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       # taz.de -- Lambrecht übernimmt für Giffey: Die Doppelministerin
       
       > Justizministerin Christine Lambrecht übernimmt zusätzlich das
       > Familienministerium von Franziska Giffey. Die hatte das Amt am Mittwoch
       > aufgegeben.
       
   IMG Bild: Die neue und die alte Familienministerin: Links Christine Lambrecht, rechts Franziska Giffey
       
       Freiburg taz | Gleich am Freitag wird Christine Lambrecht ihre erste Rede
       als Familienministerin halten. Im Bundestag wird sie einen Gesetzentwurf
       zur Ganztagsbetreuung von Kindern in der Grundschule vorstellen. Dabei hat
       Lambrecht gerade am Donnerstagnachmittag erst ihre Ernennungsurkunde von
       Bundespräsident Frank Walter Steinmeier erhalten. Seitdem ist sie
       Doppelministerin und führt zwei Ministerien.
       
       Als Franziska Giffey am Mittwoch morgen [1][wegen ihrer Dissertationsaffäre
       als Familienministerin zurücktrat], ahnte Kollegin Lambrecht noch nichts
       von ihrer neuen Aufgabe. Wie viele andere in der Bundesregierung war sie
       überrascht. Und es gab für diesen Fall, so ist zu hören, auch keinen
       Notfall-Plan für die Nachfolge. Die Absprache traf dann die SPD-Spitze mit
       Vizekanzler Olaf Scholz und Fraktionschef Rolf Mützenich.
       
       Es war wohl schnell klar, dass das Amt wieder an eine Frau gehen soll,
       schließlich gehören auch „Frauen“ zur Zuständigkeit des Hauses – neben
       Familien, Senior:innen und der Jugend. Als Lambrecht dann konkret
       gefragt wurde, will sie sich mit gewissem Stolz sogar über die zusätzliche
       Aufgabe gefreut haben.
       
       Dabei ist Lambrecht noch gar nicht so lange Justizministerin. Die
       55-jährige Juristin ist erst seit Juni 2019 im Amt. Erste Justizministerin
       dieser Wahlperiode war Katarina Barley, die sich dann aber für die SPD als
       Spitzenkandidatin bei der Europawahl opferte und jetzt Abgeordnete in
       Brüssel ist. Lambrecht war zunächst Finanzstaatsekretärin bei Olaf Scholz
       und in der letzten Wahlperiode parlamentarische Geschäftsführerin der
       SPD-Fraktion.
       
       ## Ganz fremd ist Lambrecht das neue Thema nicht
       
       Als Justizministerin hat sie sich schnell einen Namen gemacht und viele
       neue Gesetz angestoßen, etwa die Strafbarkeit von Upskirting-Fotos, also
       von heimlich unter den Rock geschossenen Fotos. Erst am Donnerstag hat sie
       die Urheberrechtsreform abgeschlossen, das komplexeste Projekt ihrer
       Amstzeit.
       
       Das neue Ministerium ist Lambrecht nicht völlig fremd. Es gab einige
       Projekte, die sie mit Giffey gemeinsam angepackt hat, etwa den [2][Entwurf
       für Kinderrechte im Grundgesetz] oder die Stärkung von Frauen in
       Führungspositionen. Beide Gesetzentwürfe sind noch nicht beschlossen. Hier
       bewegt sich Lambrecht also in ihrer neuen Rolle auf bekanntem Terrain –
       anders als zum Beispiel bei der Betreuung von Schulkindern, die sie
       lediglich aus der Perspektive als Mutter kennt.
       
       Lambrecht wird nun also zumindest bis zur Bundestagswahl im September beide
       Ministerien führen. Doch sie muss auch anschließend im Amt bleiben, bis
       ein:e Nachfolger:in ernannt ist.
       
       Dem nächsten Bundestag wird Lambrecht nicht mehr angehören. Sie bewirbt
       sich nicht erneut um ein Abgeordnetenmandat und kann sich laut eigenen
       Angaben vorstellen, wieder als Anwältin zu arbeiten. Sie hat allerdings nie
       gesagt, dass sie nicht mehr Ministerin sein will.
       
       20 May 2021
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Christian Rath
       
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