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       # taz.de -- EU-weiter digitaler Impfpass: Zu spät für den Urlaub?
       
       > Die Mitgliedsländer verhandeln noch mit dem Parlament, etwa über
       > kostenlose PCR-Tests für ungeimpfte Reisende. Sorgen macht der deutsche
       > Zeitplan.
       
   IMG Bild: Mehr als Pappe: Die EU hätte gern ein digitales Impfzertifikat
       
       Brüssel taz | Kriegt die EU noch rechtzeitig die Kurve – oder kommt der
       Corona-Impfpass zu spät für den Urlaub? In Brüssel wächst die Sorge, dass
       das große Sommerversprechen scheitern könnte, nachdem am Dienstagabend in
       Brüssel eine weitere Vermittlungsrunde geplatzt war. Zum Streit über die
       praktischen Details des Impfpasses gesellt sich die Sorge, dass Deutschland
       den Zeitplan sprengen könnte.
       
       Bisher war geplant, dass alle 27 EU-Länder bis Juni ein [1][„digitales
       grünes Zertifikat“] (so der offizielle Titel) einführen, auf dem Impfungen,
       Tests und eine überstandene COVID-19-Krankheit verzeichnet sind. Damit
       sollen Reisen erleichtert werden, Coronatests und Quarantänen sollen
       entfallen.
       
       [2][Vor allem die Urlaubsregionen in Südeuropa setzen große Hoffnungen in
       das EU-Zertifikat]. Deutschland hingegen war von Anfang an skeptisch – und
       könnte nun zum Spielverderber werden.
       
       Bei den Verhandlungen mit dem Europaparlament setzte die Bundesregierung
       durch, dass den EU-Staaten bei der Umsetzung eine Übergangsfrist von bis zu
       sechs Wochen eingeräumt wird. Berlin hätte so theoretisch bis Mitte August
       Zeit, um die Daten über Geimpfte, Getestete und Genesene zu digitalisieren.
       Der deutsche Impfpass käme damit aber viel zu spät für die Sommerferien.
       
       „Ich hoffe und bete, dass das schneller geht“, kommentiert der
       Europaabgeordnete Peter Liese die Probleme. Der Datenschutz und der
       Föderalismus dürften den Impfpass nicht ausbremsen, fordert der
       CDU-Experte. Schließlich gehe es um die Glaubwürdigkeit. Es könne nicht
       sein, dass die Bürger anderer EU-Staaten von dem Impfzertifikat
       profitieren, Deutsche aber nicht.
       
       Deutschland ist jedoch nicht das einzige Sorgenkind. Für Ärger sorgt auch
       der Ministerrat – also die Vertretung aller EU-Länder. In den Verhandlungen
       mit dem Europaparlament stellt sich der Rat stur. Trotz eines
       Kompromissangebots gebe es „noch keinen weißen Rauch“, erklärte die
       liberale Europaabgeordnete Sophie in’t Veld nach einer Vermittlungsrunde
       („Trilog“) am Dienstag.
       
       Das Parlament fordert unter anderem, kostenlose Coronatests für nicht
       geimpfte Reisende einzuführen. Eine fünfköpfige Familie könne sich die
       kostspieligen PCR-Tests nicht leisten und deshalb nicht in Urlaub fahren,
       argumentieren die Abgeordneten. Die meisten EU-Staaten wollen die Rechnung
       jedoch nicht bezahlen. Hier hat das Parlament nun eine EU-Finanzierung ins
       Spiel gebracht.
       
       Denkbar wäre etwa, ein in der Coronakrise geschaffenes
       „Soforthilfeinstrument“ anzuzapfen. Es wurde bisher vor allem für die
       Beschaffung von Impfstoffen und Antigen-Schnelltests genutzt, aber auch zum
       Ausbau von Testkapazitäten. Die EU-Botschafter wollten diesen Vorschlag am
       Mittwoch prüfen, bevor es am Donnerstag in den nächsten und wohl
       entscheidenden Trilog geht.
       
       ## Nächste Woche treffen sich die Staaten zum Sondergipfel
       
       Streit gibt es auch über die Frage, ob die EU-Staaten auch künftig
       Coronatests oder eine Quarantäne von Einreisenden verlangen können, die
       laut ihrem grünen Zertifikat nachweislich geimpft oder negativ getestet
       sind. Das Parlament hatte dies zunächst vehement abgelehnt. Mit
       europäischen Regeln müssten auch europäische Rechte verbunden sein, hieß
       es. Nun zeigen sich die Abgeordneten aber kompromissbereit.
       
       Die Regierungen könnten auch für Inhaber des Zertifikats zusätzliche
       Beschränkungen beschließen, erklärten sie. Dafür müsse aber eine
       wissenschaftliche Empfehlung der für COVID-19 zuständigen EU-Behörde ECDC
       vorliegen. Allerdings werden die Empfehlungen von ECDC nicht immer befolgt.
       Auch das deutsche RKI setzt sich über die Vorgaben hinweg.
       
       Viel Zeit für eine Einigung bleibt nicht mehr. Am Montag und Dienstag
       treffen sich die Staats- und Regierungschefs zu einem Sondergipfel. Dann
       muss sich zeigen, was aus dem Versprechen der unbeschwerten Sommerreise
       geworden ist.
       
       20 May 2021
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Eric Bonse
       
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