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       # taz.de -- Anti-Lärm-Demo mit Rasenmähern: Volle Dröhnung für die Landrätin
       
       > Lärmgegner*innen protestieren in Osnabrück gegen Motorräder, indem
       > sie mit Rasenmähern Krach machen. Genehmigt wurden nur 30 Minuten.
       
   IMG Bild: Kann Lärm gut simulieren: Rasenmäher, hier im österreichischen Steinbrunn
       
       Osnabrück taz | Bei 110 Dezibel fängt der Schmerz an. Das ist, als würdest
       du neben einer Kreissäge stehen. Es gibt Menschen, die mögen das:
       Motorrad-Poser, die mit ihren getunten Maschinen am Wochenende über
       ländliche Bergstrecken jagen. Und es gibt Menschen, die finden das
       unerträglich: Anwohner, die dabei von einem Lärmschock in den nächsten
       fallen.
       
       Auch im Landkreis Osnabrück ist das ein Problem, und von Hilter-Borgloh bis
       Bramsche/Engter hat sich Widerstand formiert. Einige der Protestaktionen
       zeigen Humor: Lärm als Weckruf gegen Lärm. Am 24. April, dem „Tag gegen
       Lärm – International Noise Awareness Day“, soll er vor dem Kreishaus
       gemacht werden, und Landrätin Anna Kebschull, die erste Grünen-Landrätin
       Deutschlands, soll ihn nicht überhören: „Unser erster Gedanke war eine
       Motorradattrappe und Lärm per Lautsprecher, ein echtes Motorrad hat ja
       keiner von uns“, sagt Aktivist Eberhard Schröder. „Aber dann kam uns die
       Idee mit dem Rasenmäher.“ Das ist ein AS 28 2T ES, ein 2-Takter mit 6,7 PS.
       
       Der Plan: Im Mehr-Minuten-Abstand fährt der Mäher ab kurz nach 9 Uhr zwei
       Stunden lang am Bürotrakt der Landrätin vorbei. Mit 80 bis 100 Dezibel.
       „Wir vermitteln so der Landrätin und ihrer Entourage einen sehr
       realitätsnahen Eindruck von dem – akustischen – Wochenendgeschehen an den
       Biker-Routen in ihrem Landkreis.“
       
       Die Stadt Osnabrück wehrt ab: Mäher-Verbot! „Geht nicht, hieß es“, sagt
       Schröder. „Das sei schließlich mutwillig erzeugter Lärm, kein üblicher
       Straßenkrach. Er belästige Mitarbeiter und Besucher des Kreishauses,
       außerdem komme er durchgängig aus einer einzelnen Quelle, nicht
       unregelmäßig aus unterschiedlichen.“ Bizarr. Zulässig, bescheidet die
       Stadt, seien nur 90 Dezibel. Der Mäher liege ja möglicherweise drüber.
       
       ## Städtisches Mäherverbot
       
       „Heavy, oder?“, sagt Schröder. Und dann erzählt er von Niedersachsens
       Innenminister Boris Pistorius (SPD), der keinen Lärmbeauftragten für nötig
       hält. Und von der „zahnlosen Polizei“, die keine zertifizierten
       Lärmmessgeräte hat.
       
       Immerhin: In letzter Minute hat Schröders Protest geholfen. Die Landrätin
       muss den Mäher ertragen, aber insgesamt nur 30 Minuten. Gut, dass ihr Büro
       nicht an einer Bergstrecke liegt.
       
       28 Apr 2021
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Harff-Peter Schönherr
       
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