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       # taz.de -- Verfremdete Werbeplakate: Wie eine Warnweste unsichtbar macht
       
       > Aktivist*innen kapern Werbeplakate der Bundeswehr. Mit der richtigen
       > Kleidung hinterfragt das auch niemand.
       
   IMG Bild: Adbusting von Werbeplakaten der Bundeswehr ist nicht neu: Hier ein Beispiel aus dem Jahr 2020
       
       Der Bund stellt Streitkräfte zur Verteidigung auf“, so steht es im Artikel
       87a des Grundgesetzes. Die eigene Verteidigung ist der Bundeswehr dabei am
       vergangenen Wochenende nicht so gut gelungen: Die Werbeposter des Militärs,
       die rund um das Verteidigungsministerium in Berlin-Mitte an Bushaltestellen
       und Werbesäulen hingen, wurden gekapert. Die Aktivist*innen-Gruppe
       „Außenwerbung kunstvoll kapern“ (akk) veränderte am vergangenen Wochenende
       dreißig dieser Poster.
       
       Eigentliches Ziel der Recruiting-Kampagne war es, mit Bildern von
       Meereswellen für den Dienst auf See zu werben. Stattdessen zieren die
       Plakate nun Sprüche wie dieser: „Volle Kraft voraus in die Klimakrise.
       Statt Klimaschutz zu fördern, verdoppeln wir den Wehretat.“ Mit der Aktion
       möchte die Gruppe akk darauf aufmerksam machen, mehr Geld in die
       Seenotrettung und den Klimaschutz zu investieren. Die Kritik: Die Regierung
       kaufe Kriegsgeräte und Waffen, um einen Kapitalismus zu verteidigen, „der
       das Klima ruiniert und globale Ungerechtigkeit schafft“, so Annegret,
       die*der Sprecher*in von akk in der [1][Pressemitteilung.] 
       
       Auf Twitter wird die Aktion mit Humor genommen. „Die neue Bundeswehr
       YouTube Serie ist draußen“, kommentiert ein User und bezieht sich damit auf
       ein Foto eines veränderten Plakats: „Rumballern statt Retten. Statt
       Geflüchtete im Mittelmeer zu retten, rüsten wir auf.“ Der Hintergrund für
       die Aktion ist ernst. Zum Schmunzeln bringt aber das Vorgehen der Gruppe:
       Die Anleitung für das Austauschen der Poster stamme nämlich aus dem
       Internet. Hinter der Aktion steckt also kein großes Vorwissen, sondern
       einfach eine Suchmaschinenanfrage. Kein Wunder also, dass Adbusting (zu
       Deutsch: das Verfremden von Werbeplakaten) immer beliebter wird. Die
       Online-Anleitung erklärt für Laien, welchen Rohrsteckschlüssel es braucht,
       damit die Werbevitrinen ohne Beschädigungen geöffnet werden können.
       
       Nachdem die Aktivist*innen die Plakate entwendet und mit Sprayfarbe
       nach ihren Wünschen verändert haben, platzierten sie die ausgeliehenen
       Poster wieder in der Vitrine – auch das ein Kinderspiel. Arbeitskleidung
       und Warnweste wirken „wie ein postmoderner Unsichtbarkeitsmantel“, so
       Annegret. „An einer Bushaltestelle warteten Angestellte aus dem
       Botschaftsviertel auf einen Bus. Einmal kurz grüßen, mit der Stimme der
       Autorität bitten beiseitezutreten, und es hätte nicht viel gefehlt, und die
       hätten uns auch noch beim Aufhängen geholfen“, heißt es in der Mitteilung.
       
       Und tatsächlich, wer hinterfragt schon Menschen in Warnweste? Die Plakate
       auszutauschen ging unbemerkt vonstatten. Fraglich bleibt nun, welchen
       Nachhall die Aktion hervorruft. Für den 12. Juni sind jedenfalls schon
       weitere Aktionen angekündigt.
       
       10 May 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://de.indymedia.org/node/148216
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jacqueline Dinser
       
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