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       # taz.de -- Berlinale und Berliner Kinobetrieb: Kino gerade nur im Freien
       
       > Freiluftkinos haben auch dank der Berlinale jetzt Auftrieb. Drinnen aber
       > muss man auf den Kinobetrieb, obwohl bereits erlaubt, noch bis Juli
       > warten.
       
   IMG Bild: Etwas Rot muss auch im Sommer bei der Berlinale sein
       
       Berlin taz | Kinofieber in Berlin: die Berlinale startet am Mittwoch.
       Endlich können wieder neue Filme auf der großen Leinwand gesehen werden.
       Draußen, Open Air, was bei den aktuellen Temperaturen verlockend klingt.
       
       Die Berliner Indoor-Kinos dagegen, bei denen man sich kaum noch erinnern
       kann, [1][wann sie zuletzt geöffnet hatten], bleiben weiterhin dicht. Und
       das, obwohl sie gemäß den letzten Lockerungen bei den Coronamaßnahmen
       wieder Besucher und Besucherinnen empfangen dürften.
       
       Ein klein wenig verwundern kann einen das auf den ersten Blick ja schon.
       Der Ruf der Kinobranche nach Perspektiven für eine Wiedereröffnung war in
       den vergangenen Monaten schließlich unüberhörbar. Und die ähnlich
       ungeduldige Gastronomie ließ sich jedenfalls nicht zweimal bitten und
       empfängt wieder Gäste. Galerien, Theater und Museen haben ebenfalls wieder
       den Betrieb aufgenommen. Doch die Kinosessel setzen vorerst weiterhin Staub
       an.
       
       Aber dafür gibt es gute Gründe. Einer davon ist die Sommer-Berlinale
       selbst. Barbara Suhren vom Kreuzberger Arthousekino FSK räumt ein, die an
       16 Spielstätten und über elf Tage hinweg ausgetragene Open-Air-Edition der
       Berlinale sei eine Konkurrenz beim Kampf um das Publikum, der man sich
       gerade lieber nicht stellen möchte. Und Birgit Kohler vom Programmkino
       Arsenal sagt, dass man als Mitveranstalter der Sommer-Berlinale, wo man
       verantwortlich für die Sektionen „Forum“ und „Forum Expanded“ ist, gerade
       auch so schon genug zu tun habe.
       
       Aber auch ohne Berlinale würden die Kinos jetzt nicht ad hoc von heute auf
       morgen öffnen. „Man hat auch so noch Pläne“, so Barbara Suhren, „wir sitzen
       hier ja nicht rum und warten darauf, dass wir morgen wieder aufmachen
       können.“ Manche Kinobetreiber hätten vielleicht einen Urlaub geplant und
       einige seien gerade noch mit der Renovierung ihrer Häuser beschäftigt, als
       sie von dem unerwarteten Umstand überrascht wurden, plötzlich doch so
       schnell wieder öffnen zu dürfen. Außerdem findet sie: „Du kannst ja nicht
       innerhalb von zwei Wochen wieder aufmachen.“ Man müsse erst ein Programm
       erstellen, zudem bräuchte es dazu die passenden Filme der Verleihe, und die
       wiederum brauchen einen gewissen Vorlauf, um diese angemessen bewerben zu
       können.
       
       Etwa sechs Wochen bräuchte man, um die Kinobranche wieder auf Betriebswärme
       zu bekommen, so Christian Bräuer von der Yorck Kinogruppe, der auch
       Vorstandsvorsitzender der AG Kino ist. Deswegen habe seine Gilde genau wie
       alle anderen Kinobranchenverbände in Deutschland Mitte Mai beschlossen: am
       1. Juli soll es bundesweit so richtig wieder losgehen. Und in Berlin halten
       sich alle Lichtspielhäuser an den Termin. Auch wenn sie das nun aufgrund
       der plötzlich so niedrigen Inzidenzen nicht müssten.
       
       1. Juli, darauf arbeiten auch Arsenal und FSK als Termin für eine
       Wiedereröffnung hin. Verena von Stackelberg dagegen, Betreiberin des
       Wolf-Kinos in Neukölln, lässt sich von dem Datum nicht stressen. „Wegen den
       vorgezogenen Sommerferien wird im Juli kaum etwas los sein in unserer
       Nachbarschaft“, sagt sie, „wahrscheinlich würde es teurer werden, in dieser
       Zeit für zu wenig Publikum zu öffnen, als erst einmal weiter geschlossen zu
       bleiben.“
       
       Außerdem sei sie gerade noch auf der Suche nach neuem Personal. Manche
       wollten nicht mehr unbedingt in Kinos arbeiten, sagt sie, weil sie in der
       Krise feststellen mussten, wie prekär der Job dort sein kann. Neue Leute
       müssten erst noch gefunden werden, aber sie sei da guter Dinge. Die
       Kinobetreiberin kann sich also erst einmal ganz entspannt Filme auf der
       Sommer-Berlinale anschauen.
       
       8 Jun 2021
       
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