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       # taz.de -- Aus für Berliner Künstlerkollektiv: Und es hat Peng! gemacht
       
       > Das Peng!-Kollektiv verkündet über den Kurznachrichtendienst twitter sein
       > Ende. Grund seien Zerwürfnisse innerhalb der Gruppe.
       
   IMG Bild: Auch das war Peng: Installation auf der Manifesta 12 für zeitgenössische Kunst in Palermo 2018
       
       Berlin taz | In seiner letzten großen Aktion richtete sich das Berliner
       Künstlerkollektiv Peng im März diesen Jahres direkt an die Mitarbeitenden
       des Mainzer Impfstoffherstellers Biontech. Deren Firma verdiene sich an dem
       Vakzin dumm und dämlich, während ärmere Länder [1][vor allem in Afrika]
       wohl noch Jahre lang darauf warten müssten, mit dem lebensrettenden Mittel
       versorgt zu werden, da erst die Industriestaaten an der Reihe seien.
       Deswegen der Appell von Peng an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der
       Firma: [2][Leakt die Formel des Impfstoffs] auf einer extra dafür
       eingerichteten Website.
       
       Es war eine dieser [3][typischen Provonummern von Peng:] frech, smart,
       hochprofessionell. Auch dank dieser künstlerischen Intervention wurde eine
       Weile lang das Für und Wider der Freigabe von Impfstoff-Formeln für alle
       diskutiert. Peng erlebte zu diesem Zeitpunkt ein echtes Popularitätshoch.
       
       Plötzlich kannte jede und jeder die Prankster aus Berlin. Was vor allem
       daran lag, dass Jean Peters, einer der Gründer der Gruppe, ein viel
       beachtetes Buch herausbrachte, das von ihm und seinen Aktionen bei Peng
       berichtete. Das Sahnetorten-Attentat auf AfD-Frau Beatrix von Storch ging
       beispielsweise auf seine Rechnung, erfährt man in diesem. Und wie er es
       bewerkstelligt hatte.
       
       Ein wenig verwunderlich wirkte es ja da schon, dass eine Einzelperson aus
       dem Maschinenraum einer Gruppe plauderte, die sich explizit [4][der
       Identitätslosigkeit verschrieben hatte] und jede Aktion dem Kollektiv und
       nie einer Einzelperson zuschreiben ließ.
       
       ## Die Party ist vorbei
       
       Doch wie sehr sich Peters zu dem Zeitpunkt bereits vom Rest des Kollektivs
       entfremdet zu haben schien, davon bekommt man erst durch eine am Montag via
       Twitter verbreitete längere Mitteilung der Gruppe eine Ahnung. Sie ist eine
       an Schärfe kaum zu überbietende, hemmungslos persönliche Abrechnung mit
       Peters und seinem Buch. Peters würde einen Persönlichkeitskult betreiben,
       heißt es da, sich als Genie und Strippenzieher selbst vermarkten. Und: „Das
       Buch ist uns peinlich und widerspricht all unseren Grundsätzen.“ Außerdem
       ist die Rede von Sexismus und Chauvinismus innerhalb des Kollektivs, wofür
       ebenfalls Peters und sein Verhalten ursächlich sein sollen. Schon seit
       Jahren gebe es deswegen eigentlich zwei Peng-Gruppen unter demselben Namen:
       das eigentliche Kollektiv und Peters Solo-Performance.
       
       Nun sei man müde davon, sich ständig untereinander aufzureiben. Die
       Schlussfolgerung: [5][„Wir hatten eine gute Party, aber sie ist vorbei.“]
       Der Tweet werde das letzte Statement von Peng sein, die Gruppe gelte
       hiermit offiziell als aufgelöst und man werde nichts mehr von ihr hören.
       
       Der Account, von dem der Tweet abgeschickt wurde, ist tatsächlich der von
       Peng. Allerdings bleiben die Verfasser anonym, was freilich ganz der
       eigentlichen Peng-Philosophie entspricht. Ob hier die
       Kommunikationsguerilla eventuell selbst gehackt wurde oder gar eine neue
       Aktion vorbereitet, lässt sich nicht hundertprozentig sagen. Dementi über
       diesen oder andere Kanäle gibt es bislang jedenfalls nicht. Es hat Peng bei
       Peng gemacht, könnte man wohl sagen, wäre das nicht ein eigentlich
       verbotener Kalauer.
       
       21 Jun 2021
       
       ## LINKS
       
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   DIR [5] https://twitter.com/Peng/status/1406867816133898241?s=20
       
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