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       # taz.de -- Ergebnisse des Impfgipfels: Vage Versprechungen
       
       > Kanzlerin und Ministerpräsident:innen wollen mit guten Botschaften
       > punkten, ohne sich festzulegen: Bald kann jede:r geimpft werden.
       
   IMG Bild: Nach dem Impfgipfel ist vor dem Impfgipfel: Kanzlerin Merkel zwischen Markus Söder (links) und Michael Müller (rechts)
       
       Freiburg taz | Wohl ab Juni kann jede:r auf eine Corona-Impfung hoffen.
       Das stellte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) beim Impfgipfel mit den
       Ministerpräsident:innen der Länder in Aussicht. Bayerns Landes-Chef
       Markus Söder (CSU) sprach sogar von einem „Gipfel der Hoffnung“. Allerdings
       fasste die Runde keine konkreten Beschlüsse – auch nicht zu den Rechten der
       Geimpften und Genesenen.
       
       Nach der knapp dreistündigen Videokonferenz gab die Kanzlerin einen
       Überblick über den [1][Stand der Impfkampagne.] Ab Mai werde die
       Prioritätsgruppe 3 geimpft. Das sind die [2][60- bis 70-Jährigen sowie
       Mitarbeiter:innen von Polizei, Feuerwehr und
       Lebensmitteleinzelhande]l. „Ab Juni“, so Merkel, könne dann die strenge
       [3][Reihenfolge der Impfverordnung] aufgehoben werden. Dann könne sich
       jede:r um eine Impfung bemühen. Dann werden genügend Impfstoff und
       Impfkapazitäten zur Verfügung stehen. Das heiße aber nicht, so Merkel, dass
       dann auch jede:r sofort geimpft werde. Sie erneuerte aber ihr altes
       Versprechen, dass jedenfalls bis Ende des Sommers (also bis zum 21.
       September) jede:r ein Impfangebot erhalten haben wird.
       
       [4][Markus Söder] will mehr aufs Tempo drücken. „Nach der Notbremse braucht
       es jetzt Vollgas fürs Impfen“, sagte er bei der Pressekonferenz. Er will
       daher die strenge Impfpriorisierung schon früher aufgeben. Hausärzte sollen
       sofort ohne Bindung an die Impfverordnung impfen können. Wenn ganze
       Betriebe durch Betriebsärzte geimpft werden, was bald starten soll, dann
       könne auch nicht auf die Reihenfolge der Prioritätsgruppen geachtet werden,
       so Söder. Da es sich hier aber um eine Bundesverordnung handelt, kann der
       bayerische Ministerpräsident nur Wünsche anmelden.
       
       ## Unklarheit über Rechte für Geimpfte und Genesene
       
       Noch unklarer ist die Situation bei den Rechten der Geimpften und
       Genesenen. Merkel sagte, hierüber sei auf dem Gipfel intensiv und
       kontrovers diskutiert worden. Die Ergebnisse sollen nun in eine Verordnung
       der Bundesregierung einfließen, der dann auch Bundestag und Bundesrat
       zustimmen müssen. Angaben zum Zeitplan machte Merkel nicht. Theoretisch
       könnte die Verordnung bereits an diesem Mittwoch im Kabinett beschlossen
       werden und nächste Woche im Bundestag. Am Freitag nächster Woche, also am
       7. Mai, tagt auch der Bundesrat.
       
       [5][Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller] (SPD) sprach davon,
       dass die Verordnung eher „Ende Mai“ in Kraft tritt. Er sah auch praktische
       Probleme, wenn zum Beispiel Geimpfte von der Ausgangsbeschränkung ab 22 Uhr
       ausgenommen wären. „Wir müssen die Regeln kontrollierbar gestalten“, sagte
       Müller. Auch Merkel schien es nicht eilig zu haben, „derzeit haben ja erst
       rund sieben Prozent der Bevölkerung beide Impfungen“, betonte sie.
       
       In einem Eckpunktepapier der Bundesregierung, das der Diskussion zugrunde
       lag, wurde den Geimpften und Genesenen vor allem die Gleichstellung mit
       negativ Getesteten versprochen, etwa beim Einkaufen, im Zoo, bei der
       Fußpflege. Die meisten Einschränkungen der Bundesnotbremse, die jeweils ab
       einem Inzidenzwert von 100 in Kraft tritt, sollen demnach auch für Geimpfte
       und Genesene bestehen bleiben, zum Beispiel die Beschränkung von Kontakten
       auf maximal fünf Personen aus zwei Haushalten.
       
       Markus Söder drängte auch hier zur Eile. Wo Einschränkungen nicht mehr
       erforderlich sind, weil Geimpfte und Genesene kaum noch infektiös sein
       können, da sollen Einschränkungen schnell fallen, so Söder. Einziger
       Vorbehalt des CSU-Manns: „Es gibt keinen Anspruch, dass das Schwimmbad
       extra für Geimpfte geöffnet wird.“
       
       26 Apr 2021
       
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