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       # taz.de -- Deutscher Austragungsort der Fußball-EM: Ein fast sinnenloses Münchner Kindl
       
       > Von der Fußball-EM ist in München nicht viel zu entdecken. Außer einer
       > Skulptur ohne Mund und Nase, die immerhin zum Zeitgeist passt.
       
   IMG Bild: Selten ist die EM in München so sichtbar wie hier: Stadion, in dem die DFB-Elf ihre Vorrunde spielt
       
       München hat ein neues Kindl. Es steht mitten in der Stadt auf dem
       Marienplatz, ist drei Meter hoch und hässlich wie die Nacht. So richtig
       schön ist das echte, das alte Münchner auch nicht. Aber an den Mönch im
       Münchner Stadtwappen mit seinem schwarz-gelben Gewand hat man sich über die
       Jahre gewöhnt. Und dass blonde junge Frauen, in ein ebensolches Gewand
       gekleidet, in Bierzelten riesige Brezn verkaufen, wird wissen, wer
       [1][schon einmal auf dem Oktoberfest] war.
       
       Nun gibt es also ein neues Kindl. Es soll so etwas wie ein künstlerischer
       Beitrag der bayerischen Landeshauptstadt zu dieser Fußball-EM sein. Ein
       schraffiertes Kleidchen hat es an, das Kindl, hält in der einen Hand den
       EM-Pokal und in der anderen einen Fußball. Im kreisrunden Gesicht hat es
       nichts, keine Augen, keine Nase und keinen Mund, was in diesen Tagen ja
       ganz praktisch ist. Für solche Wesen gilt wahrscheinlich keine
       Maskenpflicht, auch nicht im Land der Vorsicht. Immerhin hat das Kerlchen
       zwei kleine Öhrchen, ist also nicht ganz sinnenlos.
       
       „Spectacular“, so heißt es auf der Website der Stadt, nennt sich die
       Skulptur, die vieles ist, aber gewiss nicht spektakulär. „#simplymunich“
       steht auf dem Sockel, auf dem das Kindl steht. Mit diesem urbayerischen
       Slogan wirbt die Stadt wohl für sich. Ja, mei. Fußballfans sollen sich
       wahrscheinlich davor fotografieren lassen und ihre Instagramstorys damit
       füttern, um Reklame zu machen für den deutschen EM-Spielort. Weil das Ding
       so aussieht, wie es aussieht, werden sich gewiss keine großen
       Fangruppierungen darum scharen, was im Sinne des Infektionsschutzes
       durchaus auch seine Vorteile hat.
       
       Das ist überhaupt das Problem, das die Gastgeberstadt mit diesem Turnier
       hat. Man möchte zeigen, was man draufhat, die gastronomischen Einrichtungen
       in der Innenstadt herzeigen, die Leistungsstärke der Hotellerie bewerben,
       [2][und möchte doch nicht, dass allzu viel los ist in der Stadt]. Die
       Kanzlerkandidatin der Grünen, Annalena Baerbock, hat ja neulich so schön
       gesagt, dass sich das Land mitten am Ende einer Pandemie befinde. Viel
       schöner hätte es auch ein Karl Valentin nicht ausdrücken können. Es ist EM
       in München und irgendwie auch nicht.
       
       ## Viel EM ist nicht zu entdecken
       
       Das Münchner Boulevardblatt tz schreibt von Fußballfieber, und Bayerns
       Innenminister Joachim Herrmann warnt vor dem „Mobilisierungspotenzial“ des
       Spiels der Deutschen gegen Frankreich am Dienstag. Er fordert die
       Einhaltung der geltenden Hygieneregeln. „Sonst wird das Coronavirus zum
       EM-Gewinner.“ Das kann ja nun auch niemand wollen. Wer da mal Emotionen
       zeigen will, dem mag es so gehen [3][wie einst Karl Valentin]: „Mögen hätt
       ich schon wollen, aber dürfen habe ich mich nicht getraut“, ist einer der
       berühmtesten Sätze, die der Komiker hinterlassen hat.
       
       Viel Europameisterschaft ist also nicht zu entdecken in München. Ein paar
       Plakate im Uefa-Styling hängen in der Stadt. „Munich“ steht drauf. O mei!
       
       14 Jun 2021
       
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