URI: 
       # taz.de -- Bandengewalt in Nigeria: Mehr als 80 Tote
       
       > Banditen haben im Nordwesten des Landes erneut schwere Massaker
       > angerichtet. In den vergangenen Tagen sollen mehrere Dörfer angegriffen
       > worden sein.
       
   IMG Bild: Totengebet für das Opfer eines Überfalls auf die nordnigerianische Stadt Maiduguri im Februar 2021
       
       Cotonou taz | Offiziell bestätigt sind die Opferzahlen noch nicht. Ebenso
       ist unklar, wie viele Menschen verletzt wurden und sich noch auf der Flucht
       befinden. Laut Augenzeugen haben bewaffnete [1][Banden] erneut an zwei
       Tagen schwere Massaker im Bundesstaat Zamfara im Nordwesten Nigerias
       angerichtet. Es heißt, dass alleine am Mittwoch in und bei Magami, 50
       Kilometer südlich der Provinzhauptstadt Gusau, mehr als 50 Menschen
       starben. Bewohner*innen hatten die Leichen gezählt. Anschließend
       attackierten die Banditen weitere Dörfer in der Umgebung. Das hat die
       Polizei Medienvertreter*innen gegenüber mittlerweile bestätigt.
       
       In den Landkreisen Bakura und Maradun, die an der Straße nach Sokoto weiter
       Richtung Nordwesten liegen, kam es bereits am Dienstagabend zu Angriffen.
       In vier Dörfern wurden 30 Menschen ermordet. Lokale
       Selbstverteidigungsmilizen sollen versucht haben, die Bevölkerung so gut es
       geht zu schützen, doch vergeblich.
       
       Ein Anwohner sagte der Tageszeitung This Day: „Die Bewaffneten kamen in
       großer Zahl auf Motorrädern. Sie fuhren um das Dorf herum und schossen
       immer wieder.“ Besonders jetzt ist die Angst vor weiteren Angriffen groß.
       Die Regenzeit beginnt gerade und die Felder müssen bestellt werden. Doch
       dort gibt es noch weniger Schutz als in den Dörfern.
       
       Die Überfälle haben in Zamfara wie in den angrenzenden Bundesstaaten in den
       vergangenen Jahren immer mehr zugenommen, besonders seit Dezember 2020.
       Häufig sind sie [2][mit Entführungen] verbunden. Die jüngsten Opfer sind
       zwei Krankenschwestern, die am Donnerstag im Nachbarbundesstaat Kaduna
       verschleppt wurden.
       
       ## Meist keine Anzeige
       
       Am Donnerstagabend gab StatiSense, ein Beratungsunternehmen zur
       Datenanalyse mit Sitz in Lagos, Zahlen für das erste Quartal bekannt.
       Zamfara steht mit 505 Entführungen an der Spitze. Die tatsächliche Zahl
       liegt weitaus höher, da die meisten Kidnappings nicht angezeigt werden.
       
       Dass die Sicherheitslage auch im Nordwesten kippen kann, ist lange
       ignoriert worden. Über Jahre stand der Nordosten, Hochburg der Terrormiliz
       Boko Haram, im Fokus. Überfälle im Nordwesten und Kämpfe um Zugang zu Land
       – das wird durch Klimawandel und Bevölkerungswachstum immer knapper –
       galten anfangs als Streitereien. Viehdiebstahl wurde nicht ernst genommen.
       Dabei ist es eine Region mit großen Waldflächen und wenigen Straßen ein
       guter Rückzugsort für Kriminelle.
       
       Bisherige Versuche, Sicherheit zu schaffen, sind gescheitert. Vergangenes
       Jahr bot der Bundesstaat Banditen, die ihre Waffen abgeben wollten, Kühe
       zum Tausch an. Bis Anfang Mai läuft ein erneutes Ultimatum zur Abgabe von
       Waffen.
       
       Ohnehin ist Zamfaras Gouverneur Bello Matawalle jemand, der auf einen
       Dialog mit ihnen setzt und das regelmäßig betont. Präsident Muhammadu
       Buhari hat das jedoch abgelehnt. Sie zu „belohnen“, könne einen desaströsen
       Boomerang-Effekt haben. Anfang März kündigte er stattdessen an, 600
       zusätzliche Sicherheitskräfte entsenden zu wollen. Die Zahl der Überfälle
       und Entführungen ist seitdem dennoch nicht zurückgegangen.
       
       23 Apr 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Bandenkriminalitaet-in-Nigeria/!5757759
   DIR [2] /Internat-in-Nigeria/!5747391
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Katrin Gänsler
       
       ## TAGS
       
   DIR Nigeria
   DIR Massaker
   DIR Kaduna
   DIR Nigeria
   DIR Nigeria
   DIR Gastkommentar
   DIR Entführung
   DIR Nigeria
   DIR Nigeria
   DIR Niger
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Krise in Nigeria: Zwei rätselhafte Todesfälle
       
       Erst wird Boko Harams Chef Shekau getötet, dann stirbt Armeechef Attahiru
       bei einem Flugzeugabsturz. Die Stimmung ist zunehmend angespannt.
       
   DIR Gewaltausbruch in Nigeria: „Am Rande des Zusammenbruchs“
       
       In Nigeria erfasst Gewalt das ganze Land, nicht mal die Hauptstadt Abuja
       gilt mehr als sicher. Präsident Buhari steht unter Druck wie nie zuvor.
       
   DIR Globaler Kampf gegen die Pandemie: Ohne Impfstoff keine Chance
       
       Die Coronapandemie hat uns alle getroffen. Jetzt sollten wir sie gemeinsam
       besiegen – indem überall auf der Welt genügend Impfstoff ankommt.
       
   DIR Bandenkriminalität in Nigeria: Verzweifelter Kampf
       
       Jährlich werden tausende Menschen von Banditen ermordet und noch mehr
       entführt. Jetzt sollen es Selbstverteidigungsmilizen richten.
       
   DIR Entführung in Nigeria: Hunderte Schülerinnen wieder frei
       
       279 Mädchen wurden aus der Geiselhaft befreit. Wer genau die mehr als 300
       Schülerinnen aus einer Oberschule gekidnappt hat, ist unklar.
       
   DIR Internat in Nigeria: Schulkinder entführt
       
       In Nigeria werden 42 Menschen, davon 27 Kinder, nachts aus einem Internat
       entführt. Die Regierung schickt Militär zur Suche los.
       
   DIR Mindestens 100 Tote in Niger: Massenmord zum Wahlergebnis
       
       Angriffe auf zwei Dörfer erschüttern Niger am Tag der Verkündung des
       Ergebnisses der Präsidentschaftswahl. Der Staat erscheint hilflos.