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       # taz.de -- Vorverkauf für die Berlinale: Rendezvous der Fehlermeldungen
       
       > Anders als sonst gingen am Donnerstag gleich alle Tickets für das
       > zwölftägige Festival in den Onlineverkauf. Das führte zu großen
       > Problemen.
       
   IMG Bild: Die Sommerausgabe der Berlinale verläuft ausschließlich open air
       
       Berlin taz | Wer gedacht hat, Corona habe der Digitalisierung in
       Deutschland einen ordentlichen Schub verpasst, der hat sich getäuscht. Das
       betrifft nicht nur die Schulen, was leidgeplagte Eltern immer wieder
       feststellen. Auch beim Onlineverkauf von Eintrittskarten ist noch viel Luft
       nach oben, wie sich am Donnerstag [1][bei der Berlinale] gezeigt hat.
       
       Das Festival ist bekanntlich wegen der Pandemie mit seinem Publikumsteil
       auf den Sommer [2][ausgewichen]; kommenden Mittwoch geht es los. Allerdings
       nur open-air; dafür wird so ziemlich jedes Freiluftkino bespielt, das die
       Stadt zu bieten hat: Von den bekannten großen etwa im Friedrichshain; einer
       Art Festivalpalast auf der Museumsinsel, dazu ganz neue wie im
       Studierendendorf Schlachtensee. 16 Spielstätten sind es insgesamt.
       
       Und noch eine große Veränderung zu den Winterspielen gibt es: Statt den
       Vorverkauf zeitlich zu staffeln, waren ab Donnerstag, Punkt 10 Uhr die
       Tickets für alle zwölf Tage ausschließlich online im Angebot. Insgesamt
       laut Festivalleitung rund 60.000 Stück. Es war also ein Härtetest für die
       Hardware mit Ansage.
       
       Denn ebenfalls anders als sonst lief der Verkauf zumeist nicht zentral über
       die Festivalseite, sondern über die der Kinos direkt. Und die erste Stunde
       lief da oft: gar nichts. Stattdessen trudelten viele alt bekannte
       Fehlermeldungen ein. „Temporary not available“ sei der Service, hieß es da
       für all jene, die das nicht selbst bemerkt hätten; auf einer anderen
       Kino-Seite wurde gar gemutmaßt, der Vorverkauf könnte vorübergehend
       gestoppt worden sein. Warum? Wann es weitergehe? Keine Antwort. „Bitte
       versuche es später noch mal.“ Oder der Buchungsprozess brach mittendrin
       zusammen.
       
       Selbst gegen 12.30 Uhr hieß es bei einem größeren Open-Air-Kino noch:
       „Unsere Server kämpfen gerade. Wir bitten um etwas Geduld.“ Zu diesem
       Zeitpunkt war das Kino auf der Museumsinsel längst ausverkauft. Dort laufen
       die Wettbewerbsfilme inklusive der Preisverleihung – die Sieger wurden
       bereits im Februar gekürt – vor einer eindrucksvollen Kulisse, die es bis
       Mitte der nuller Jahre schon einmal gegeben hat: Vor der Sanierung der
       Alten Nationalgalerie fanden hier regelmäßig Open-Air-Kino-Vorführungen
       statt.
       
       Für zahlreiche andere Kinos gab es (und gibt es vielleicht weiterhin?) noch
       Tickets und nicht nur, weil die Computer qualmten, sondern, weil es sich um
       Filme handelt, deren Beschreibung nicht sofort jeden überzeugen. Manchmal
       zu Recht, oft aber verstecken sich dahinter jene filmischen Perlen, die den
       Reiz der Berlinale ausmachen und später auch nur selten im Kino landen. Ein
       altes Gesetz der Berlinale gilt auch bei dieser Sonderausgabe, die zudem
       deutlicher weniger Filme im Angebot hat: Wer mutig ist, wird belohnt. Und
       schaut den verpassten Wettbewerbsfilm dann in vier Wochen, wenn er regulär
       ins Kino kommt. Denn die dürfen ja ab diesem Freitag auch wieder aufmachen,
       auch drinnen.
       
       3 Jun 2021
       
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   DIR Bert Schulz
       
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