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       # taz.de -- Neue Kinderwelt des Jüdischen Museums: Nach uns nicht die Sintflut
       
       > Die Kinderwelt „Anoha“ des Jüdischen Museums will Respekt im Umgang
       > miteinander lehren. Das ist auch eine spannende Botschaft für Erwachsene.
       
   IMG Bild: Schaut mal, Kinder: Blick in die neue Kinderwelt Anoha des Jüdischen Museums Berlin
       
       Berlin taz | Hat man den Sicherheits-Check in der neuen Kinderwelt des
       Jüdischen Museums erst einmal durchlaufen, empfangen im Foyer Affen,
       Wildschweine und Schafe – allerdings nicht in echt, sondern als akustische
       Geräuschkulisse. Die Schuhe in blaue Überzieher gehüllt, geht es am
       Mittwoch los mit der Entdeckungstour für die geladene Presse. Familien, die
       ab Freitag die Anoha, wie das Kindermuseum heißt, besuchen, dürfen dann
       allerdings in Socken loslegen. Schließlich soll getobt, geklettert und
       ausprobiert werden, und das geht besser ohne Schuhe.
       
       „In der Kinderwelt Anoha erleben die jungen Gäste einen Spielplatz des
       Miteinanders. Sie gehen in eine Schule der Toleranz und der Verständigung“,
       so Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) am Mittwoch.
       
       Hat man das Foyer erst mal verlassen, folgen Regengang und Flutraum. Aus
       dem tosenden Wasser befördern Wackelinseln Besucher:innen weiter in
       die Geschichte der Arche Noah. Während in der Tora Noah derjenige war, der
       alle Tierarten vor der Sintflut rettet, sind es hier die Kinder selbst, die
       retten müssen.
       
       150, von Künstler:innen designte Tierskulpuren warten darauf, an Bord
       geholt zu werden. Ungewöhlich sehen sie aus: Die Beine der Eselin sind aus
       einem alten Servierwagen gefertigt, eine Glocke bildet ihre Hufe, und auch
       die Schnauze wurde recycelt und setzt sich aus einem Papierkorb, einem
       halben Fußball und Zähnen aus Schreibmaschinentasten zusammen.
       
       ## Offenheit und Respekt
       
       Spielerisch werden den Kindern Offenheit und Respekt im Umgang miteinander
       vermittelt: Dürfen nur die Lieblingstiere mit auf die Arche oder hat jedes
       Tier in seiner Unterschiedlichkeit seinen Platz? Die Kinder (und
       Erwachsenen) lernen auch: Manche Tiere haben es schwerer als andere, weil
       sie [1][vom Artensterben durch den Klimawandel] betroffen sind. Der in
       schwarzen Seilen hängende kleine Polarbär schafft es nicht mehr alleine auf
       das Boot. Er muss von den Besucher:innen mittels einer Seilbahn in
       „Sicherheit“ gebracht werden.
       
       An Bord gibt es verschiedene Aktionen: Fütterungsstationen, an denen
       mithilfe eines Seilzugs bunte Bälle über durchsichtige Rohre in die Tröge
       der Tiere rollen. Toiletten existieren ganz im Sinne der Nachhaltigkeit,
       indem der Dung nämlich direkt auf die anliegende Blumenwiese verteilt wird.
       
       Als Letztes lässt sich mit einem Teleskop in die Zukunft blicken und lassen
       sich Regeln des Miteinanders aushandeln. Nach dem jüdischen Konzept „Tikkun
       Olam“ geht es, das ist der rote Faden dieses Museums, um eine bessere Welt.
       
       „Die Kinderwelt soll ein Ort der Begegnung von Generation, Religionen und
       Kulturen sein, für Menschen aus Kreuzberg, Berlin und darüber hinaus“, sagt
       [2][Direktorin Hetty Berg] beim Presserundgang. Eine Botschaft, die auch
       für Erwachsene noch interessant sein sollte.
       
       23 Jun 2021
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Svenja Jäger
       
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