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       # taz.de -- Impfempfehlung für Kinder: Der moralische Impferativ
       
       > Erwachsene, die im Biergarten sitzen, während Kinder zu Hause lernen?
       > Ausgeschlossen! Um zur Normalität zurückkehren zu können, kommt es
       > nochmal auf alle an.
       
   IMG Bild: Um Herdenimmunität zu erreichen, muss die Impfquote unter Erwachsenen bei fast 100 Prozent liegen
       
       Die Ständige Impfkommission wird voraussichtlich keine
       Covid-Massenimpfungen für Kinder empfehlen. Die Stiko entscheidet vor allem
       auf Basis medizinischer Daten, und diese Datenbasis ist momentan zu schmal.
       Wie mit der Empfehlung umgegangen wird, ist eine moralisch aufgeladene
       Frage. Und eine Frage der Solidarität.
       
       Zu Beginn der Pandemie hat die Gesellschaft Solidarität mit den Alten
       eingefordert. Kinder sollten ihre Großeltern nicht besuchen, nicht mehr auf
       Spielplätzen toben, ihre Freunde nicht sehen, zu Hause lernen. Obwohl sie
       selbst kaum schwer erkranken.
       
       Auch wenn sich das Leben für viele Erwachsene wieder halbwegs normal
       anfühlt – für viele Kinder herrscht [1][nach wie vor Ausnahmezustand].
       Unterricht findet nur wochenweise statt, die Hälfte der Klasse haben sie
       [2][seit Monaten nicht gesehen], Arbeitsgemeinschaften sind ausgesetzt,
       Kindergeburtstage und Klassenfahrten seit über einem Jahr abgesagt.
       
       Wie schnell sich das Leben für die Kinder wieder normalisiert, wird nun
       davon abhängen, wie solidarisch die Älteren gegenüber den Jüngeren, die
       Kinderlosen gegenüber den Familien sind.
       
       ## Für Normalität brauchen wir Herdenimmunität
       
       Der goldene Weg zurück in die Normalität führt über die Herdenimmunität.
       Damit dieser magische Zustand erreicht wird, müssen über 80 Prozent der
       Bevölkerung geimpft sein. Allein 16 Prozent der Bevölkerung sind aber
       jünger als 18 Jahre. Rechnet man diese Gruppe also raus – und die
       Empfehlung der Stiko wird selbst impfwillige Minderjährige nicht
       unbeeindruckt lassen –, dann muss die Impfquote im Rest der Bevölkerung bei
       fast 100 Prozent liegen, damit Herdenimmunität erreicht wird.
       
       In unserer liberalen Gesellschaft haben sich alle daran gewöhnt, ihre
       individuellen Rechte und Möglichkeiten jederzeit und überall durchzusetzen
       – ob im Supermarkt oder bei der Wahl des für sie besten Impfstoffes. Das
       Ziel der Herdenimmunität ist wohl nur über eine Impfpflicht zu erreichen.
       
       Diese steht politisch nicht zur Debatte. Es ist also absehbar, dass es
       immer wieder zu Ausbrüchen und als Folge dieser zu Einschränkungen kommt.
       Diese sollten dann aber für alle Bereiche gelten. Erwachsene, die im
       Biergarten sitzen, während Kinder zu Hause lernen? Ausgeschlossen!
       
       Schulen und Kitas müssen wieder öffnen – unabhängig vom Impfstatus.
       Freiheiten allein für Geimpfte sind nur dann berechtigt, wenn alle
       gleichberechtigt Zugang haben. Ist das, so wie derzeit, nicht gegeben,
       sollte bei steigenden Inzidenzen der Grundsatz gelten: Masken, Abstand,
       Hygiene für alle und überall. Und natürlich: Impfen. Nicht als Pflicht.
       Aber als moralischer Imperativ.
       
       27 May 2021
       
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