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       # taz.de -- Deutlicher Rückgang bei Infektionszahlen: Spahn warnt vor Übermut
       
       > Neuinfektionszahlen sinken schnell und Impfungen laufen planmäßig. Doch
       > der Gesundheitsminister mahnt zur Geduld bei Lockerungen.
       
   IMG Bild: Wichtig fürs Sinken der Infektionszahlen: Corona-Impfungen, hier in einer Kirche in Castrop-Rauxel
       
       Berlin taz | Es sind erstaunlich gute Zahlen, die Gesundheitsminister Jens
       Spahn (CDU) und der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar
       Wieler, am Freitag präsentieren konnten: Die Zahl der neu gemeldeten
       Corona-Infektionen fällt nicht nur weiterhin deutlich; der Rückgang hat
       sich zuletzt sogar beschleunigt. Im 7-Tage-Mittel sind zuletzt nur noch
       8.303 neue Fälle pro Tag beim RKI gemeldet worden – das sind über 30
       Prozent weniger als vor einer Woche und rund 60 Prozent weniger als beim
       Höchststand der dritten Welle vor dreieinhalb Wochen. „Wer hätte das vor
       vier Wochen gedacht“, kommentierte Spahn.
       
       Tatsächlich war ein Rückgang in dieser hohen Geschwindigkeit kaum erwartet
       worden. Wieler geht davon aus, dass die „Vielzahl der Maßnahmen“ dazu
       beigetragen habe. Auch Spahn geht von einer Kombination verschiedener
       Effekte aus: Zum einen hätten sich Menschen aufgrund der dramatischen
       Situation von sich aus vorsichtiger verhalten; das sei dann durch
       „entschlossenes staatliches Handeln“ verstärkt worden.
       
       ## Große Fortschritte beim Impfen
       
       Zudem hätten sich wetterbedingt mehr Aktivitäten nach draußen verlagert, wo
       das Infektionsrisiko weitaus geringer ist als in geschlossenen Räumen. Vor
       allem aber mache der [1][Fortschritt beim Impfen] einen großen Unterschied.
       „Ostern waren 12 Prozent der Menschen erstgeimpft, Pfingsten sind es 40
       Prozent“, sagte der Gesundheitsminister.
       
       Tatsächlich läuft es beim Impfen weiter nach Plan: In den letzten Wochen
       wurden jeweils 5 Millionen Impfungen pro Woche durchgeführt, ab Mitte Juni
       werden es über 6 Millionen sein. Bis Juli müssten damit alle Impfwilligen
       über 16 mindestens die erste Dosis erhalten können. Und schon diese senkt
       das Infektionsrisiko deutlich. Zudem hatten Studien in England gezeigt,
       dass die Infektionsrate bereits zwei Wochen vor der Impfung deutlich sinkt,
       weil die Menschen dann offenbar weniger Risiken eingehen.
       
       Deutlich gesunken ist auch die Zahl der Coronapatient*innen, die auf
       Intensivstationen behandelt werden: Mit rund 3.500 lag sie am Freitag um
       etwa ein Drittel niedriger als beim Höchststand der dritten Welle Ende
       April. Die Todeszahlen dagegen gehen langsamer zurück: Im Schnitt wurden in
       der letzten Woche immer noch 183 Tote pro Tag gemeldet – nur etwa ein
       Viertel weniger als Ende April. Allerdings war die Zahl der Toten zuvor
       auch sehr viel weniger stark gestiegen als die der Infizierten und
       Intensivpatient*innen.
       
       Spahn und Wieler warnten, trotz der rückläufigen Zahlen nicht vorschnell
       auf Schutzmaßnahmen zu verzichten. Er könne die Ungeduld vieler Menschen
       verstehen, sagte der Minister. „Aber Ungeduld darf nicht zu Übermut
       führen.“ Lockerungen sollten vor allem draußen gelten und [2][durch Tests
       abgesichert] werden.
       
       Kritisch äußerten sich beide zur Ankündigung des Landes Niedersachsen, bei
       Inzidenzen von unter 35 im Einzelhandel auf die Maskenpflicht zu
       verzichten. Das zeigte offenbar Wirkung: Am Freitagnachmittag kündigte die
       niedersächsische Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD) an, die
       Maskenpflicht beizubehalten.
       
       21 May 2021
       
       ## LINKS
       
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