesetz, die Grünen enthielten sich. (epd)
       
       ## Karlsruhe weist Eilantrag gegen Wiederaufbaufonds ab
       
       Deutschland kann das Finanzierungssystem der EU bis zum Jahr 2027 und den
       darin enthaltenen 750 Milliarden Euro schweren Corona-Wiederaufbaufonds mit
       auf den Weg bringen. Das Bundesverfassungsgericht wies einen gegen die
       Ausfertigung des Ratifizierungsgesetzes gerichteten Eilantrag ab, wie am
       Mittwoch in Karlsruhe mitgeteilt wurde.
       
       Über die eigentliche Verfassungsbeschwerde ist damit noch nicht
       entschieden. (dpa)
       
       ## Fast 25.000 Neuinfektionen
       
       Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert Koch-Institut (RKI)
       binnen eines Tages 24.884 Neuinfektionen mit dem [1][Coronavirus] gemeldet.
       Das geht aus Zahlen des RKI von Mittwochmorgen hervor. In der Zahl der
       gemeldeten Neuinfektionen könnten Nachmeldungen aus Nordrhein-Westfalen vom
       Vortag enthalten sein. Eine größere Zahl von Meldungen der
       NRW-Gesundheitsämter waren zuvor aufgrund technischer Schwierigkeiten am
       Montagabend und Dienstag nicht vollständig übermittelt
       worden.Deutschlandweit wurden nach RKI-Angaben innerhalb von 24 Stunden 331
       neue Todesfälle verzeichnet.
       
       Die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000
       Einwohner:innen lag laut RKI am Mittwochmorgen bundesweit bei 160,1. Am
       Vortag hatte das RKI diese Sieben-Tage-Inzidenz mit 162,4 angegeben. Bisher
       kann laut RKI anhand der Sieben-Tage-Inzidenz der vergangenen Tage noch
       nicht abgeschätzt werden, ob sich der ansteigende Trend der vergangenen
       Woche fortsetzt.
       
       Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag nach dem RKI-Lagebericht von
       Dienstagabend bei 0,95 (Vortag: 1,06). Das bedeutet, dass 100 Infizierte
       rechnerisch 95 weitere Menschen anstecken. Der R-Wert bildet jeweils das
       Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter
       1, flaut das Infektionsgeschehen ab; liegt er anhaltend darüber, steigen
       die Fallzahlen. (dpa)
       
       ## Opposition erneuert Kritik an Bundes-Notbremse
       
       Vor der Debatte über die [2][Änderung des Infektionsschutzgesetzes] im
       Bundestag bekräftigt die FDP ihre Kritik. Die geplante Ausgangssperre sei
       eine „verfassungsrechtlich mehr als problematische Maßnahme“, sagt
       Generalsekretär Volker Wissing im Deutschlandfunk. Sie stelle einen sehr
       schwerwiegenden Eingriff in die Grundrechte dar. „Das Gesetz ist
       unverhältnismäßig und aus meiner Einschätzung deshalb verfassungswidrig und
       wird sicherlich vor dem Bundesverfassungsgericht angegriffen werden.“
       
       Die FDP werde „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ eine solche Klage
       unterstützen. Mit der AfD werde seine Partei aber nicht zusammenarbeiten,
       „das kann ich ausschließen“.
       
       Auch die Linke hält eine bundesweit geltende Ausgangssperre für
       unverhältnismäßig. Sie sei ein „erheblicher Eingriff in die Grundrechte“,
       sagt die Co-Fraktionsvorsitzende Amira Mohamed Ali im ZDF-Morgenmagazin.
       Stattdessen müsse ein „deutlich größerer Blick auch in die Arbeitswelt“
       gelegt werden, denn sie sei ein „wesentlicher Infektionstreiber“.
       
       Sie fordert verpflichtende Tests in den Betrieben, einen verbindlichen
       Arbeitsschutz und eine Verpflichtung zum Homeoffice, wo das möglich sei. So
       fehle im Gesetz das Nachprüfen. Nicht nachvollziehbar sei, dass die
       Notbremse in den Schulen erst ab einem Inzidenzwert von 165 greifen solle,
       dies müsse bereits ab 100 geschehen, ab einem Inzidenzwert von 50 müsse es
       Wechselunterricht geben. (rtr)
       
       ## Indien verzeichnet so viele Neuinfektionen wie nie
       
       In Indien verzeichnet das Gesundheitsministerium 295.041 Neuinfektionen –
       so viele wie nie zuvor binnen 24 Stunden. Damit steigt die Zahl der
       nachgewiesenen Ansteckungsfälle auf über 15,6 Millionen. Das ist weltweit
       der zweithöchste Wert nach den USA mit mehr als 31 Millionen Fällen.
       
       Die Zahl der Todesfälle in Zusammenhang mit dem Virus steigt in Indien um
       2.023 auf 182.553 – auch das ist der bislang steilste Anstieg an einem Tag.
       (rtr)
       
       ## Einige Ärzte warnen vor Alarmismus
       
       Führende Mediziner an Kliniken warnen vor Alarmismus. „Wir sind und waren
       zu keiner Zeit am Rande unserer Kapazitäten“, sagt Thomas Hermann Voshaar,
       Chefarzt der Lungenklinik Bethanien Moers, der „Bild“.
       
       Der Alarmismus der Intensivmediziner:innen der Deutschen
       Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) sei
       unverantwortlich und unverhältnismäßig und von den tatsächlichen Zahlen
       nicht gestützt. „Nicht mal ein Viertel der 22.000 Intensivbetten in
       Deutschland ist mit Covid-19-Patienten belegt.“
       
       Auch der Leiter der Klinik für Intensivmedizin und Notfallmedizin des
       Klinikums Bremen Mitte, Rolf Dembinski, befürchtet keinen Zusammenbruch des
       Gesundheitssystems. „Ich befürchte keinen Kollaps, aber bis zum Sommer eine
       schwierige Situation“, sagt er der Zeitung. Die Lage sei „angespannt, aber
       noch beherrschbar“. (rtr)
       
       21 Apr 2021
       
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