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       # taz.de -- Prozess gegen Ordensschwester: Christlich handeln
       
       > In Würzburg steht eine Ordensschwester vor Gericht, weil sie Flüchtlinge
       > versteckte. Deutschland lehnte den Asylantrag der beiden Nigerianerinnen
       > ab.
       
   IMG Bild: Immer wieder kommt es zu Entführungen in Nigeria. Hier warten Eltern auf Nachricht von ihren Kindern
       
       [1][Obdachlosigkeit und Vergewaltigung] trieben die beiden nigerianischen
       Frauen Mitte 20 auf die schwierige Flucht nach Europa. Doch in der
       Staatenunion, von der sie sich ein besseres Leben versprachen, wartete nur
       noch mehr Gewalt. In Italien wurden sie unter brutalen Umständen zur
       Prostitution gezwungen. Sie schlugen sich durch nach Deutschland, wo ihre
       [2][Asylanträge abgelehnt wurden].
       
       „Ich war hungrig, ihr gabt mir zu essen; ich war durstig, ihr gabt mir
       Wasser; ich war fremd, und ihr habt mich aufgenommen. Ich war nackt, ihr
       habt mich gekleidet; ich war krank, ihr habt mich gepflegt; ich war im
       Gefängnis, und ihr seid zu mir gekommen. … alles, was ihr für eines meiner
       geringsten Geschwister getan habt, habt ihr für mich getan.“
       
       Geht es nach [3][diesen Worten Jesu,] hat Schwester Juliana Seelmann alles
       richtig gemacht, als sie die beiden jungen Frauen aus Nigeria in ihrem
       fränkischen Kloster aufnahm. Doch die Staatsanwaltschaft in Unterfranken
       sieht das anders. Am Mittwoch steht die 38-jährige Franziskanerin in
       Würzburg vor Gericht. Der Vorwurf: „Beihilfe zum unerlaubten Aufenthalt“.
       
       Dabei hatte sich Seelmann an die strengen Regeln gehalten, die das
       [4][Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF)] 2015 mit der
       evangelischen und katholischen Kirche in Bezug auf das Kirchenasyl
       aushandelte. Seelmanns Ziel: die erneute Überprüfung dieser Härtefälle, in
       denen eine Abschiebung ins Ankunftsland nach dem Dublin-Abkommen unzumutbar
       gewesen wäre. „Ich konnte nicht anders“, sagte Seelmann kürzlich dem
       Bayerischen Rundfunk.
       
       In keinem anderen Bundesland werden Kirchenasyl-Fälle so restriktiv
       verfolgt wie in Bayern. In den letzten Monaten mussten sich auch der
       [5][evangelische Pfarrer Ulrich Gampert], die Benediktinerschwester
       [6][Mechthild Thürmer] und der [7][Mönch Abraham Sauer] deswegen vor
       Gericht verantworten. Diese frommen Menschen gehen in Konflikt mit dem
       Gesetz, um in Einzelfällen zu helfen. Sie weisen mit ihrer Konsequenz aber
       auch auf den andauernden Widerspruch zwischen Werten und Wirklichkeit hin –
       in Bayern und Europa.
       
       Denn was ist eine Religion wert, die nach wie vor als Identitätsmarker
       herhalten muss, aber in ihrer universalistischen Ethik nicht praktisch wird
       und werden darf? Letztlich können auch couragierte Ausnahmemenschen wie
       Juliana Seelmann diesen Widerspruch nicht auflösen.
       
       Die Bayer*innen und Europäer*innen müssen Mehrheiten aktivieren und
       damit Regierungen wählen, die tatsächlich für die Menschenrechte eintreten
       und das C nicht bloß im Namen tragen. Ob in Franken, Italien oder in
       Nigeria: „Jede*r hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der
       Person.“ Das Recht auf Asyl für bedrohte Menschen gehört auch dazu.
       
       2 Jun 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Gewaltausbruch-in-Nigeria/!5766293
   DIR [2] /Was-passiert-mit-Fluechtlingen-ohne-Asyl/!5366360
   DIR [3] https://bibeltext.com/l12/matthew/25.htm
   DIR [4] https://www.bamf.de
   DIR [5] https://www.evangelisch.de/inhalte/160444/18-09-2019/kirchenasyl-prozess-gegen-pfarrer-verfahren-eingestellt
   DIR [6] /Mechthild-Thuermer/!171413/
   DIR [7] https://www.katholisch.de/artikel/29594-muensterschwarzach-ordensmann-im-kirchenasyl-verfahren-freigesprochen
       
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   DIR Stefan Hunglinger
       
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