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       # taz.de -- Mögliche Lösung für geologisches Rätsel: Junge Erde war ein Mega-Treibhaus
       
       > Die Erde war im Archaikum trotz Sonnenmangel nicht vereist. Laut einer
       > Studie ist der Grund für die hohen Temperaturen eine Riesenmenge CO2.
       
   IMG Bild: Die Sonne schien vor drei bis vier Milliarden Jahren nur schwach
       
       Berlin taz | Sobald die Sonne weg ist, wird es kalt. Diese Erfahrung hat
       wohl schon etliche pandemiebegleitende Spaziergänge abgekürzt, im großen
       Maßstab ist sie aber sogar der Grund für ein geowissenschaftliches
       Mysterium. Warum war die Erde vor drei bis vier Milliarden Jahren kein
       Eisklumpen, während die Sonne nur sehr schwach schien?
       
       Sie hatte damals lediglich 70 bis 80 Prozent ihrer heutigen Intensität.
       Trotzdem gab es schon im sogenannten Archaikum Ozeane und kaum
       Gletschereis.
       
       Ein Forschungsteam hat jetzt einen neuen Ansatz für die Lösung des Rätsels
       [1][veröffentlicht]: Auf der Erde dürfte es damals gigantische Mengen
       Kohlendioxid, vor allem aus vulkanischen Ausgasungen, gegeben haben – bis
       es nach dem Beginn der Plattentektonik in Kontinenten gebunden wurde, also
       in Form von Gestein, Kohle, Öl und Gas.
       
       Die CO2-Masse soll den Modellen der Forscher nach den Druck von einem bar
       gehabt haben. Das ist so viel, als bestünde heute die gesamte Atmosphäre
       daraus. Mittlerweile ist CO2 nur noch ein Spurengas, wenn auch weiterhin
       mit [2][bekanntermaßen großer Wirkung].
       
       ## Welches Treibhausgas ist Schuld?
       
       Fachkreise diskutieren seit einem halben Jahrhundert über das sogenannte
       Paradox der jungen schwachen Sonne. Die Treibhauswirkung an sich ist dabei
       nicht neu. Weil sie aber so stark gewesen sein muss, stand eher das noch
       wirksamere Treibhausgas Methan im Verdacht. Das passte aber nicht zu
       anderen geologischen Erkenntnissen zur damaligen Erde.
       
       Untersuchungen von sehr altem Gestein darauf nämlich darauf hin, dass auch
       der Ozean damals 70 Grad warm war – extrem unwahrscheinlich bei der
       schwachen Sonne. Weil man derartiges gewissermaßen von den Steinen ablesen
       kann, ist die Rede von Geothermometern.
       
       Geht man von dem hohen CO2-Gehalt in der Atmosphäre aus, verändern sich die
       Annahmen zur Zusammensetzung des Meerwassers. Damit würde man auch die
       Spuren auf dem Gestein anders interpretieren. Sie würden dann eher auf eine
       Ozeantemperatur von 40 Grad hindeuten. Schon realistischer.
       
       „Hohe CO2-Gehalte würden somit gleichzeitig zwei Phänomene erklären“, sagt
       Leitautor Daniel Herwartz von der Uni Köln. „Zum einen das warme Klima auf
       der Erde und zum anderen, warum die oft herangezogenen Geothermometer
       scheinbar heißes Meerwasser anzeigen.“
       
       2 Jun 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.pnas.org/content/118/23/e2023617118
   DIR [2] /Schwerpunkt-Klimawandel/!t5008262
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Susanne Schwarz
       
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