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       # taz.de -- Neue Regierung in Israel: Es muss funktionieren
       
       > Ein Bündnis von Ultrarechten, Feministinnen und Muslimen will Benjamin
       > Netanjahu ablösen. Die neue Koalition könnte das Land endlich befrieden.
       
   IMG Bild: Im Gespräch: Jair Lapid (r.) mit seinem neuen Partner Naftali Bennett in Ramat Gan am Donnerstag
       
       Benjamin Netanjahu müssen die Nackenhaare stramm gestanden haben bei dem
       Anblick der drei Männer, [1][die am Mittwochabend den Koalitionsvertrag
       unterzeichneten]. Da sitzt Jair Lapid mit seinen neuen Partnern Naftali
       Bennett, ein ultrarechter Politiker, der wie kein anderer den Siedlungsbau
       im Westjordanland vorantreibt, und Mansour Abbas, streng religiöser Muslim
       und Antizionist, gemeinsam an einem Tisch.
       
       Wie soll das nur funktionieren, fragt man sich. Nach all den Jahren der von
       staatlicher Seite forcierten Hetze gegen die Minderheit, [2][nach all den
       Jahren wachsender Diskriminierung] und [3][nach den jüngsten Straßenkämpfen
       zwischen jüdischen und arabischen Israelis]. Das schwierige Bündnis ist auf
       Netanjahus eigenem Mist gewachsen. Gerade jetzt muss es funktionieren.
       Gerade jetzt müssen sich die vernünftigen Kräfte zusammentun, um das Land
       zur Ruhe zu bringen. Wenigstens innenpolitisch.
       
       Die gute Nachricht ist, dass Netanjahu sehr wahrscheinlich und diesmal
       endgültig von der politischen Landkarte verschwindet, dass er sich den
       RichterInnen stellen muss, um ein gerechtes Urteil zu bekommen. Die zweite
       gute Nachricht ist, dass in der nächsten Koalition die ultraorthodoxen
       Parteien – zwei Listen, die aus Prinzip keine Frauen aufstellen – sehr
       wahrscheinlich keine Rolle mehr spielen werden.
       
       Das ist eine Chance, um der ungerechten Verteilung von Rechten und
       Pflichten im Land ein Ende zu machen, um auch die frommen Männer und Frauen
       zum Militärdienst und zur Integration in den Arbeitsmarkt zu verpflichten
       und damit dazu, ihren Teil in die staatlichen Kassen zu zahlen. Und sich an
       die Regeln zu halten, die für alle anderen auch gelten.
       
       ## Zur Kooperation gezwungen
       
       Die beste Nachricht aber ist, dass die bislang gegnerischen Lager zur
       Kooperation gezwungen sind, wenn das Projekt gelingen soll. Dazu müssen sie
       sich erst einmal kennenlernen und einander zuhören. Dem frommen Muslim
       Mansour Abbas dürfte es recht seltsam anmuten, wenn er Merav Michaeli reden
       hört. Die Chefin der Arbeitspartei gendert auf eigene Art: Sie spricht
       ausschließlich in der weiblichen Form, und das sind im hebräischen
       Substantiv, Verb und Adjektiv.
       
       Auch umgekehrt wird es den ein oder anderen Lerneffekt geben. Mauern
       einreißen, stabile Regierungsverhältnisse schaffen, das ist das Ziel. Wenn
       Lapids PartnerInnen eine friedliche Zusammenarbeit gelingt, dann schaffen
       es die anderen Israelis vielleicht auch.
       
       3 Jun 2021
       
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