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       # taz.de -- Fahrgastrechte bei der Bahn: Eine desolate Situation
       
       > Anträge auf Erstattung des Fahrpreises bei Verspätung darf man nun online
       > stellen. Aber kundenfreundlich wird die Bahn damit noch nicht.
       
   IMG Bild: Ihr Zug ist leider verspätet – Bahnkund:innen kennen das nur zu gut
       
       Es ist schon ein arges Missverhältnis: Vier von fünf Kund:innen, so sagt es
       die Deutsche Bahn selbst, buchen ihr Ticket mittlerweile online – über die
       Website oder per App. Aber null von fünf Kund:innen können bislang auf
       diesem Weg [1][Erstattungsansprüche geltend machen], wenn sich mal wieder
       eine Weiterfahrt auf unbestimmte Zeit verzögerte. Null von fünf Kund:innen?
       Nein. Denn natürlich haben in den vergangenen Jahren Start-ups die
       Marktlücke erkannt.
       
       Der Deal: Die Kundin kann ihren Erstattungsantrag online über den
       Dienstleister einreichen. Der bekommt eine Provision und die Kundin spart
       sich das Ausdrucken zu Hause oder das Anstehen im Reisezentrum. Diese
       Firmen werden ab Juni wohl weniger zu tun haben. Dann nämlich, so hat es
       die Bahn am Montag mitgeteilt, können Fahrgäste ihre Anträge direkt online
       einreichen.
       
       Fast fühlt sich das an wie eine kleine Revolution. Sie darf aber nicht
       darüber hinwegtäuschen, dass die Situation in Sachen Fahrgastrechte
       insgesamt weiterhin ziemlich desolat ist. [2][Zum Beispiel im europaweiten
       Zugverkehr.] Wer durch verschiedene Länder reist und dabei aufgrund einer
       Verspätung einen Anschlusszug in einem anderen Land verpasst, darf sich
       mindestens auf lange Diskussionen und E-Mail-Korrespondenzen einstellen.
       
       Und ab 2024 wird es noch ein Stück schlechter: Dann können sich europäische
       Bahnunternehmen in noch mehr Fällen auf „höhere Gewalt“ berufen. Zum
       Beispiel bei extremen Wetterbedingungen, die ja gerade häufiger zu erleben
       sind. Für die jüngst beschlossenen Verschlechterungen waren übrigens
       maßgeblich die EU-Mitgliedsstaaten verantwortlich, das EU-Parlament wollte
       mehr Rechte für Fahrgäste.
       
       Das Problem ist: Jede Hürde, jede daraus resultierende schlechte Erfahrung
       hält Menschen davon ab, die Bahn zu benutzen. Und das ist klimapolitisch
       eine Katastrophe. Denn auch wenn es manche Partei noch nicht verstanden
       hat: Bahnfahren muss, auch auf Langstrecken, [3][innerhalb Europas zum
       Standard werden]. Und an diesem Ziel müssen sich auch die Rechte der
       Bahn-Nutzer:innen messen lassen.
       
       25 May 2021
       
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