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       # taz.de -- Luftfahrtbranche will Krise überwinden: Lufthansa zahlt Hilfen zurück
       
       > Kanzlerin Merkel fordert beim Luftfahrtgipfel einen baldigen Umstieg auf
       > saubere Treibstoffe. Die Branche hofft auf eine allmähliche Erholung.
       
   IMG Bild: Bundeskanzlerin Merkel hat einen Umstieg auf erneuerbare Energien im Flugverkehr gefordert
       
       Berlin taz | Die [1][Lufthansa] will die während der Coronakrise erhaltene
       großzügige staatliche Unterstützung schnell wieder zurückerstatten. „Wir
       wollen eines der ersten Unternehmen sein, dass die Hilfe zurückzahlt“,
       kündigte Vorstandschef Carsten Spohr auf einer Luftfahrtkonferenz am
       Freitag an. Dies könne noch vor der Wahl der Fall sein.
       
       Das Unternehmen ist nach dem nahezu vollständigen Einbruch der Luftfahrt im
       vergangenen Jahr von der Bundesregierung mit Hilfsmilliarden über Wasser
       gehalten worden. 2 Milliarden Euro nahm die Airline in Anspruch, die Hälfte
       ist bereist getilgt.
       
       Mit Hilfe einer Kapitalerhöhung will Spohr nun den Rest zurückzahlen.
       Dahinter steht auch der Wunsch nach mehr Freiheiten. Denn die
       Bundesbeteiligung sieht auch Beschränkungen bei den Bonuszahlungen, den
       Dividenden oder den Zinsen für Unternehmensanleihen vor. Um wieder auf die
       Beine zu kommen, will die Gesellschaft Tausende [2][weiterer Stellen
       abbauen]. Danach werden wohl noch 100.000 Beschäftigte auf der Gehaltsliste
       stehen.
       
       Die nächste schwierige Aufgabe schrieb Bundeskanzlerin Angela Merkel dem
       Vorstand öffentlich ins Aufgabenbuch. „Die Dekarbonisierung aller Bereiche
       duldet keinen Aufschub mehr“, stellte Merkel klar. So bald wie möglich
       müsse die [3][Luftfahrt neue Antriebstechnologien] nutzen, hybridelektrisch
       und später mit Wasserstoff fliegen. Auch nachhaltiges Kerosin müsse bald
       eingesetzt werden.
       
       ## Luftfahrtbranche hat Tal durchschritten
       
       Die Probleme damit sind der Kanzlerin allerdings bewusst. „Derzeit lassen
       Preise und Menge noch zu wünschen übrig“, räumte sie ein. Spohr zufolge
       kosten klimaneutrale Treibstoffe derzeit zehnmal so viel wie herkömmliches
       Kerosin. „Das werden wir ohne den Staat nicht schaffen“, sagte der
       Lufthansa-Chef. Darauf wollte sich die scheidende Kanzlerin nicht
       einlassen. Sie hofft vielmehr auf sinkende Preise für den klimaneutralen
       Sprit.
       
       Immerhin hat die Luftfahrtindustrie das Tal durchschritten. Die großen
       Hersteller wie Airbus oder der Triebwerkshersteller MTU sind
       vergleichsweise gut durch die Krise gekommen. Mit 850.000 Beschäftigten in
       Deutschland ist die Sparte insgesamt auch ein wichtiger Arbeitgeber. Doch
       viele Jobs, etwa an den Flughäfen, sind verloren gegangen, wie die
       Gewerkschaft Verdi beklagt. So hätten 44 Prozent der Beschäftigten beim
       Bodenpersonal aufgehört, erläutert Verdi-Luftfahrtexpertin Mira Neumaier.
       Branchenweit seien es 16 Prozent. Dass die Industrie darunter weniger
       leidet, liegt vor allem am internationalen Luftverkehr. In China und den
       USA hat der Flugverkehr inzwischen wieder das Niveau von vor der Krise
       erreicht. Das bedeutet auch eine Nachfrage nach neuen Maschinen.
       
       Hierzulande fehlen jedoch weiterhin die Passagiere. Aktuell liegt das
       Minus im Vergleich zu 2019 noch bei 80 Prozent. Nur im touristischen
       Geschäft kehren die Reisenden allmählich zurück. Geschäftsreisen finden
       dagegen weiterhin nicht statt. Nun hoffen die Unternehmen auf baldige
       Reiseerleichterungen, insbesondere auf den Fernstrecken über den Atlantik.
       
       18 Jun 2021
       
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