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       # taz.de -- Steinmeier will zweite Amtszeit: Besser als sein Ruf
       
       > Steinmeier ist ein guter Präsident, der Demokratie fördert und sich gegen
       > Rassismus engagiert. Seine anvisierte Postensicherung passt nicht ins
       > Bild.
       
   IMG Bild: Frank-Walter steinmeier spricht zu Beginn der Freischaltung des Portals „Stark im Amt“
       
       Frank-Walter [1][Steinmeier] gilt manchen als zu blass, zu technokratisch
       und zu mittig. Viele, jedenfalls in den meinungsbildenden Kreisen, möchten
       lieber einen Bundespräsidenten, der etwas riskiert. Steinmeier, so ein
       weiteres gängiges Argument, habe noch keine Rede gehalten, die sich
       stichworthaft eingeprägt hat.
       
       Die Sehnsucht nach der einen großen Rede passt aber allzu passgenau in das
       Anforderungsprofil der Aufmerksamkeitsökonomie, deren Wucherungen besser
       nicht auch noch das Schloss Bellevue überdecken sollten.
       
       Wenn man sich von der etwas geschmäcklerischen Oberflächenbenotung löst,
       erkennt man: Steinmeier, in dem Amt Profipolitiker nach zwei
       Quereinsteigern, ist ein mehr als passabler Präsident. Er hat Gespür für
       das Wichtige, hat [2][Demokratie] zu seinem Thema gemacht und damit in den
       Zeiten von Trump und dem Aufstieg des Rechtspopulismus den Kern getroffen.
       Und er hat sich, vom Lübcke-Mord bis Hanau, so um das Thema rassistische
       Gewalt gekümmert, wie es erforderlich ist: uneitel, kontinuierlich und auch
       noch dann, wenn die TV-Kameras abgebaut waren. In Krisenzeiten braucht man
       das mehr als aufrüttelnde Reden.
       
       Es gibt also gute Gründe für eine zweite Amtszeit, für die sich eine
       illustre Runde von [3][Christian Lindner] bis Bodo Ramelow erwärmen kann.
       Zu diesen Gründen gehört allerdings nicht die Art, mit der Steinmeier
       versucht, seine politische Existenz im Amt zu verlängern – über die im
       Herbst drohende Niederlage der SPD hinaus. Es gibt keinen Grund, vier
       Monate vor der Bundestagswahl und neun Monate vor der Bundesversammlung
       seinen Hut in den Ring zu werfen. Außer den, sich einen kleinen taktischen
       Vorsprung zu sichern. Eine mögliche schwarz-grüne Kandidatin wird ihn aus
       dem Amt kicken müssen. Man merkt die Absicht und ist verstimmt.
       
       Dieses Manöver passt zu dem äußerst machtbewussten SPD-Politiker
       Steinmeier, der sich 2009, als er donnernd die Wahl verloren hatte,
       kurzerhand durch Selbstausrufung den Job des Fraktionschefs sicherte. Zu
       einem Bundespräsident, der eine zweite Amtszeit möchte, passt es nicht.
       
       31 May 2021
       
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