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       # taz.de -- Tod in Delmenhorster Polizeigewahrsam: Ermittlungen eingestellt
       
       > Gegen die Polizisten, die im Dienst waren, als Qosay Khalaf in Gewahrsam
       > starb, wird nicht mehr ermittelt. Die Anwältin der Familie kritisiert
       > das.
       
   IMG Bild: Viele von Qosay Khalafs Freund*innen haben Zweifel an der Darstellung der Polizei
       
       Hannover taz | Die Ermittlungen gegen die Polizisten, die im Fall des im
       [1][Delmenhorster Polizeigewahrsam kollabierten] und später im Krankenhaus
       verstorbenen Qosay Khalaf eingesetzt waren, wurden eingestellt. Dies teilte
       die Staatsanwaltschaft Oldenburg mit.
       
       Ein strafrechtlich relevantes Verhalten könne den Beamten nicht zur Last
       gelegt werden. Die Todesursache des 19-Jährigen sei auch mit dem Abgleich
       sämtlicher Untersuchungsergebnisse unklar. Ermittlungen gegen eingesetzte
       Rettungskräfte sollen auch bald zu einem Ergebnis kommen.
       
       Die Anwältin der Hinterbliebenen, Lea Voigt, versteht das Vorgehen der
       Staatsanwaltschaft nicht und will Rechtsmittel einlegen. „Aus meiner Sicht
       ergeben sich durch den Einsatz von Pfefferspray und ausgebliebene Hilfe,
       die Augenzeugen schildern, Anhaltspunkte für strafbares Verhalten der
       Polizei.“ Die Ermittlungen seien alles andere als abgeschlossen, sagt
       Voigt. Die Staatsanwaltschaft wolle den Fall offensichtlich auf Biegen und
       Brechen zu den Akten legen.
       
       Laut Staatsanwaltschaft hätte die Befragung „sämtlicher vor Ort gewesenen
       Personen“ ergeben, dass eine Untersuchung von Khalaf durch die eingesetzten
       Rettungskräfte noch am Festnahmeort stattgefunden hätte. Zuvor hatte die
       Staatsanwaltschaft behauptet, Khalaf habe eine Behandlung abgelehnt.
       
       ## Widersprüchliche Schilderungen
       
       Puls und Atmung seien angeblich gemessen und als unauffällig befunden
       worden, heißt es weiter. Die Ergebnisse der Untersuchung seien
       protokolliert. Sauerstoffsättigung und Blutdruck fehlten aber in den Akten,
       so Anwältin Voigt. Nach den Angaben „nahezu aller Anwesenden“ sei der
       Verstorbene eigenständig und ohne Auffälligkeiten zum Polizeiwagen
       gegangen, heißt es weiter von der Staatsanwaltschaft.
       
       Dem widerspricht [2][die Aussage des Augenzeugen Hamudi] (Name geändert),
       ein Freund Khalafs. Hamudi sagt, Polizisten hätten auf Khalaf gekniet, ihm
       sei nicht geholfen worden und er sei nach der Ingewahrsamnahme zum Auto
       geschleift worden. Khalaf habe um Wasser gebeten, es aber nicht erhalten.
       
       Die Staatsanwaltschaft sagt dazu, weder Rettungswagen noch Polizei seien
       mit Getränken bestückt. „Ein Unterlassen der – in der Situation faktisch
       unmöglichen – Gabe von Wasser kann den Beschuldigten folglich nicht
       vorgeworfen werden.“
       
       Im Magen Khalafs seien zudem chemische Superabsorber gefunden worden, die
       die Schädigungen des Darms begründen würden. Deren Herkunft sei noch
       ungeklärt.
       
       Ein von Hinterbliebenen und Freund*innen initiiertes Bündnis „In
       Erinnerung an Qosay“ will weiter für Aufklärung eintreten, sagt Gundula
       Oerter, Pressesprecherin der Gruppe. Sie sagt, sie sei nicht überrascht:
       „Welchen Fall kennen wir, wo die Staatsanwaltschaft nach einer
       polizeilichen Tötung nicht das Verfahren eingestellt hat?“
       
       17 May 2021
       
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