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       # taz.de -- Maaßen-Freund Max Otte: AfD-Fan wird Chef der Werteunion
       
       > Die WerteUnion ist für ihren Drang nach rechts berüchtigt. Jetzt hat sie
       > mit Max Otte einen Chef, der Sympathien für ganz rechts hegt.
       
   IMG Bild: Freundlicher Mann aus der Eifel driftet nach rechts ab: Max Otte
       
       Berlin taz | Max Otte ist kein Mann, der sich ruhigstellen lässt, das hat
       er mit Ex-Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen gemein. Die beiden Männer
       verbinden noch mindestens zwei weitere Dinge: Sie gehören beide der
       Werteunion an, jener kleinen, mitunter lautstarken Truppe am rechten Rand
       der CDU. Und: Nach Maaßen ist Otte nun der zweite Mann, der der CDU wegen
       seines Drangs nach rechts noch Probleme bereiten wird. Denn die Werteunion,
       die keine Parteiorganisation, sondern ein Verein mit etwa 4.000 Mitgliedern
       ist, hat Max Otte am Wochenende zu ihrem Vorsitzenden gewählt.
       
       Otte, 56, ist Ökonom und Fondsmanager. Von Kritikern wie Marcel Fratzscher,
       Wirtschaftsprofessor von der Humboldt-Universität, wird er „Crash-Prophet“
       genannt. Otte hat in Köln studiert und in Princeton promoviert, er hat
       lange in den USA gelebt und hat neben dem deutschen auch den
       US-amerikanischen Pass. Er hat als Unternehmensberater gearbeitet und an
       verschiedenen Hochschulen gelehrt. Heute wohnt er in der Eifel und
       [1][postet] von dort gerne Landschaftsbilder.
       
       Otte ist seit 1991 Mitglied der CDU, hatte vor der letzten Bundestagswahl
       aber öffentlich angekündigt, AfD zu wählen. Sein Gewissen ziehe ihn
       dorthin, so lautete seine Begründung. Und mehr noch: Im Sommer 2018 wurde
       er Vorsitzender des Kuratoriums der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung
       (DES) und blieb es zweieinhalb Jahre lang. Anfang des vergangenen Jahres
       sagte er der taz: „Rein persönlich bin ich der Ansicht, dass die CDU die
       Möglichkeit für bürgerliche Koalitionen mit der AfD auf allen Ebenen
       ausloten sollte.“
       
       Die Wahl des FDP-Politikers Thomas Kemmerich zum
       Kurzzeit-Ministerpräsidenten in Thüringen mit den Stimmen der AfD im
       Februar 2020 nannte Otte eine „Glanzstunde der Demokratie“, auch die
       Werteunion äußerte sich positiv. Nach scharfer Kritik aus der CDU gab diese
       eine Erklärung ab, in der sie eine Zusammenarbeit mit der AfD ablehnte. Ihr
       [2][Gründungsmanifest] aber ist in vielen Punkten mit der AfD kompatibel.
       
       ## Rüffel von Steinbach
       
       Jetzt hat sie einen Mann an ihre Spitze gewählt, der über beste Kontakte in
       die radikal rechte Partei verfügt – und zwar eher nicht zum intern als
       gemäßigt geltenden Parteichef Jörg Meuthen. Seine heftige Kritik an diesem
       brachte Otte sogar einen schriftlichen Rüffel der DES-Vorsitzenden Erika
       Steinbach ein. In dem Brief heißt es auch: „Was Herrn Höcke betrifft, so
       pfeifen es die Spatzen von den Dächern, dass Sie zu seinen Anhängern
       zählen.“ Höcke, der Thüringer Landes- und Fraktionschef der AfD, ist laut
       Verfassungsschutz ein Rechtsextremist.
       
       2018 hatte Otte bereits das „Neue Hambacher Fest“ ausgerichtet, auf dem
       Thilo Sarrazin und Meuthen als Redner auftraten. Vor der Europawahl
       verfasste er das Vorwort für ein Büchlein, mit dem Meuthen und andere
       AfD-KandidatInnen für sich warben. Vor einem Jahr sprach er in Stuttgart
       auf einer Querdenker-Kundgebung.
       
       Die DES sei Geschichte für ihn, sagte Otte kurz vor seiner Wahl der taz.
       Als Chef der Werteunion wolle er diese „klarer profilieren“. Inhaltlich
       gehöre dazu der Themenkomplex Bürger-, Freiheitsrechte und Corona sowie die
       soziale Frage.
       
       Für viel Kritik sorgte 2019 ein Tweet Ottes im Zusammenhang mit der
       Ermordung des CDU-Politikers Walter Lübcke. „Lübcke – endlich hat der
       Mainstream eine neue NSU-Affäre und kann hetzen“, schrieb Otte. Und weiter:
       „Es sieht alles so aus, dass der Mörder ein minderbemittelter Einzeltäter
       war, aber die Medien hetzen schon jetzt gegen die ‚rechte Szene‘, was immer
       das ist.“ Otte entschuldigte sich später dafür. Die Werteunion aber
       forderte die CDU dazu auf, Otte aus der Partei auszuschließen. Konsequenzen
       hatte das nicht. Im Gegenteil. Am Samstag machte die Werteunion Max Otte zu
       ihrem Chef.
       
       30 May 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://twitter.com/maxotte_says?ref_src=twsrc%5Egoogle%7Ctwcamp%5Eserp%7Ctwgr%5Eauthor
   DIR [2] https://werteunion.net/wp-content/uploads/2018/04/WerteUnion-Manifest.pdf
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sabine am Orde
       
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