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       # taz.de -- Deutschland und der Nahostkonflikt: Drei Vereine verboten
       
       > Wegen ihrer Nähe zur Hisbollah sind drei Vereine in Deutschland verboten
       > worden. Es kam zu Durchsuchungen.
       
   IMG Bild: Bundesinnenminister Horst Seehofer
       
       Berlin dpa | [1][Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU)] hat drei Vereine
       verboten, die in Deutschland Geld für eine Stiftung der [2][pro-iranischen
       Schiiten-Bewegung Hisbollah] im Libanon gesammelt haben sollen. Wie der
       Sprecher des Ministeriums, Steve Alter, mitteilte, wurde das bereits am 15.
       April ausgesprochene Verbot der Vereine „Deutsche Libanesische Familie“,
       „Menschen für Menschen“ und „Gib Frieden“ am Mittwoch mit Durchsuchungen
       und Beschlagnahmungsmaßnahmen in Bremen, Hessen, Hamburg, Niedersachsen,
       Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz vollzogen. Über
       möglichen Widerstand wurde zunächst nichts bekannt.
       
       „Wer den Terror unterstützt, wird in Deutschland nicht sicher sein“, sagte
       Seehofer, [3][wie sein Sprecher auf Twitter mitteilte]. „Egal in welchem
       Gewand seine Unterstützer in Erscheinung treten, sie werden in unserem Land
       keinen Rückzugsort finden“, fügte der Minister hinzu, der sich aufgrund
       einer Corona-Infektion aktuell in häuslicher Quarantäne befindet.
       
       Die drei verbotenen Vereine sollen Spendengelder gesammelt und
       Patenschaften für „Märtyrer-Familien“ der Hisbollah vermittelt haben. Ziel
       der Vereine sei es gewesen, den Kampf der Hisbollah gegen Israel zu
       fördern, was gegen den Gedanken der Völkerverständigung verstoße, hieß es
       aus dem Ministerium. Denn die Gewissheit, dass die Hinterbliebenen im Falle
       ihres Todes finanziell unterstützt würden, erhöhe die Bereitschaft junger
       Hisbollah-Anhänger sich am Kampf gegen Israel zu beteiligen.
       
       Nach Einschätzung der Sicherheitsbehörden waren die drei Vereine als Ersatz
       für den Verein „Waisenkinderprojekt Libanon“ gegründet worden. Den hatte
       der damalige Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) 2014 verboten.
       Die neuen Vereine seien damals „in einem engen zeitlichen Zusammenhang“ zum
       Verbot des ursprünglichen Vereins gegründet worden, hieß es zur Begründung.
       Außerdem seien die gleichen Personen als maßgebliche Akteure festgestellt
       worden.
       
       Die Hisbollah ist im Libanon eine Partei mit einem eigenen TV-Sender,
       karitativen Projekten und einer eigenen hochgerüsteten Miliz. Sie wird vom
       Iran finanziell und mit der Lieferung von Waffen unterstützt. Deutschland
       ist für die Bewegung, deren Miliz im Syrien-Konflikt auf der Seite der
       Truppen von Präsident Baschar al-Assad gekämpft hat, nach Einschätzung des
       Verfassungsschutzes kein Aktionsraum, sondern ein Rückzugsort. Die
       Sicherheitsbehörden rechnen deshalb nicht mit gewaltsamen Reaktionen auf
       die nun verfügten Verbote.
       
       Im letzten veröffentlichten Bericht des Bundesamtes für Verfassungsschutz
       wurde das Personenpotenzial der Hisbollah hierzulande auf rund 1.050
       Personen geschätzt. Innenminister Seehofer hatte die Hisbollah im März 2020
       mit einem Betätigungsverbot belegt.
       
       19 May 2021
       
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