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       # taz.de -- Berufungsverfahren wegen Krebsrisiken: Bayer verliert Glyphosat-Prozess
       
       > Der Chemiekonzern unterliegt auch im zweiten US-Berufungsverfahren wegen
       > Krebsrisiken des Pestizids Glyphosat. Das Gericht hält Bayer für
       > schuldig.
       
   IMG Bild: Kläger Edwin Hardeman (r.) und seine Frau Mary verlassen ein Bundesgericht in San Francisco
       
       Berlin/San Francisco (taz/dpa) | Der Chemiekonzern Bayer hat auch im
       zweiten US-Berufungsverfahren wegen Krebsrisiken durch das weltweit
       meistverkaufte Pestizid, Glyphosat, eine Niederlage erlitten: Ein Gericht
       in San Francisco bestätigte am Freitag ein Urteil, wonach Bayer dem Kläger
       Edwin Hardeman insgesamt gut 25 Millionen Dollar (20,6 Millionen Euro)
       Schadenersatz zahlen muss.
       
       Die Entscheidung sei nicht durch die Beweislage oder geltendes Recht
       gedeckt, erklärte Bayer. Der Konzern erwäge alle rechtlichen Möglichkeiten,
       um eine erneute Überprüfung des Falls zu erreichen. Dabei werde auch die
       Option geprüft, den Obersten Gerichtshof der USA einzuschalten.
       
       Das hatte Bayer auch nach dem ersten verlorenen Berufungsverfahren wegen
       des Glyphosat-haltigen Unkrautvernichters „Roundup“ mitgeteilt – und im
       März schließlich doch seinen [1][Verurteilung akzeptiert]. Damals ging es
       um den Fall des ehemaligen Platzwarts Dewayne Johnson.
       
       „Je mehr Urteile gegen Bayer fallen, desto größer ist der Druck auf das
       Unternehmen, Roundup vom Markt zu nehmen oder großzügigere Entschädigungen
       anzubieten“, sagte Juraprofessor David Noll von der Rutgers Law School.
       Auch deutsche Bauern setzen Glyphosat auf ihren Feldern ein. Die EU prüft
       gerade, ob sie die Zulassung des umstrittenen Mittels verlängern soll.
       Umweltschützer sehen den Wirkstoff als Gefahr für die Natur an. Denn er
       vernichtet alle nicht gentechnisch veränderten Pflanzen und damit auch
       Nahrung beispielsweise für Vögel und Insekten.
       
       ## Vergleich immer noch nicht wirksam
       
       Hardeman hatte Roundup des 2018 für über 60 Milliarden Dollar von Bayer
       übernommenen US-Saatgutherstellers Monsanto für seine Krebserkrankung
       verantwortlich gemacht. Eine Geschworenenjury hatte 2019 zunächst
       Strafzahlungen von gut 80 Millionen Dollar gegen Bayer verhängt. Später
       wurde die Summe reduziert. Der Konzern hatte trotzdem Berufung eingelegt.
       
       Ein wichtiges Beweismittel war ein Gutachten der zur
       Weltgesundheitsorganisation WHO gehörenden Internationalen Agentur für
       Krebsforschung (IARC) von 2015. Es besagt, dass Glyphosat „wahrscheinlich
       krebserregend“ sei. Die IARC beruft sich dabei unter anderem auf
       Tierversuche, bei denen mit Glyphosat gefütterte Ratten und Mäuse Tumore
       entwickelten. Bayer argumentiert unter anderem, dass Aufsichtsbehörden etwa
       in den USA und der EU zu dem Schluss gelangt seien, dass von Glyphosat
       keine Krebsgefahr ausgehe.
       
       Trotz aller siegesgewissen Pro-Glyphosat-Statements des Konzerns bot er
       schließlich Zehntausenden Klägern einen Vergleich an, der rund 10
       Milliarden Dollar kosten soll. Auch diese Menschen führen ihre
       Krebserkrankungen auf Roundup zurück.
       
       Für weitere 2 Milliarden Dollar will Bayer noch nicht eingereichte Klagen
       beilegen. Allerdings steht noch die Zustimmung des zuständigen US-Richters
       zu diesem Vertragswerk aus. Am 19. Mai steht hierzu eine wichtige Anhörung
       an. (mit dpa, rtr)
       
       Anmerkung der Redaktion: Wir haben den Text am 17.05.2021 um 15:00 Uhr
       durchgehend aktualisiert.
       
       17 May 2021
       
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   DIR Jost Maurin
       
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