URI: 
       # taz.de -- 15 Prozent Unternehmenssteuer – global: G7 einigen sich auf Ministeuer
       
       > Die Finanzminister der sieben Industriestaaten haben sich auf eine
       > globale Unternehmenssteuer von 15 Prozent geeinigt. Zu mickrig,
       > kritisiert Oxfam.
       
   IMG Bild: USA und Deutschland sind sich einig: globale Unternehmenssteuer muss her
       
       Berlin taz | In der Ära Trump war die G7 fast schon totgesagt. Jetzt erlebt
       die Gruppe der 7 westlichen Industriestaaten womöglich ein Comeback – dank
       der USA unter Joe Biden.
       
       Nicht zuletzt auf Betreiben der neuen US-Regierung haben sich die
       G7-Finanzminister am Samstag in London darauf geeinigt, eine globale
       Mindeststeuer für multinational operierende Großkonzerne einzuführen.
       Details für die Umsetzung sind noch nicht bekannt. Die Finanzminister der
       Länder USA, Japan, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und
       Kanada verpflichteten sich aber, dafür zu sorgen, dass Unternehmen wie
       Google, Facebook und Apple künftig eine Steuer von mindestens 15 Prozent
       zahlen – und zwar egal, in welchem Land sie ihren Hauptsitz haben.
       
       Es sind aber keineswegs nur die großen Technologiekonzerne, denen es
       gelingt, sich vor höheren Steuern zu drücken, indem sie ihre Gewinne
       rechnerisch immer in jene Länder mit niedrigen Steuersätzen verschieben.
       Auch Pharmaunternehmen oder Finanzdienstleister sind geschickt darin.
       
       [1][Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD)] sprach von einer „guten
       Nachricht für die Steuergerechtigkeit“ und einer „schlechten Nachricht für
       Steueroasen in aller Welt“. Konzerne würden ihre Gewinne künftig nicht mehr
       in Niedrigsteuerländer verschieben können. US-Finanzministerin Janet
       Yellen, in deren Land besonders viele der Technologieunternehmen sitzen,
       die bislang von dieser Steuervermeidungsstrategie Gebrauch machen, sagte,
       die Einigung sei ein „beispielloser“ Schritt. Er werde den
       „Unterbietungswettbewerb bei der Unternehmensbesteuerung beenden“.
       
       ## Oxfam: „bei Weitem zu niedrig“
       
       Yellen hatte eigentlich 21 Prozent als Mindestsatz ins Spiel gebracht, war
       von Biden aber zurückgepfiffen worden. Das letzte Wort ist auch noch nicht
       gesprochen. Frankreichs Finanzminister Bruno Le Maire kündigte an, dass
       sein Land in den kommenden Monaten dafür kämpfen werde, „dass dieser
       Mindeststeuersatz so hoch wie möglich wird“. Hilfsorganisationen wie etwa
       Oxfam aus Großbritannien kritisierten seinen Satz von 15 Prozent als „bei
       Weitem zu niedrig“. Internationale Großkonzerne müssten „endlich ihren
       fairen Anteil an Steuern zahlen“.
       
       ## G7-Einigung erster wichtiger Schritt
       
       Debattiert über eine globale Unternehmenssteuer wird schon seit Jahren.
       Doch erst durch den Amtsantritt von Biden als Präsident der größten und
       mächtigsten Volkswirtschaft hat die Diskussion wieder an Fahrt aufgenommen.
       Auch innerhalb Europas sind sich die Regierungen nicht einig. EU-Länder wie
       Irland und Luxemburg, vor allem aber die Schweiz und auch Großbritannien,
       umwerben multinationale Unternehmen regelrecht mit niedrigen Steuersätzen.
       
       Eine Einigung der G7-Finanzminister wird denn auch nicht reichen. Im
       Prinzip müssten alle rund 180 Staaten weltweit einer solchen Steuer
       zustimmen, damit sie global Wirkung erzielt. Ziehen die G7 an einem Strang,
       ist aber schon viel erreicht. Die sieben Finanzminister wollen nun auch die
       Unterstützung der 20 größten Industrie- und Schwellenländer (G20) gewinnen.
       Sollten diese sich bei ihrem nächsten Treffen darauf einigen, könnten sich
       auch Länder wie Irland oder die Schweiz einer Regelung nicht entziehen.
       
       Bei dem Gipfel der G7-Staatschefs ab Donnerstag wollen die Regierungschefs
       [2][dem Handelsblatt zufolge] auch ein globales Infrastrukturprogramm
       beschließen – als Gegenentwurf zu Chinas Seidenstraßeninitiative.
       Bestätigen wollte ein Sprecher der Bundesregierung diese Pläne nicht. Nur
       so viel: „Natürlich wird auch das Verhältnis zu China ein wichtiges Thema
       sein.“
       
       6 Jun 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Scholz-will-Steueroasen-trockenlegen/!5752034/
   DIR [2] https://www.handelsblatt.com/politik/international/buendnis-internes-strategiepapier-g7-staaten-wollen-chinas-seidenstrassen-initiative-kontern/27250742.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Felix Lee
       
       ## TAGS
       
   DIR G7-Gipfel
   DIR G7
   DIR Steuer
   DIR Amazon
   DIR Olaf Scholz
   DIR Steuern
   DIR Joe Biden
   DIR Digitalsteuer
   DIR USA
   DIR Amazon
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Globale Mindeststeuer: Sozialdemokratische Politik
       
       Die Einigung über die globale Mindeststeuer ist ein großer Fortschritt.
       Trotzdem müssen die Verhandlungen über höhere Steuern fortgesetzt werden.
       
   DIR Globale Mindeststeuer für Unternehmen: 130 Staaten einigen sich
       
       Große Konzerne sollen künftig 15 Prozent auf ihre Profite entrichten. 130
       Staaten machen mit. Irland, Estland, Ungarn und andere bremsen noch.​
       
   DIR Besuch von Joe Biden in Europa: Den Weckruf nicht gehört
       
       Europa hat es verpasst, sich von den USA zu emanzipieren. Viele
       EU-Politiker sind aus der Zeit gefallen und schwärmen für ein Amerika, das
       es nicht mehr gibt.
       
   DIR G7-Beschluss zur Mindeststeuer: Plan zum Steuerlöcherstopfen
       
       Eine globale Mindeststeuer soll hunderte Milliarden Euro bringen. Doch noch
       sind viele Punkte offen. Sechs Fragen und Antworten zum Stand der Dinge.
       
   DIR Investitionen in den USA: Nicht kleckern, sondern klotzen
       
       Mit einem billionenschweren Programm will US-Präsident Joe Biden die
       Infrastruktur modernisieren. Dafür soll die Unternehmenssteuer erhöht
       werden.
       
   DIR Rückzug von Amazon-Chef Bezos: Von Roosevelt lernen
       
       Amazon-Chef Jeff Bezos zieht sich zurück. Doch das Problem bleibt. Der
       Onlinekonzern aus Seattle hat zu viel Geld und zu viel Macht.
       
   DIR Neue Unternehmenssteuer in Seattle: Amazon soll für Obdachlose zahlen
       
       Seattle erhebt künftig eine Unternehmenssteuer zur Finanzierung des
       sozialen Wohnungsbaus. Die örtlichen Großkonzerne laufen Sturm.