URI: 
       # taz.de -- Visitation von Kardinal Woelki: Eine verdiente Demütigung
       
       > Der Papst schickt Prüfer ins Erzbistum Köln, um den Umgang mit
       > sexualisierter Gewalt zu untersuchen. Ein beispielloses Misstrauensvotum
       > – zu Recht.
       
   IMG Bild: Papst Franziskus hat eine Apostolische Visitation in das Erzbistum Köln geschickt
       
       Wer Spaß an Absurdem hat, sollte sich den letzten [1][Videokommentar von
       Rainer Maria Kardinal Woelki in seinem Haussender domradio.de] anschauen.
       Was der Erzbischof von Köln da zu der vom Vatikan angeordneten
       Apostolischen Visitation in seinem Erzbistum sagt, ist selbst mit größtem
       Wohlwollen nur noch als totale Verdrängung zu verstehen – als ein Akt des
       Belügens von anderen wie auch von sich selbst.
       
       Kardinal Woelki, der mit den [2][päpstlichen Prüfern eine fast beispiellose
       öffentliche Klatsche aus Rom] erhalten hat, versucht verzweifelt, gute
       Miene zu machen und so zu tun, als wäre er selbst hellauf begeistert von
       diesem Schritt. Dabei wird er (zu Recht) so gedemütigt wie kein anderer in
       der katholischen Kirche Deutschlands. Denn anders als ein massives
       Misstrauensvotum ist das römisch angeordnete Durchleuchten seines
       Erzbistums nicht zu werten – egal welche schönen Worte Woelki findet oder
       welchen seltsamen Spin er nun dagegenstellen will.
       
       Der Ausgang der Visitation, die mit einem Abschlussbericht an den Papst
       enden wird, ist zwar noch nicht sicher. Aber es ist kaum vorstellbar, dass
       Woelki sie in einer Weise überstehen wird, die es ihm erlauben könnte, auf
       Dauer weiter Erzbischof von Köln zu bleiben. Am wahrscheinlichsten ist,
       dass er – nach einer möglichst gesichtswahrenden Schonfrist – nach Rom
       weggelobt wird, vielleicht auf einen schicken Posten in der Kurie. Das wäre
       nicht gut für die weltweite Kirchenverwaltung, aber gut für sein Erzbistum
       und die hiesige katholische Kirche.
       
       Papst Franziskus, der sich nach einem Reformschub zu Beginn seines
       Pontifikats in den vergangenen Jahren zunehmend als großer Zögerer entpuppt
       hat, hat mit dieser Visitation einer konservativen Galionsfigur der
       Weltkirche die Rote Karte gezeigt. [3][Zuvor hatte Woelki sie wortwörtlich
       schon in Düsseldorf von der Kirchenbasis zu sehen bekommen.] Das muss
       Woelki ziemlich weh getan haben. Ob er daraus lernt? Das große Ringen in
       der katholischen Kirche um ihre Zukunft und mögliche Reformen geht weiter.
       Das Ende ist offen.
       
       30 May 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.domradio.de/radio/sendungen/wort-des-bischofs/wort-des-bischofs-150
   DIR [2] /Sexualisierte-Gewalt-in-der-Kirche/!5775549
   DIR [3] /Firmung-durch-Kardinal-Woelki/!5774013
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Philipp Gessler
       
       ## TAGS
       
   DIR Kardinal Woelki
   DIR Papst Franziskus
   DIR Sexualisierte Gewalt
   DIR Kindesmissbrauch
   DIR Katholische Kirche
   DIR Kardinal Woelki
   DIR GNS
   DIR Katholische Kirche
   DIR Kardinal Woelki
   DIR Kardinal Woelki
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Sexualisierte Gewalt in der Kirche: Woelki bleibt im Amt
       
       Papst Franziskus sieht Fehler in der Kommunikation, belässt den in der
       Kritik stehenden Kölner Kardinal aber im Amt. Dieser will nun eine Auszeit
       nehmen.
       
   DIR Reformen in katholischer Kirche: Vatikan verschärft Kirchenrecht
       
       Papst Franziskus reformiert das vatikanische Strafrecht und schafft klarere
       Regeln – etwa beim Thema sexualisierter Gewalt und kirchlichem Vermögen.
       
   DIR Maria 2.0 zu Kirche und Machtstrukturen: „Es wäre eine freundliche Kirche“
       
       Lisa Kötter von Maria 2.0 wünscht sich ein Ende des Machtmißbrauchs in der
       Katholischen Kirche. Ein Gespräch über Kardinal Woelki und das System Rom.
       
   DIR Kardinal Woelki lehnt Rücktritt ab: Im kölschen Nebelland
       
       Die Verantwortung für den Missbrauchsskandal im Erzbistum Köln ist
       unstrittig. Kardinal Woelki will „rigoros handeln“, aber nicht gehen.
       
   DIR Gutachten zu Missbrauchsfällen in Köln: Persilschein für Kardinal Woelki
       
       Das Gutachten zum sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche entlastet
       den Kölner. Belastet wird sein Hamburger Kollege Stefan Heße.